Flammende Sehnsucht
Aufmerksamkeit, die sie ihm schenkte, womöglich gar nicht auf.
Christian jedoch war sich der Kleinen nur allzu bewusst und bemühte sich, alles, was Lucy ermutigen oder von anderen falsch gedeutet werden konnte, um jeden Preis zu vermeiden. Trotzdem fiel Cassie auf, dass er Lucy mit einer merkwürdigen Mischung aus Entsetzen und Faszination betrachtete, und fragte sich, ob er eines Tages tatsächlich ein Auge auf sie werfen würde.
Reggie war Lucys Jagd auf Christian bestimmt nicht entgangen, und wenn Cassie auch nicht mehr als ein beiläufiges Wort mit ihm wechseln konnte, sah sie doch, wie er Lucy hin und wieder mit zusammengekniffenen Augen beobachtete und dabei »Übung« murmelte.
Lord Bellingham wiederum war viel zu vernarrt in Lucy, um ihre beharrliche Konzentration auf Christian zu bemerken. Und sie ermutigte den jungen Lord auch noch, indem sie ihm gelegentlich ein kokettes Lächeln oder einen verschämten Blick zuwarf oder über eine seiner Bemerkungen auf eine Art und Weise lachte, aus der er schließen musste, dass sie ihn für den klügsten Mann der Welt hielt.
Übung brauchte Lucy sicher nicht, das war für Cassie offensichtlich.
Schade, dass sie Lucy momentan nicht darum bitten konnte, ihre, Cassies, Probleme zu lösen. Zweifellos hätte das Mädchen unzählige Ideen gehabt, wie man sich aus einem Raum, der quasi von einem älteren Bruder bewacht wurde, davonstehlen konnte. Obwohl Cassie sich auch ihren eigenen ganz exzellenten Plan dafür zurechtgelegt hatte.
Es klopfte.
Sie rannte zur Tür und riss sie auf. »Warum um Himmels willen hast du so lange gebraucht?«
»Du hast doch gesagt, ich soll warten, bis alle im Bett sind.« Neugierig trat Delia ein. Zu dieser späten Stunde trug sie nur ihr Nachthemd und einen sehr diskreten Schlafrock. »Erinnere dich bitte daran, dass ich mich um einen Ehemann kümmern muss und es für klug hielt, zu warten, bis er eingeschlafen war.«
»Ich dachte schon, du kämst überhaupt nicht mehr.«
»Deiner inbrünstigen Bitte nach dem Dinner konnte ich mich ja wohl kaum verschließen. Was ist denn eigentlich los?«
Cassie blickte den Gang hinunter und war durchaus nicht überrascht, zu entdecken, dass Leos Tür auch an diesem Abend einen Spalt weit offen stand. Sie rümpfte die Nase, zog ihre eigene Tür mit einem leisen Einschnappgeräusch zu und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. »Ich brauche deine Hilfe.«
Delia zog die Augenbrauen hoch. »Geht es um Mr. Drummond oder Lord Berkley?«
»Reggie natürlich.« Cassie furchte die Stirn. »Mr. Drummond interessiert mich nicht die Bohne, obwohl ich durchaus einräume, dass er recht charmant ist.«
Delia lächelte. »Ich würde sagen perfekt.«
»Nicht für mich.«
»Das stimmt.« Delia musterte ihre Schwester vorsichtig. »Seit unserer Ankunft hatte ich kaum eine Minute, um mit dir zu reden. Wie läuft die Kampagne zur Gewinnung des Herzens von Lord Ganz-und-gar-nicht-perfekt?«
»Es ist schrecklich, Delia.« Cassie begann wieder auf und ab zu gehen.
»Oh! Und ich dachte, nach allem, was ich gesehen habe, dass es ziemlich gut läuft. So wie er dich immer ansieht.«
Cassie hielt inne und starrte ihre Schwester an. »Allen scheint es aufzufallen, nur mir nicht. Wie kommt es, dass du in der Art, wie er mich ansieht, etwas entdeckst, was ich nicht sehen kann?«
»Weil wir, liebste Cassie, nach unterschiedlichen Dingen Ausschau halten.« Delia durchquerte das Zimmer und setzte sich aufs Bett. »Also, wo ist das Problem mit Seiner Lordschaft?«
»Oh, mit Reggie gibt es eigentlich kein Problem. Ich bin überzeugt, dass ich ihm nicht gleichgültig bin. Ja, es ist durchaus wahrscheinlich, dass er mich liebt, obwohl er es noch nicht gesagt hat, was ich ziemlich aufreizend finde.«
»Ich dachte, dieses aufreizende Wesen sei eine der Eigenschaften, die du so unwiderstehlich findest?«
»Stimmt. Na ja, nicht unbedingt, obwohl ich schon denke, dass er nicht annähernd so interessant wäre, wenn er ...«
»Perfekt wäre«, ergänzte Delia lächelnd. - »Genau.« Cassie nickte entschieden. »Mr. Drummond ist ganz offensichtlich vollkommen, und obwohl ich überhaupt nichts an ihm auszusetzen habe, verspüre ich auch nicht die geringste Anziehung.«
»Natürlich nicht.«
»Ich bin wirklich froh, dass du nicht allzu selbstgefällig reagierst. Mir nicht erzählst, wie recht du immer hattest und wie sehr ich mich doch mit der bloßen Vorstellung von Lord Perfect getäuscht habe.«
»Musste ja so kommen. Das ist
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