Flammende Sehnsucht
Ihnen?«
»Nichts. Gar nichts«, entgegnete er nicht gerade überzeugend.
»Das glaube ich Ihnen nicht. Schließlich steh ich hier, mehr als bereit, Sie meine Lage ausnutzen zu lassen, und Sie tun es nicht.«
»Hinsichtlich des Wo und Wann habe ich meine eigenen Maßstäbe«, versetzte er hochmütig.
»Hinsichtlich des >Mit wem< sicher nicht - wenn man von Ihrem Ruf ausgeht.« Sie betrachtete ihn mit wachsender Verärgerung. »Oder ist das vielleicht der Grund?«
»Ich ... ich ...« Er straffte die Schultern und blickte auf sie herab. »Ich vergreife mich nicht an Jungfrauen.«
»Nicht einmal an willigen?«
»Das sind die schlimmsten!«
»Aber ich bin eine!« Die Worte waren schon über ihre Lippen, bevor sie sie zurückhalten konnte, und Hitze schoss ihr ins Gesicht.
»Ich glaube, ich habe mich klar genug ausgedrückt.« Er packte sie an der Hand und ging in Richtung der Stufen. »Kommen Sie, wir müssen zurück. Und zwar auf der Stelle.«
»Warum?«
»Darum.« Er blieb abrupt stehen und riss sie in seine Arme. »Weil ich wirklich meine Maßstäbe habe, Cassandra, Verwirrerin der Männer, nicht nur im Hinblick auf junge Frauen, die viel zu forsch sind, als gut für sie ist, sondern auch hinsichtlich des angemessenen Wie, Wann und Wo solcher Dinge, und wenn wir hier bleiben, kann ich weder für Ihre noch für meine weitere Sicherheit garantieren.«
»Ich will gar keine Sicherheit!«
»Aber ich will, dass Sie sicher sind.« Er fixierte sie mit einem Blick, der so heftig war, dass er ihr Atem, Willen und Herz raubte. »Ich werde keinem gestatten, Ihnen ein Haar zu krümmen, das gilt auch für mich. Das hält mich auch davon ab, Ihnen während ein paar gestohlener Augenblicke auf dem harten Boden zwischen den Rosenbüschen die Unschuld zu rauben, egal wie bereitwillig sie mir angeboten wird. Sie haben was Besseres verdient.«
»Finden Sie?«
»Ja, natürlich.« Sein Lächeln war eine Mischung aus ironischer Belustigung und, ja, offensichtlicher Zuneigung. »Schließlich sind Sie die exzentrische Miss Effington.«
Nie hatte sich dieser Titel so wunderbar angehört. »Und Sie der berüchtigte Lord Berkley.«
Er starrte sie an, schüttelte dann den Kopf, ergriff ihre Hand und setzte sich wieder in Bewegung. »Sie werden die ruinierte Miss Effington sein, wenn wir uns nicht beeilen.«
»Ich hätte gar nichts dagegen, die ruinierte Miss Effington zu sein«, murmelte sie hinter ihm. »Wenn mein Ruin dem berüchtigten Lord Berkley zur Last zu legen wäre.«
»Oh Gott«, stöhnte er und murmelte etwas Unverständliches, um dann die Stufen hinaufzusteigen, wobei er sie praktisch hinter sich herschleifte.
Sie hätte am liebsten gejauchzt vor Freude. Vielleicht war der Mann ja leichter zu verstehen, als sie gedacht hatte.
Wenn sie auch keine wirklich intimen Erfahrungen mit Männern hatte, wusste sie doch genug, um zu merken, wann einer sie in fleischlichem Sinne begehrte.
Und Reggie war genauso verrückt nach ihr wie sie nach ihm.
Sie konnte sich nur eins vorstellen, das einen Mann mit dem Ruf eines Weiberhelden davon abhielt, sich zu nehmen, was er wollte, ja, was ihm förmlich angeboten wurde.
Sie lachte laut, und wieder brummelte er etwas, das sie nicht verstand. Aber das spielte auch keine Rolle. In diesem Augenblick war sie sich ziemlich sicher, dass der berüchtigte Lord Berkley sich in die exzentrische Miss Effington verliebt hatte.
Nun musste sie ihn nur noch dazu bringen, es einzugestehen und zu akzeptieren und - mit ein bisschen Glück - auch entsprechend zu handeln.
12
Man sei im Umgang mit dem schönen Geschlecht stets der Tatsache eingedenk, dass das, was die Damen sagen, nicht immer dem von ihnen Gemeinten entspricht!
Und weh dem Manne, der diesen Unterschied nicht begreift! Anthony, Viscount St. Stephens
Und was tue ich jetzt?« Die Ungeduld machte Reggie gereizt.
Marcus und Thomas umkreisten den Billardtisch. Es hatte eine Ewigkeit gedauert, bis sich der Rest der Gesellschaft für die Nacht zurückgezogen hatte. Während die Damen schon vor einiger Zeit einen guten Abend gewünscht hatten, hatten sich die Herren ins Billardzimmer von Holcroft Hall begeben, um dort zu spielen und Marcus’ köstlichem Brandy und seinen guten Zigarren zu frönen.
Drummond hatte natürlich jedes seiner Spiele gewonnen, war dabei aber so gutmütig, dass seine Gegner ihm die Siege kaum missgönnen konnten. Sogar Reggie fiel es schwer, den verflixten Kerl nicht zu mögen. Dass Drummond jemals eine Wette
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