Flammende Sehnsucht
nicht, ob mir das Spaß machen würde. Ich finde es viel interessanter« - Lucys Blick glitt von Drummond zu Christian - »wenn einer nicht so perfekt ist.«
»Lucy.« Eine merkwürdige Panik schwang da in Reggies Stimme.
»Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, lieber Bruder.« Lucy richtete ihre Worte an Reggie, ihr Blick aber war fest auf Christian geheftet. Sie straffte die Schultern und wirkte älter als ihre sechzehn Jahre. »Ich mache das nur zur ... Übung.« Sie lächelte Cassie an und segelte durch den Raum, so dass ihr Bruder ihr nur noch nachstarren konnte.
»Man erkennt es vielleicht nicht auf den ersten Blick«, meinte Cassie leise, »aber Christian ist ein ehrenwerter Mann, der nicht mit jungen Mädchen schäkert, so bezaubernd sie auch sein mögen. Wahrscheinlich ist sie bei ihm sicherer, als sie es bei einem gleichaltrigen Burschen wäre.«
Reggie reckte eigensinnig das Kinn. »Sein diesbezüglicher Ruf veranlasst ja nicht gerade zu großem Vertrauen.«
»Ihrer auch nicht.«
»Das ist eine völlig andere Sache«, meinte er hochmütig.
»Verstehe.« Sie verkniff sich ein Grinsen. »Sie vertrauen Ihre jüngere Schwester keinem Mann an, der so übel beleumundet ist wie mein Bruder, sehen aber kein Problem darin, dass der wiederum Ihnen seine jüngere Schwester anvertrauen sollte.«
Seine Mundwinkel zuckten gegen seinen Willen nach oben.
»Sind sind viel zu gescheit, als für Sie und für mich gut ist. Und das wissen Sie auch, oder?«
Sie lachte.
»Trotz allem ist es, wie schon gesagt, eine völlig andere Sache, denn Lucy ist noch ein Kind, während Sie ...«
Sie zog die Brauen hoch. »Ja?«
»Sie sind eine Frau. Intelligent und selbstbewusst und« -sein Blick senkte sich in den ihren - »sehr begehrenswert.«
Sie schluckte. »Ein solches Gerede schickt sich einfach nicht.«
»Natürlich nicht. Aber es stimmt.«
Ihre Blicke fanden sich, und seine grauen Augen wirkten gleichzeitig suchend und hypnotisierend. Was sie in ihnen sah oder auch sehen wollte - vielleicht war es ja auch nur eine Spiegelung -, ließ ihr den Atem stocken. Dennoch starrte sie weiter, und der ganze übrige Raum verschwamm in einem alles verschlingenden Nebel, der nur sie beide übrig ließ. Allein. Zusammen.
»Also« - sein Blick glitt auf ihre Lippen und wieder hinauf zu den Augen - »erfüllt Drummond die Vorgaben? Für Lord Perfect, meine ich.«
Ihre Stimme klang merkwürdig atemlos. »Das muss sich erst noch zeigen, aber er scheint tatsächlich vollkommen zu sein. Und Miss Bellingham? Genügt sie Ihren Ansprüchen?«
»Ich darf wohl behaupten, dass Miss Bellingham den Ansprüchen jedes Mannes genügen würde.« Er sprach leise, sein Blick war intensiv, und er hätte alles sagen können, was er nur wollte.
»Vielleicht sollten wir das Ganze mit einem Unentschieden enden lassen. Ich meine, die Wette natürlich.«
»Und was tun wir jetzt?« Er starrte auf sie hinab.
Ein Dutzend Antworten kamen ihr in den Sinn. Von denen keine sich schickte. Die alle entsetzlich skandalös und aufregend waren.
Abenteuer, Aufregung und Leidenschaft.
»Falls wir Miss Wonderful und Lord Perfect tatsächlich gefunden haben, dann sollten wir doch, würde ich meinen, jetzt ihnen unsere Aufmerksamkeit zuwenden.«
»Das schiene wohl das Vernünftigste.« Er nickte langsam.
»Falls wir es wünschen, heißt das.« Sie hielt den Atem an.
»Und warum sollten wir es nicht wünschen?«
»Das weiß ich eigentlich auch nicht, obwohl ich nicht umhin kann, mich zu fragen ...« Sie suchte nach den passenden Worten. Nie hatte sie einem Mann gesagt, dass sie ihn begehrte oder mochte oder wahrscheinlich sogar liebte. Und wieder einmal fehlten ihr die Worte.
»Sprechen Sie weiter, Cassandra. Was fragen Sie sich?«
»Ob Ihre Schwester nicht vielleicht recht hat.« Cassie holte tief Luft. »Ob sich das Unvollkommene nicht durchaus als das ... eigentlich Interessante erweisen könnte.«
»Da könnte durchaus etwas« - sein Blick suchte den ihren - »ganz Wunderbares dran sein.«
»Lord Berkley?«, ließ sich eine weibliche Stimme vernehmen.
Cassie zuckte zusammen, als habe man sie in einer kompromittierenden Situation ertappt. Was natürlich nicht der Fall war. Sie hatten sich nicht von der Stelle gerührt. Sie standen noch immer mitten im Raum, umgeben von unzähligen Menschen. Allen Blicken ausgesetzt.
Und dennoch war es so vertraut gewesen.
Reggie schüttelte den Kopf, wie um zur Besinnung zu kommen. Hatte ihn die Intimität dieses
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