Flammende Sehnsucht
Problem, das du momentan hast.« Marcus endete mit einer schwungvollen Geste.
»Und das wäre?« Reggie starrte zu ihm hinauf.
»Die Tatsache, dass es kein Problem gibt!« Der verärgerte Marcus wurde immer lauter. »Du willst sie, sie will dich. Das Einzige, was dir im Wege steht...«
Thomas schnappte dramatisch nach Luft und drückte sich seine freie Hand aufs Herz. »Ist nichts!«
»Nicht die Bohne! Nicht das geringste Hindernis hält dich davon ab, Cassandra Effington zu der Deinen zu machen. Es ist das erste Mal. Es gibt keinen Präzedenzfall. Du lieber Himmel, was macht man da bloß?« Marcus warf sich in einem theatralischen Weinkrampf an Thomas’ Schulter, ohne ein Tröpfchen von seinem Brandy zu vergießen. »Es ist alles so furchtbar.«
»Ja, ja.« Thomas tätschelte seinen Rücken und funkelte Reggie an. »Jetzt siehst du, was du angerichtet hast.«
Reggie kniff die Augen zusammen. »Ihr seid ja betrunken, alle beide.«
Thomas reckte den Hals, um nach Marcus zu gucken. »Bist du besoffen, Alter?«
Marcus hob den Kopf und legte die Stirn in Falten. »Ich glaube nicht. Eigentlich fühle ich mich sogar erstaunlich klar.«
Thomas nickte. »Ja, ich weiß nicht, ob ich je einen klareren Kopf hatte.«
»Ihr seid überhaupt nicht komisch, wisst ihr das.« Reggie nahm einen Schluck Brandy und betrachtete seine Freunde. »Es geht hier um mein Leben.«
Marcus entfernte sich einige Schritte von Thomas. »Dann leb’s doch. Zum ersten Mal liebst du eine Frau, die dich wiederliebt, und zwar mehr als wahrscheinlich. Und ich glaube ...« Marcus riss bei der jähen Erkenntnis die Augen auf. »Ich glaube, du hast furchtbare Manschetten.«
Reggie schnaubte. »Hättest du keine, wenn man dir immer wieder das Herz gebrochen hätte?«
»Das ist es nicht, wovor du Angst hast. Ehrlich gesagt, ich bin ein Idiot, dass ich es jetzt erst kapiere.« Marcus grinste.
»Du hast Schiss vorm Heiraten. Vor der Dauer. Eine Frau, eine Liebe, wenn du so willst. Für immer und ewig. Was meinst du, Thomas? Hab ich recht?«
»Absolut. Klingt vollkommen einleuchtend.« Thomas nickte entschieden. »Schließlich gab’s immer Frauen, die ihn mit Handkuss genommen hätten, aber er hatte einfach kein Interesse. Jetzt, wo es direkt zur Sache geht, wo alle Aussicht besteht, dass seine Liebe erwidert wird und er tatsächlich heiratet, wird der Mann zu einem zitternden Nervenbündel.« Thomas’ Grinsen war das Gegenstück zu dem von Marcus und genauso nervtötend.
»Das ist ja absurd«, schnauzte Reggie sie an. »Das ist das Lächerlichste, was ich je gehört habe.«
Oder war das Ganze nur so verblüffend ob seiner Schlichtheit.
Natürlich verhinderte einer, der sein Herz an Frauen verschenkte, die sein Gefühl nicht erwiderten, jeden ernsthaften Schritt in Richtung Ehe. Dennoch hatte Reggie immer geglaubt, er wolle verheiratet sein - obwohl er sein recht unbelastetes Dasein stets genossen hatte. Und obwohl er nie der berüchtigte Lord Berkley gewesen war, hatte er dennoch eine Menge Spaß gehabt.
»Und was diesen ganzen Schwerenöter-Quatsch angeht, so hat Cassandra, nach allem, was ich weiß, nicht wegen deines angeblichen Rufs was für dich übrig, sondern trotzdem«, bekräftigte Thomas.
»Reggie.« Marcus’ Ton wurde milder. »Ich hab dich unzählige Male unerschrocken dein Herz riskieren sehen. Ich glaube, du hast jetzt Angst, weil der Einsatz so viel höher ist -ob du verlierst oder gewinnst.«
»Du bist ganz und gar nicht durchschnittlich, Alter, und ich bin stolz darauf, dich zum Freund zu haben«, meinte Thomas mit zärtlichem Lächeln. »Und nichts wäre mir willkommener, als dich in meiner Familie begrüßen zu dürfen.«
»Also gut.« Reggie überlegte einen Moment. »Falls du recht hast und ich mich vor dem Heiraten fürchte, dann sollte ich die Sache besser angehen, denn ich hab noch für keine gefühlt, was ich für Cassandra fühle. Ich kann’s nicht riskieren, sie zu verlieren.«
Er fühlte die Entschlossenheit in jeder Faser seines Körpers und stand auf. »Ich mach es. Ich sag es ihr. Schlag alle Vorsicht in den Wind. Gesteh ihr meine Gefühle. Leg meine Seele bloß.« Er starrte in Richtung Tür und hielt dann inne. »Und wenn ich schon alles bekenne, sollte ich ihr wohl auch sagen, dass ich kein Frauenheld bin.«
»Nein«, erwiderten Marcus und Thomas wie aus einem Munde.
Reggie zuckte zusammen. »Keine gute Idee?«
»Sie will dich zum Ehe- und Ehrenmann bekehren«, meinte Marcus entschieden. »Lass sie
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