Flammende Sehnsucht
um Himmels willen machen.«
»Die Effington-Frauen haben schon immer die Herausforderung gesucht«, fügte Thomas hinzu.
»Dann soll sie eine haben.« Reggie nickte und steuerte wieder auf die Türe zu.
»Du willst doch nicht jetzt mit ihr reden, oder?«, rief Thomas ihm nach. »Es ist spät. Sie wird schon zu Bett gegangen sein.«
»Egal, ich werd sie aufwecken«, meinte Reggie entschlossen. »Ich kann nicht mehr warten. Dank euch beiden für eure Hilfe.«
»Er geht mitten in der Nacht an ihr Bett«, murmelte Thomas Marcus zu. »Wahrscheinlich sollte ich ihn zurückhalten. Falls etwas Ungehöriges passiert, werde ich Ihre Ehre verteidigen müssen. Ihn erschießen oder so.«
»Oder wir spielen noch eine Runde«, meinte Marcus.
Thomas’ Antwort verhallte in Reggies Rücken.
Nicht dass es eine Rolle gespielt hätte. Reggie eilte den Gang entlang und stieg die Treppe hinauf. Er wollte der exzentrischen - oder vielmehr unwiderstehlichen - Miss Effington seine Absichten darlegen und nichts weiter. Wenn sie natürlich - bei dem Enthusiasmus, den sie an diesem Abend an den Tag gelegt hatte - etwas anderes im Sinn hat- te ... Er lächelte und beschleunigte seine Schritte. Schließlich würde ihr Ruin nicht lange währen, da er die feste Absicht hatte, sie zu heiraten. Und zwar so bald wie möglich.
Angst vorm Heiraten? Davor, den Rest seiner Tage mit derselben Frau verbringen zu müssen? Ha. Zumindest dann nicht, wenn diese Frau Cassandra hieß. Das Leben mit Cassandra würde nie alltäglich oder langweilig werden oder von etwas anderem als Abenteuer, Aufregung und Leidenschaft erfüllt sein.
Er hatte eigens darauf geachtet, in welchem Zimmer sie wohnte. Von der Treppe aus gesehen war es das fünfte auf der nördlichen Gangseite. Er zählte die Türen, holte tief Luft, klopfte leise und hoffte, dass sie ihre Tür nicht abgeschlossen hatte. Er griff nach dem Knauf, drückte die Tür nach innen und glitt ins Zimmer.
»Cassandra«, flüsterte er und schob die Tür hinter sich zu.
Ein leises, schläfriges Ächzen ertönte vom Bett her.
Durch die zurückgezogenen Vorhänge fiel ein spärlicher Lichtstrahl, so dass er auf dem Bett nur eine Erhebung ausmachen konnte.
Er trat näher, aber nicht zu nahe heran. Einerseits wollte er sie von dem, was er ihr zu sagen hatte, nicht ablenken, und zweitens war allein die Vorstellung, dass sie hier unter den Decken lag, auch für ihn genug der Ablenkung.
»Sagen Sie ausnahmsweise einmal nichts, hören Sie einfach nur zu.«
Er holte tief Luft und suchte nach den passenden Worten. Die gar nicht so leicht zu finden waren. Warum zum Teufel war es nur so verflixt schwer?
»Ich will nicht, dass Sie Drummond sehen, wenn wir nach London zurückkehren«, platzte er heraus. »Und auch sonst keinen, was das betrifft. Ich ... ich empfinde sehr viel für Sie. Mehr, als ich je für jemanden empfunden habe.«
Er verschränkte die Hände auf dem Rücken und begann, auf und ab zu gehen. »Ich weiß, dass ich nicht Ihren Vorstellungen entspreche. Ich bin, weiß der Himmel, bestimmt nicht vollkommen und werd es auch niemals sein, aber ich bin bereit, mich zu bessern. Und ich finde, dass wir beide ziemlich gut zusammenpassen. Eigentlich in jeder Beziehung, aber dann, als Sie mich geküsst haben ...«
Vom Bett her war ein erstickter Laut zu vernehmen.
»Also, als Sie mich geküsst haben und, na ja, dann mehr wollten, da habe ich mich kaum mehr beherrschen können. Außerdem habe ich nie eine Frau gekannt, die mich so wahnsinnig macht wie Sie, und das sagt doch schon einiges, finde ich jedenfalls. Ja, es ist überwältigend.«
Langsam stieß er den Atem aus. »Das wär’s, denke ich, wenigstens fürs Erste, obwohl ich wohl sagen darf, dass es noch viel zu sagen gäbe, doch das muss bis zu einem geeigneteren Zeitpunkt warten, denn ich weiß, dass sich das hier ganz und gar nicht schickt und ich werde Sie jetzt ganz schnell verlassen, damit ich nicht etwas furchtbar Voreiliges und ... na ja...« Er straffte die Schultern. »Sie könnten eigentlich auch einmal etwas sagen. Oder auch nicht, dann gehe ich einfach und tue so, als wäre das alles nie gewesen, und wir können weiter Freunde sein oder was immer wir füreinander sind ...
Nein, warten Sie. Das wollte ich nicht sagen.« Seine Entschlossenheit wuchs. »Ich werde ... ich kann nicht gehen, ehe ich weiß, was Sie davon halten.«
»Ich würde Sie gerne in London sehen, Berkley.« Eine tiefe männliche Stimme ertönte vom Bett her. »Aber
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