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Flammende Sehnsucht

Titel: Flammende Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
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verschlungenen Pfade der Gärten von Holcroft Hall so gut kenne als nur irgendeiner.«
    »Daran besteht kein Zweifel.« Gwen lächelte Cassie vertraulich zu. »Er kennt die besten Flecken für Spiele, die ganze Armeen und Militärkampagnen involvieren. Wenn ich recht verstanden habe, mussten in Marcus’ und Reggies Jugendjahren als direktes Resultat ihres sportlichen Enthusiasmus Jahr für Jahr große Teile des Gartens neu bepflanzt werden.«
    Reggie zuckte die Achseln. »Mit Verlusten muss man rechnen, wenn man die Eroberungen Alexanders des Großen oder der römischen Legionen zwischen Rosenbüschen nachstellt. Das liegt im Wesen der Schlacht. Nicht einmal die kräftigste Blüte kann den Aktionen jugendlicher Militärstreitkräfte widerstehen.«
    Cassie lachte. »Ich erinnere mich ähnlicher Opfer in den Gärten meiner Familie während meiner Kindheit. Meine Brüder und Cousins zerstörten fortwährend Beete, die so ein armer, ausgebeuteter Gärtner unmittelbar zuvor unter Mühen angelegt hatte. Aber ich muss zugeben, dass auch meine Schwester und ich nicht von Pappe waren.« Sie schenkte Reggie ein strahlendes Lächeln. »Ich würde gerne sehen, wo Sie als Kind gespielt haben.«
    »Wunderbar.« Gwens Blick glitt von Cassie zu Reggie und wieder zurück. »Dann sehe ich euch beide also später in der Empfangshalle.« Gwen lächelte, drehte sich um und eilte den Pfad hinunter.
    »Sie ist unglaublich nett, nicht wahr?« Cassie sah der sich entfernenden Gwen nach.
    »Auch wenn man es ihr nicht ansieht, sie ist eine sehr starke Frau.« Bewunderung schwang in seiner Stimme.
    »Sie sprach davon, dass sie einmal arm gewesen sei und als Gouvernante gearbeitet habe.«
    »Als ihr Vater starb, musste sie erfahren, dass sie völlig mittellos war. Der Titel ihres Vaters und sein Nachlass gingen an ihren Cousin.«
    »Lord Townsend?«
    Reggie nickte. »Und im eigenen Vaterhaus die arme Verwandte sein, das wollte sie nicht, so dass sie die ziemlich desaströse Entscheidung traf, sich durchzuschlagen und eine Stellung als Gouvernante in Amerika anzunehmen. Offenbar war das aber nichts für sie. Ich glaube, es gingen gute fünf Jahre ins Land, bis sie erfuhr, dass ihr doch noch ein Erbe zustand. Sie kehrte nach England zurück und heiratete kurz danach Marcus.«
    »Verstehe«, murmelte Cassie.
    »Gwen ist praktisch im Internat aufgewachsen. Die Lehrerinnen standen ihr näher als die eigene Familie. Ihre Bemühungen, jetzt irgendeine Art von Beziehung zu ihren Cousins herzustellen, erscheinen mir äußerst aufschlussreich. Meiner Ansicht nach sind sie ein Zeichen dafür, wie viel Gwen schon erreicht hat.« Er lächelte und wies auf den Fußweg. »Wollen wir?«
    Einige Minuten spazierten sie in freundschaftlichem Schweigen dahin, Cassies Gedanken allerdings rasten. »Sie hat viel Glück gehabt, nicht wahr?«
    »Insofern, als es dann doch noch zu einem guten Ende kam«, nickte er, »ja, das ist richtig.«
    »Es muss schrecklich sein, alles zu besitzen, Familie, gesellschaftliche Stellung und Vermögen, und dann allein aufgrund des Erbrechts alles zu verlieren.«
    Er musterte sie scharf. »Anzunehmen.«
    Sie hielt inne und runzelte die Stirn. »Was geschieht mit solchen Frauen, Lord Berkley? Frauen, die man für eine bestimmte Rolle und Stellung in der Gesellschaft erzogen hat und die dann ohne eigene Schuld alles, womit sie gerechnet haben, all ihre Zukunftsaussichten verlieren, weil der Vater stirbt?«
    »Ich weiß nicht.« Neugierig betrachtete er sie. »Ich muss gestehen, dass ich mir darüber nie Gedanken gemacht habe.«
    »Sollten Sie aber«, versetzte sie entschieden. »Ja, sollten wir alle. Es ist weder richtig noch gerecht, dass wir junge Frauen wie Gwen oder im Grunde auch mich mit Erwartungen erziehen, die ganz brutal enttäuscht werden können, weil in den Erbgesetzen keine entsprechende Vorsorge getroffen ist. Welche Lebensaussichten haben diese Frauen dann noch, Mylord?«
    »Nun«, meinte er langsam, »sie könnten heiraten.«
    Sie schnaubte verächtlich. »Das ist gar nicht so leicht, wie Sie sehr wohl wissen. Schließlich ist’s bei der ganzen Heiraterei nicht mit dem bloßen Entschluss, zu heiraten, getan. Nach allem, was ich erlebt habe, ist eine schlechte Ehe mit dem falschen Gatten schlimmer als gar keine Ehe. Und offen gestanden, wenn eine junge Frau in Not geraten ist und mittellos dasteht, dann macht sie auch keine gute Partie - es sei denn, sie ist sehr schön und verfügt noch über ausreichend Finanzen, um

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