Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Flammende Sehnsucht

Titel: Flammende Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
Vom Netzwerk:
bezaubernden Aura charmanten Wirrwarrs umgab. Und was noch besser war, die meiste Zeit ließ sie ihn in Frieden. Sie hatte ihre eigenen Freunde und Aktivitäten und Lucy, was sie alles viel zu sehr in Beschlag nahm, als dass sie sich auch noch mit ihrem Sohn hätte auseinandersetzen können. Obwohl sie sich das große Haus am Portman Square in London und das Herrenhaus in Berkley Park teilten, schienen sie sich nie in die Quere zu kommen. Es gab sogar Tage, an denen sie sich kaum zu Gesicht bekamen.
    Doch allein das Wissen um ein Elternteil war - sollte man je elterlichen Rat oder Unterstützung brauchen - tröstlich und schenkte einem in einer unsicheren Welt ein angenehmes Gefühl der Sicherheit.
    Der Gedanke, sie zu verlieren und zu verwaisen, gefiel Reggie ebenso wenig wie seiner Schwester.
    »Ich muss sie sehen.« Reggie stieg die Treppe hinauf.
    »Sie hat nach dir gefragt.« Lucy folgte ihm auf den Fersen.
    »Mylord«, rief Higgins hinter ihm her, »ehe Sie raufgehen, muss ich noch etwas erwähnen, das Dr. Hopwood gesagt hat.«
    Reggie hielt inne und drehte sich nach dem Butler um. »Was denn, Higgins?«
    »Egal, was sie auch habe - meinte er -, man solle ihr alle ihre Wünsche erfüllen, auch wenn es sich um ungewöhnliche oder seltsame Dinge handle. Wir sollten ihr alles geben, worum sie bittet. Denn derartige Bitten seien womöglich auf ein Delirium oder einen sonstwie verminderten Geisteszustand zurückzuführen, der sich durch Verweigerung verschlechtern könnte. Was um jeden Preis zu verhindern sei, wenigstens solange er nicht genau wisse, was ihr fehlt«, fügte Higgins hinzu.
    »Gut.« Reggie nickte. »Sie soll haben, wonach sie verlangt.«
    Er hatte den oberen Treppenabsatz erreicht und eilte in den Flügel des Hauses, den sich seine Mutter und seine Schwester teilten. Seine eigenen Wohnräume lagen im entgegengesetzten Flügel, ein weiteres Zugeständnis an ihre getrennte Lebensführung.
    Die Tür zur Suite seiner Mutter war geschlossen. Er klopfte leise an und wartete.
    Nichts.
    »Probier’s noch mal.« Lucy runzelte die Stirn. »Vielleicht schläft sie ja.«
    Reggie hielt mit zum Klopfen gekrümmter Hand inne. »Dann sollten wir sie vielleicht nicht -«
    »Selbstverständlich sollten wir.« Lucy schnaufte. »Wenn sie stirbt, haben wir nicht mehr viel Zeit.« Sie stieß die Tür auf und trat hinein. »Mutter?«
    Reggie und Higgins sahen sich an und folgten Lucy.
    Die Vorhänge schlossen die Nachmittagssonne aus. Der Raum war düster, schattig, und Reggie fröstelte. Seine Mutter liebte das Licht und hatte stets auf weithin geöffnete Fenster und Sonnenlicht bestanden. Dass sie es jetzt nicht tat, war ein sehr schlechtes Zeichen.
    »Mutter?« Er näherte sich dem Bett.
    »Mein Junge, bist du das?« Lady Berkleys leise Stimme erklang vom Bett her.
    »Was hast du, Mutter?« Er war am Bett und sah auf sie hinunter. Sie ruhte auf einem veritablen Kissenberg, auf dem ihre schmächtige Gestalt noch viel winziger wirkte. Nie hatte er seine Mutter als besonders klein empfunden; zweifellos ließ sie ihr Temperament in seinen Augen größer erscheinen. Als er jetzt auf sie hinunterblickte, merkte er erst, wie zierlich sie war. »Wie geht es dir denn?«
    »Es geht mir gut, mein Herz, mach dir keine Sorgen.« Lady Berkley seufzte und hob langsam die Hand, als sei ihr die Anstrengung zu groß, nach seiner zu greifen. Ihre Stimme war so schwach, dass er sie kaum hören konnte.
    Ihr Leugnen machte ihm Angst. Vorsichtig setzte er sich auf ihr Bett und betrachtete sie besorgt. Das Licht war zu schlecht, man sah nicht gut, aber sie wirkte tatsächlich blass. Er zwang sich, Zuversicht in seine Stimme zu legen. »Der Arzt meint, er kann nichts feststellen.«
    »Und wir müssen dem Arzt vertrauen.« Sie lächelte tapfer. »Ich bin mir sicher, dass er viel mehr weiß als ich.«
    »Natürlich. Und du wirst wieder gesund.« Dennoch ... Reggie runzelte die Stirn. Die Ärzte hatten sich nicht zum ersten Mal getäuscht. »Brauchst du etwas?«
    »Nein.« Sie hielt ihre freie Hand vor den Mund und hustete leise. »Gar nichts.«
    Er fühlte sich völlig hilflos. »Ich kann doch sicher etwas tun, damit du dich besser fühlst?«
    »Es ist ganz, ganz lieb von dir, mich zu fragen, aber ich brauche wirklich nichts. Na ja ... vielleicht ...« Sie seufzte. »Nein,es geht nicht... nein.«
    »Was denn, Mutter?«
    Sie wandte den Kopf ab. »Nein, es wäre zu viel verlangt.«
    Reggie blickte zu Higgins, der zustimmend nickte. »Bitte mich um

Weitere Kostenlose Bücher