Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Flammende Sehnsucht

Titel: Flammende Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
Vom Netzwerk:
Sechzehnjährigen, die es mit dem Erwachsenwerden ein wenig zu eilig hatte, die geschwungene Treppe herunter, die das Foyer von Berkley House beherrschte.
    »Du hast ja keine Ahnung, was ich mitgemacht habe.« Lucy stützte sich auf den Treppenpfosten, stieß einen tiefen Seufzer aus und presste sich den Handrücken gegen die Stirn. »Es war entsetzlich, einfach entsetzlich.«
    Reggie warf Higgins einen fragenden Blick zu, der nur die Augen verdrehte, aber ansonsten schwieg.
    Reggie verkniff sich ein Grinsen. »Ich weiß, dass es mir leidtun wird, aber welche entsetzliche Katastrophe hat dich denn heute heimgesucht? Vorige Woche war es Mutters Weigerung, dich dieses Jahr debütieren zu lassen.«
    Lucy reckte das Kinn. »Ich bin fast siebzehn.«
    »Du bist erst sechzehn und solltest dich dementsprechend benehmen. Gestern soll es einen Aufstand wegen eines Kleids gegeben haben, das eindeutig unpassend und viel zu offenherzig für eine gut erzogene junge Dame deines Alters gewesen sein soll.«
    »Ich bin schon ziemlich reif für mein Alter.« Sie warf ihr dunkles Haar zurück. »Das sagen alle.«
    »Das ist wohl Teil des Problems«, meinte Reggie leise. »Und erst gestern Abend bist du furchtbar aufgebraust, weil man dir den Besuch des heutigen Rennens verboten hat.«
    »Weil es völlig unfair war, das weißt du genau.« Sie runzelte die Stirn. »Hast du gewonnen?«
    »Hab ich.«
    »Großartig.« Sie warf Higgins ein triumphierendes Lächeln zu.
    Die Mundwinkel des Butlers zuckten, als versuche er, sich das Lächeln zu verkneifen.
    Reggie senkte die Stimme und beugte sich zu dem älteren Mann vor. »Hat sie wieder mit der Dienerschaft gewettet?«
    »So etwas würde ich niemals gestatten, Mylord«, erwiderte Higgins hochmütig.
    Reggie musterte den Butler eingehend. »Sie haben für sie gewettet, nicht wahr?«
    Higgins riss in gespielter Unschuld die Augen auf.
    »Nun komm schon, Reggie«, sagte Lucy schnell und trat neben ihren Bruder. »Eine Dame kann immer ein bisschen
    Extrageld für ihre Ausgaben brauchen. Außerdem spielt es im Moment doch kaum eine Rolle. Wir haben größere Probleme.« Sie stieß einen tiefen Seufzer aus. »Es geht um Mutter.«
    »Was ist mit ihr?« Reggie kniff die Augen zusammen.
    »Lady Berkley hat sich hingelegt, mein Herr«, antwortete Higgins in seinem gewohnten unverbindlichen Ton.
    »Weshalb denn das?« Reggies Blick schoss von Higgins zu Lucy. »Sie kann doch unmöglich krank sein. Sie ist ihr ganzes Leben nicht krank gewesen.«
    »Nicht nur krank. Sie ... sie ...« Lucys Unterlippe zitterte.
    »Lady Berkley behauptet, sie müsse sterben, Mylord«, sagte Higgins.
    »Sterben?« Reggie schüttelte ungläubig den Kopf. »Das ist doch nicht möglich. Gestern war sie völlig in Ordnung, vollkommen gesund.«
    »Und heute liegt sie auf dem Sterbebett.« Lucys Augen Rillten sich mit Tränen. »Und bald sind wir Waisen.«
    »Unsinn.« Reggie wandte sich an Higgins. »Haben Sie schon den Arzt gerufen?«
    Higgins nickte. »Doctor Hopwood war bereits da und ist wieder gegangen.«
    »Und?«
    »Er sagt, er kann nichts feststellen. Der unfähige Quacksalber.« Lucy schnaubte verächtlich. »Mutter ist schwerkrank. Jeder Idiot kann das sehen.«
    Reggie zog die Brauen hoch. »Higgins!«
    »Schwer zu sagen, Mylord.« Der Butler wählte seine Worte mit Bedacht. »Man kann die Meinung eines so angesehenen
    Arztes nicht abtun, und wenn die Farbe ihrer Ladyschaft auch etwas blass erscheint, dann auch wieder nicht, so -«
    »Higgins!« Lucy funkelte ihn an.
    Der Butler fuhr fort. »Andererseits war Lady Berkley meines Wissens nie krank noch hat sie je eine Krankheit vorgeschützt. So dass ich glaube, es könnte ein schwerer Fehler sein, ihre Behauptungen bezüglich ihres Gesundheitszustands auf die leichte Schulter zu nehmen.«
    »Verstehe«, meinte Reggie langsam. Higgins Einschätzung klang gleichzeitig ernüchternd und beunruhigend.
    Mit dem Gedanken, dass seine Mutter sterben könnte, hatte Reggie sich noch kaum beschäftigt, so dass ihn jetzt ein jäher Schmerz durchfuhr. Irgendwie war er stets davon ausgegangen, dass Marian Berkley immer da sein werde. Als ein Mensch, der mit einer gewissen Vernunft ausgestattet war, hatte er natürlich gewusst, dass sie älter wurde und seinem Vater eines Tages folgen würde. Schließlich zählte sie schon fast fünfzig Jahre.
    Die Wahrheit war, nun ja, dass er seine Mutter ziemlich gern hatte. Lady Berkley war eine freundliche und unterhaltsame Dame, die sich mit der

Weitere Kostenlose Bücher