Flammenbrut
offensichtlich gefreut, ihr das Bild schenken
zu können. Kate sah sich das Farbfoto noch einmal an, bevor sie es dem Inspector reichte. Sie und Alex standen Seite an Seite
und lächelten verlegen in die Kamera. Hinter ihnen war der Fluss, und unter einer überhängenden Weide konnte man gerade eben
noch eine Ecke des Kahns erkennen. Sie sahen sonnengebräunt und glücklich aus.
Kate beobachtete, wie Collins die Fotografie in seine Manteltasche schob. «Ich bekomme sie doch zurück, oder?»
«Sobald wir damit fertig sind.»
Und dann waren die Polizisten verschwunden. Sie hatten ihr angeboten, sie zurück ins Büro zu bringen, aber Kate hatte abgelehnt.
Sie brauchte etwas Zeit für sich. Die anfängliche Erleichterung darüber, dass es sich bei der Leiche nicht um Alex handelte,
war bald wieder ins Gegenteil umgeschlagen, und jetzt fühlte sie sich leer und ausgelaugt.
|244| Sie rief Clive an, um ihm zu sagen, dass sie nicht mehr kommen würde. Er hatte nichts gesagt, als er sie mit der Polizei weggehen
sah, aber ihr war die Besorgnis in seiner Miene aufgefallen. Dieselbe Besorgnis lag jetzt in seiner Stimme, als er fragte:
«Ich weiß, es geht mich nichts an, aber ist alles in Ordnung?»
Sie wollte gerade eine höfliche Antwort formulieren, gab den Versuch dann jedoch auf.
«Nein, ist es nicht.»
«Gibt es irgendetwas, womit ich dir helfen könnte?»
«Vielen Dank, aber ich glaube nicht.»
Ein oder zwei Sekunden sagte er nichts weiter. «Lass mich wissen, wenn du darüber reden willst.»
Sie versprach es und legte auf. Eine Weile stand sie reglos im Flur. Es schien keinen Grund zu geben, ins Wohnzimmer oder
in die Küche zu gehen. Schließlich entschied sie sich für die Küche, mit der vagen Vorstellung, sich etwas zu essen zu machen.
Aus dem Wandschrank nahm sie wahllos eine Dose mit Suppe, ohne auf das Etikett zu achten. Erst als sie nach einem Topf suchte,
wurde ihr klar, dass das Essen vom Vorabend noch auf dem Herd stand.
Kate starrte auf das kalte Gemüse, griff nach den Töpfen und kippte ihren Inhalt in die Spüle. Die Kartoffeln hatten sich
im Wasser aufgelöst. Die breiige Masse bildete eine unappetitliche Gezeitenmarke auf dem rostfreien Stahl. Die dickeren Klumpen,
die nicht durch den Abfluss passten, holte sie mit den Fingern heraus, um sie in den Mülleimer zu werfen. Dann drehte sie
den Hahn auf und spülte das Becken aus. Ohne das Wasser abzustellen, zog Kate die Ofentür auf, holte den in Folie verpackten
Lachs heraus und warf ihn ebenfalls in den Müll.
Das Wasser war mittlerweile heiß geworden. Kate |245| spritzte etwas Spülmittel auf die Töpfe und schrubbte sie, bis ihre Arme schmerzten. Als sie schließlich nass auf dem Abtropfbrett
standen, sah sie sich nach etwas anderem um. Sie nahm die schweren Metallrahmen vom Gasherd ab und warf sie ins Spülwasser.
Schließlich machte sie sich über den Herd her.
Ihre Verwirrung war wie ein dunkles Gewässer unter dünnem Eis. Nur indem sie ständig in Bewegung blieb, durfte sie hoffen,
nicht einzubrechen, daher schrubbte und wienerte und polierte sie, ging von der Küche ins Badezimmer, nahm sich dann den Flur
und schließlich das Wohnzimmer vor. Sie saugte gerade den Wohnzimmerteppich, als es an der Tür klingelte.
Das Geräusch übertönte schrill und blechern das Heulen des Staubsaugers. Kate erstarrte und schaltete ihn ab. Während das
Gerät mit einem Wimmern verstummte, klingelte es abermals. Sie hastete in den Flur und die Treppe hinunter, aber als sie durch
das Buntglas der Tür zwei Gestalten sah, fiel alle Hoffnung von ihr ab.
Sie öffnete die Haustür und sah sich der kräftigen Gestalt des Inspectors gegenüber. Diesmal hatte er eine uniformierte Polizistin
bei sich.
«Es tut mir leid, dass ich Sie noch einmal belästigen muss, Miss Powell. Dürfen wir hineinkommen?»
Kate führte sie ins Wohnzimmer hinauf. Sie kletterten über den Staubsauger und nahmen Platz. Alle drei setzten sich auf die
Kanten ihrer Sessel. Collins nannte Kate den Namen der Polizistin, aber sie behielt ihn nicht. Sie wollte nicht darüber nachdenken,
warum er diesmal wohl einen weiblichen Beamten mitgebracht hatte.
Der Inspector ließ seine fleischigen Hände zwischen den Beinen baumeln. Sein Bauch drückte gegen die Knie.
|246| «Es gibt neue Erkenntnisse», sagte er.
Kate konnte nicht länger warten. «Haben Sie ihn gefunden?»
Der Inspector zögerte kurz. «Nein. Nein, noch nicht. Aber nachdem Sie
Weitere Kostenlose Bücher