Flammende Sehnsucht
verwendet habe, dürfen Sie nicht vergessen, dass die Töne hier sehr viel blasser sind als die letztlich beabsichtigten. Es soll eher ein Hinweis auf eine Farbfamilie sein als auf eine eindeutige Nuance. Die Farbe hier beispielsweise« - sie deutete auf die Zeichnung des Speisesaals — »ähnelt eher einem Pink als einem dunkleren Farbton. Meiner Meinung wäre ein Granatapfelton für diesen Raum ideal.«
»Granatapfel?«
»Rot?«
»Selbstverständlich, Rot«, murmelte er. »Wunderbare Farbe.«
Sie verkniff sich ein Grinsen. Was immer Lord Berkley sonst noch sein mochte, er war ein typischer Mann und als solcher sehr amüsant. »Danke, Mylord. Und in diesem Salon, dachte ich mir ...«
»Verzeihen Sie, wenn ich Sie unterbreche, Miss Effington«, meinte er etwas abrupt. »Aber diese Unterhaltung über Väter bringt mich auf eine Frage, die mich schon länger beschäftigt. Steht der Rest Ihrer Familie, insbesondere Ihre Eltern, Ihrer Arbeit ebenso ablehnend gegenüber wie Ihre Brüder?«
»Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht.« Sie überlegte einen Moment. »Mein Vater würde Ihnen erzählen, dass die Effington-Frauen, ob geborene und eingeheiratete, fast immer ungewöhnlich, ja sogar dickköpfig waren. Nur nach eigenem Gusto zu handeln, hat quasi Tradition bei ihnen.« Sie warf ihm ein Lächeln zu. »Vater behauptet, es läge in der Familie.«
»Ich meinte, so etwas gehört zu haben.« Ein neckender Ton schwang in seiner Stimme.
»Er würde Ihnen auch erzählen, dass seine Töchter sich durchaus selbst ihren Weg suchen dürfen und er es zufrieden ist, solange sie allzu großes Aufsehen vermeiden.« Plötzlich wurde ihr klar, was sie im Grunde nie zuvor begriffen hatte: wie einzigartig das nämlich war. »In der Hinsicht bin ich wirklich ein Glückspilz.«
»Ein sehr ungewöhnlicher Mann.«
»Das ist er.«
»Und Ihre Mutter?«
»Meine Mutter ist nicht allzu begeistert, obwohl sie« -sie lächelte - »selbst ganz schön exzentrisch ist. Meine Mutter hängt dem Glauben an, dass unsere Zukunft und unser Schicksal in den Sternen steht. Darüber hinaus glaubt sie an alle möglichen kuriosen Dinge wie Reinkarnation, Handlesen oder Kartenlegen.«
»Verstehe. Sie ist also abergläubisch.«
»Überhaupt nicht.« Cassie schüttelte den Kopf. »Sie betrachtet es als Wissenschaft und kann sich stundenlang höchst detailliert darüber auslassen, wie all diese Dinge überall schon von den Alten geglaubt und, solange Menschen auf der Erde leben, praktiziert wurden. Ihr weitgefächertes Wissen zu diesem Thema und ihre Leidenschaft sind durchaus faszinierend.« Sie lachte. »Aber auch ziemlich nervtötend.«
»Vielleicht gewährt sie mir ja einmal die Ehre, mir ihre Überzeugungen darzulegen.«
»Vielleicht.«
»Schließlich haben wir einander Freundschaft gelobt. Ich habe bereits zwei Ihrer Brüder kennengelernt und würde auch sehr gerne Ihre beschlagene Mutter und Ihren geschlagenen Vater kennenIernen.« Sein amüsierter Blick begegnete dem ihren.
Blitzartig schoss ihr durch den Kopf, dass sie einen wie ihn - wäre da nicht sein Ruf gewesen - gern ihren Eltern vorgestellt hätte. Und dass einer wie er weder ihre Mutter als Exzentrikerin, noch die restliche Familie als verschroben betrachtet hätte, sondern sie eher interessant und sogar köstlich finden würde. So wie im Grunde auch sie sie sah.
Was für ein Jammer, dass er nun einmal war, wer er war, und nicht der, den sie sich wünschte.
»Sie werden ihnen auf der einen oder anderen Veranstaltung sicher begegnen.«
Was für eine Frau wünschte er sich eigentlich?
Wieder wandte sie sich den Zeichnungen zu und zwang sich zu einem beiläufigen Ton. »Tja, wenn es mich natürlich auch freut, dass Sie meine bisherigen Vorschläge begrüßen, muss ich gestehen, dass mich die Unkenntnis der Vorlieben der zukünftigen Dame des Hauses ein wenig in Verlegenheit bringt. Vielleicht sagt Rot ihr ja gar nicht zu.«
»Granatapfel«, meinte er lächelnd.
»Oder auch Zitronengelb.«
»Ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen, doch wie wir bereits festgestellt haben, existiert bisher weder eine Ehefrau noch eine Verlobte. Allerdings bin ich sicher, dass sich auf der Veranstaltung, die ich morgen besuche - welche es auch sein mag -, unzählige geeignete Kandidatinnen einfinden werden.«
»Lady Pugets Ball?«
»Ich glaube ja. Wenn es Ihren Bemühungen forderlich ist, will ich mich dort gerne nach einer zukünftigen Viscountess umsehen.« Seine Lippen zuckten nicht einmal,
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