Flammende Sehnsucht
wie ein Schiff bei Sturmwind, gefolgt von ihrer etwas gesetzter schreitenden Tochter.
»Lady Bellingham.« Cassie musterte sie überrascht. »Miss Bellingham, guten Tag. Welch unerwartetes ... Vergnügen.« Die beiden Damen musterten den Raum mit entschieden besitzergreifender Miene. »Aber ich muss Ihnen sagen, dass Lady Berkley und der Rest der Familie noch immer auf dem Land weilen.«
»Ja, meine Liebe, das wissen wir.« Lady Bellingham lächelte vertraulich. »Wir sind natürlich gekommen, um uns das Haus und Ihre Arbeit anzusehen.«
»Es ist ein schönes Haus«, murmelte Miss Bellingham und schlenderte durch die Räume, hier und da innehaltend, um etwas zu betrachten, das ihre Aufmerksamkeit erregt hatte.
»Nicht wahr?« Stolz blickte Cassie um sich. Sicher sah es momentan nicht so großartig aus, aber in ein paar Tagen würde alles wie verwandelt sein. »Dieser Raum besitzt sehr viel Potenzial. Er ist schön proportioniert und liegt so, dass er viel Sonne und eine ausgezeichnete Lüftung hat. Achten Sie auch auf die Stuckarbeiten am Gesims und die Details um den Kamin herum.«
»Wunderschön«, meinte Lady Bellingham. »Einfach wunderschön.«
»Und wie steht es mit den Möbeln?« Miss Bellingham blickte Cassie über die Schulter. »Welche Pläne haben Sie diesbezüglich?«
»Ich habe die Polstermöbel zum Reparieren gegeben und lasse sie auch neu beziehen und habe darüber hinaus ein paar neue Stücke bestellt. Alles in allem sollte das Endergebnis -wenn sich im Laufe der Arbeiten auch natürlich immer etwas verändert - weitgehend den Aquarellskizzen entsprechen, die Sie gesehen haben. Ich versuche wirklich, mich daran zu halten ...« Plötzlich argwöhnte sie den wahren Grund ihres Besuchs. »Lady Bellingham, interessieren Sie sich für meine Arbeit?«
»Sehr sogar, meine Liebe.« Lady Bellingham nickte.
»Ich werde Sie gerne aufsuchen, sobald ich diesen Auftrag erledigt habe, dann können wir ...«
»Oh nein.« Lady Bellingham schüttelte den Kopf. »Es geht mir nicht um mein Haus, ich interessiere mich für dieses Haus.«
»Lord Berkleys Haus«, fügte Miss Bellingham hinzu.
»Dieses Haus?« Cassie runzelte die Stirn. »Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz.«
»Das macht nichts. Das müssen Sie auch gar nicht verstehen.« Lady Bellingham senkte die Stimme zu einem vertraulichen Flüstern. »Es ist quasi ein Geheimnis.«
»Ein Geheimnis? Ach ja?« Ein banges Vorgefühl begann sich Cassies zu bemächtigen. Sie ignorierte es und beugte sich zu Lady Bellingham hinüber, als seien sie Busenfreundinnen. »Oh, ich liebe Geheimnisse. Und bei mir sind sie sicher aufgehoben.«
»Wahrscheinlich kann ich es Ihnen sagen. Schließlich haben wir Marian, Lord Berkleys Mutter, so verstanden, dass Sie das Haus für die nächste Lady Berkley neu herrichten.« Lady Bellingham warf ihrer Tochter einen Blick zu. »Außerdem waren Sie ja in Holcroft Hall, als es passiert ist.«
»Als es passiert ist?«, fragte Cassie langsam.
»Ich weiß nicht, ob mir diese Farben gefallen, Miss Effington«, meinte Miss Bellingham liebenswürdig.
»Ich werde es Lord Berkley ausrichten, denn er war mit ihnen einverstanden«, entgegnete Cassie ebenso liebenswürdig. »Obwohl ich gestehen muss, dass er die Farben sowie alles Weitere meinem Urteil überlassen hat.«
»Nun ja, dann sind der Viscount und ich darin offenbar nicht einer Meinung.« Miss Bellingham zuckte die Achseln. »Aber das ist wohl eher zweitrangig, angesichts der vielen Dinge, die uns verbinden.«
»Er ist ein sehr ... verbindlicher Gentleman.« Cassie zwang sich zu einem höflichen Lächeln. »Nun also, falls die Damen mich bitte entschuldigen wollen, ich habe sehr viel zu tun ...«
»Ja, natürlich. Allerdings« - Miss Bellingham hielt inne und legte ihre makellose Stirn in Falten - »würde ich wirklich gerne die Farben mit Ihnen besprechen, da es mir zuwider wäre, wenn Sie das alles noch einmal malen lassen müssten.«
»Wieso sollte das nötig sein?« Cassie schüttelte verwirrt den Kopf.
»Ich weiß, das ist alles sehr verwirrend. Und ich verstehe das durchaus, Miss Effington. Schließlich gab es, als Sie mit Ihrer Arbeit begannen, noch keine zukünftige Viscountess Berkley.« Lady Bellingham strahlte. »Und nun gibt es eine.«
Cassie krampfte sich vor lauter Unbehagen der Magen zusammen. »Entschuldigen Sie, Lady Bellingham, ich will ja wirklich nicht die Begriffsstutzige spielen, aber ich weiß immer noch nicht, worauf Sie hinauswollen.«
»Das
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