Flammende Sehnsucht
sieht es wunderbar aus.« Delias Stimme klang so fern wie die von Higgins. »Ich liebe deine Farben. Wie frisch und subtil diese Blau- und Grüntöne doch sind. Es wirkt alles so vornehm, aber auch irgendwie klassisch, finde ich. Es erinnert mich an ...« Delia hielt inne. »Cassie?«
Cassie holte tief Luft und begegnete dem Blick ihrer Schwester.
Lange starrten sie sich so an.
»Mr. Jacobs?«, sagte Delia, während die Schwestern noch immer Aug in Auge standen.
Cassie hörte Jacobs an Delias Seite eilen. »Jawohl, Mylady?«
»Wäre es eine große Zumutung, wenn ich Sie bäte, Ihre Männer ein paar Minuten aus dem Zimmer zu schicken? Ich habe etwas sehr Dringendes mit meiner Schwester zu besprechen, und wäre dankbar, wenn ich sie unter vier Augen sprechen könnte.«
»Sofort, Mylady?« Jacob bellte den Arbeitern Anweisungen zu, und im Nu war das Zimmer geräumt.
»Cassie«, begann Delia langsam, »was um Himmels willen ist geschehen?«
»Ich ... er ...« Cassie atmete tief. »Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll. Ich glaube, ich kann es nicht sagen.«
»Worum geht es denn überhaupt?« Delia sah ihr forschend in die Augen. »Ich habe bei meiner Ankunft Lady Bellingham und ihre Tochter abfahren sehen. Hat es etwas mit ihnen zu tun?«
»Sie hat gesagt, dass er sie heiratet.« Cassie brachte die Worte kaum über die Lippen.
»Miss Bellingham?« Verwirrt furchte Delia die Stirn. »Wer heiratet sie?« Sie zog scharf den Atem ein. »Doch nicht Leo?«
»Reggie.«
Im Augenblick, in dem Cassie den Namen aussprach, wurde alles real, und die Verzweiflung brach über sie herein. Sie konnte kaum atmen und erst recht nicht sprechen. »Reggie. Sie sagt, sie heiratet Reggie.«
»Oh, aber das ...«
»Sie hat gesagt, er habe seine Absichten klar zum Ausdruck gebracht. Sie hat gesagt, dass sie ...« Cassie rang verzweifelt nach Atem. »Sie hat gesagt, dass sie gut zusammenpassen und ...«
Sie schnappte nach Luft und konnte nur noch keuchen.
»Delia, was ist los mit mir, ich kriege keine Luft mehr.«
»Ruhig, Cassie, ganz ruhig.« Delia packte ihre Schwester und blickte sich hektisch um. »Hier kann man sich nirgends hinsetzen!«
»Gibt keine Möbel.« Was geschah mit ihr? »Noch nicht da.« Je angestrengter sie zu atmen versuchte, umso schlimmer wurde es. »Hilf mir.« Sie klammerte sich an ihre Schwester, und gemeinsam sanken sie zu Boden.
»Cassie.« Delias Stimme klang scharf. »Das hattest du schon mal, als wir noch ganz klein waren. Irgendwas hat dich aufgeregt, ich weiß nicht mehr was. Ich kann mich nicht mehr besinnen, was Mutter ... Cassie«, brüllte Delia. »Halt die Hände vor Mund und Nase. Los!«
Cassie tat, wie man ihr befahl. Delia hielt die Hände über die der Schwester.
»Und jetzt tief atmen. Versuch, dich zu beruhigen.« Delias Stimme klang tröstlich und besänftigend. »Langsam, Cassie. Wird schon wieder, wird schon wieder.«
Innerhalb weniger Minuten schien sich Cassies Atmung zu normalisieren.
»Fühlst du dich jetzt besser?«
Cassie nickte, und Delia ließ von ihr ab.
»Es geht mir gut.« Cassie schluckte schwer und begegnete dem besorgten Blick ihrer Schwester. »Nein, es geht mir überhaupt nicht gut.« Tränen stiegen ihr in die Augen. »Reggie heiratet Miss Bellingham!«
»Das glaub ich nicht.«
»Ich wollte es auch nicht glauben.« Tränen rollten ihr über die Wangen. »Ihre Mutter glaubt es allerdings. Sie plant schon die Hochzeit. Nur aufgrund von Spekulationen plant eine Mutter doch keine Hochzeit.«
»Das ist wohl wahr.« Delia runzelte die Stirn. »Auch wenn dich Miss Bellingham, weshalb auch immer, täuschen wollte, Lady Bellingham macht mir nicht den Eindruck einer Frau, die erfolgreich eine solche Lüge verbreiten könnte.«
»Sie haben auf dem Land viel Zeit miteinander verbracht, während ich vom ersten Tag an kaum einen Augenblick mit ihm allein sein konnte, bis ich dann zu ihm ging. Alles Mögliche kann sich zwischen ihnen abgespielt haben. Er hat ihr Sachen erzählt, Delia, die sie nur von ihm erfahren haben kann. Ich möchte es nicht glauben, aber ...«
»Aber er hat dir doch sein Versprechen gegeben.«
»Nein. Eigentlich nicht.« Cassie schüttelte den Kopf. »Er hat gesagt, er wolle sich bessern, aber er hat nicht gesagt, dass er mich liebt. Von Heirat hat er nie gesprochen. Von der Bettkante hat er mich zwar nicht gewiesen, aber ein Mann wie er ...« Sie starrte ihre Schwester an, während ihr alles immer klarer wurde. »Was für eine Närrin ich
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