Flammenbrut
des Polizisten hatten in ihren Gedanken eine Kettenreaktion
ausgelöst, die sie nicht aufhalten konnte. Die Erinnerung an den schwarzen Flecken auf Ellis’ Jeans stieg mit erschreckender
Klarheit in ihr auf. Keine Farbe. Tinte. Druckerschwärze. Sie wollte nichts mehr hören, aber Collins war erbarmungslos.
|249| «Alex Turner ist tot, Miss Powell. Sie haben heute Morgen im Leichenschauhaus seine Leiche gesehen, und es scheint zunehmend
wahrscheinlich, dass Timothy Ellis ihn getötet hat. Wir wissen jetzt, dass Ellis der Patient war, wegen dem Dr. Turner Überstunden gemacht hat. Er hat seiner Sekretärin davon erzählt, und obwohl er ihr nicht sagte, worum es ging, können
wir wohl davon ausgehen, dass es etwas mit Ihrem Fax zu tun hatte. Wir haben bereits mit Ellis’ Chef in der Druckerei gesprochen.
Er hat uns gesagt, dass es gestern Nachmittag einen Anruf für Ellis gegeben hätte und dass er danach launisch und erregt schien.
Ich denke, dieser Anruf kam von Dr. Turner, und er hat Ellis mitgeteilt, dass er ihn sprechen will. Jetzt ist einer von den beiden tot und der andere verschwunden,
und wir müssen herausfinden, was zwischen ihnen vorgefallen ist und warum. Und ich glaube, Sie können uns dabei helfen.»
Sie erstickte. «Sie glauben, es ist meine Schuld?»
«Nein, das glaube ich ganz und gar nicht. Aber Ellis scheint sich allergrößte Mühe gegeben zu haben, Sie glauben zu machen,
er sei Alex Turner, und die gestrigen Vorfälle scheinen durch Ihr Fax ausgelöst worden zu sein. Um die Zusammenhänge zu verstehen,
müssen wir mehr über Ihre Beziehung zu Timothy Ellis in Erfahrung bringen.»
Kate zitterte. Sie legte sich die Arme um den Leib. Collins und die Polizistin hatten einander anscheinend ein Zeichen gegeben,
denn die Frau stand plötzlich auf.
«Hätten Sie gern eine Tasse Tee?», fragte sie. Kate schüttelte den Kopf.
«Ich kann gern welchen kochen. Es macht keine Mühe.»
«Ich will keine Tasse Tee, verdammt nochmal!»
Die Gesichtszüge der Polizistin verhärteten sich. Sie setzte sich wieder.
|250| Collins stieß einen schweren Seufzer aus.
«Hören Sie, Miss Powell, ich weiß, das ist nicht leicht für Sie, aber bitte vergessen Sie nicht, dass, während wir hier sitzen
und reden, Alex Turner im Leichenschauhaus aufgebahrt liegt und seine Witwe sich mit der Tatsache abfinden muss, dass das
Baby in ihrem Bauch ohne Vater zur Welt kommen wird, und all das, weil ein Mann, dem er helfen wollte, ihm den Kopf eingeschlagen
hat. Sie haben zwar mein Mitgefühl, aber mein wichtigstes Anliegen besteht im Augenblick darin, Timothy Ellis zu finden, bevor
er noch mehr Menschenleben zerstört. Dafür haben Sie doch sicher Verständnis.»
Er sagte das in einem angestrengt geduldigen Ton, der seine Müdigkeit verriet, aber Kate spürte ihr Gesicht erröten, als ob
er sie zurechtgewiesen hätte.
«Seine Frau ist schwanger?»
«Im achten Monat», sagte Collins. «Das ist der Grund, warum ich sie nicht bitten konnte, die Leiche zu identifizieren.»
Die letzten Überreste von Kates Widerstand schwanden dahin. «Das wusste ich nicht.»
«Es gibt auch keinen Grund, warum Sie es hätten wissen sollen. Ich habe gestern keinen Sinn darin gesehen, es Ihnen zu erzählen.
Aber ich dachte, es würde jetzt vielleicht helfen, die Dinge ins rechte Licht zu rücken.»
Sie nickte und hatte abermals das Gefühl, getadelt worden zu sein. «Es tut mir leid.»
«Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen», sagte Collins. «Aber ich glaube, es wird Zeit, dass Sie uns ein bisschen mehr
über dieses Fax erzählen. Und welche Bedeutung es für Ellis hatte.»
Ein letztes Widerstreben stieg in ihr auf, eine Art Abwehr dagegen, dass diese Polizisten die Ersten sein sollten, die es |251| erfuhren. Aber dann war das Gefühl verflogen. «Ich hatte gerade erfahren, dass ich schwanger bin.»
Die Worte fielen in die Stille des Raums. Nach einem Augenblick drehte Collins sich zu der Polizistin um. «Ich glaube, dass
wir diesen Tee jetzt vielleicht doch vertragen könnten.»
«Also. Was wirst du nun machen?»
Lucy saß mit untergeschlagenen Beinen auf dem Sofa und lehnte sich an Jack. Die Kinder waren im Bett, und sie saßen zu dritt
in dem verdunkelten Wohnzimmer ganz dicht beim Feuer. Es zischte und prasselte hinter dem Schutzgitter. Kate starrte in die
Flammen, die ihre gelben Arme in den Kamin hinaufstreckten, und dachte an Lügen und Brandstiftung.
«Keine Ahnung.»
Eine
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