Flammende Sehnsucht
gleichgültig, was er in der Vergangenheit getan oder nicht getan haben mochte. Nur noch was er in der Zukunft tun oder nicht tun würde, kümmerte sie.
»Ich sehe, dass du deine Meinung über Berkley geändert hast.«
Leo kam auf sie zugeschlendert.
Sie lachte. »Was um Himmels willen bringt dich auf diesen Gedanken?«
»Tja, liebe Schwester, ich kenne dich weit besser, als du glaubst.« Ein selbstzufriedenes Lächeln umspielte seine Lippen. »Mir ist aufgefallen, dass du zwar offensichtlich die Aufmerksamkeit Mr. Drummonds erregt hast, eines Gentleman übrigens, bei dessen Erscheinen alle Damen hektisch zu fächeln beginnen und ihn anstarren, als sei er ein besonders köstlicher Leckerbissen, du ihm aber keine solchen Blicke schenkst« - Leo machte eine Kunstpause - »wie du sie etwa Lord Berkley zuwirfst.«
»Unsinn, Leo.« Cassie wedelte abwesend mit ihrem Fächer, besann sich dann und hielt inne. »Ich werfe Lord Berkley keine Blicke zu, die in irgendeiner Weise aus dem Rahmen fallen.«
Leo zog skeptisch die Augenbrauen hoch.
»Wirklich nicht.«
Er lächelte.
Sie seufzte resigniert. »Also gut. Ich könnte, aber nur eventuell, verstehst du, ein ganz kleines bisschen an ihm interessiert sein.«
»Hab ich es doch gewusst.« Sein Lächeln wurde breiter. »Du bist also, wie ich daraus entnehme, bereit, dich auf das Gebiet der Lebemänner-Bekehrung vorzuwagen?«
»Wenn es denn durchaus sein muss.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber im Grunde, Leo, bin ich mir gar nicht sicher, ob er sich allzu sehr bessern muss. Abgesehen davon« - sie warf ihm ein dünnes Lächeln zu - »mag ich ihn wahrscheinlich genau so, wie er ist.«
»Ist das wahr?«
»Ich fürchte es.«
»Darf ich also annehmen« - Leo wählte seine Worte mit
Bedacht - »dass du, die nie etwas von Bekehrungsversuchen wissen wollte und noch nie so von einem Gentleman gesprochen hat, dir etwas aus diesem Herrn machst? Ihn vielleicht gar liebst?«
»So scheint es.«
»Verstehe.« Er nickte langsam. »Du trägst dich doch nicht mit irgendwelchen törichten Gedanken, oder?«
»Alle meine Gedanken erscheinen mir ziemlich töricht.« Sie betrachtete ihren Bruder forschend. »Oder was meinst du damit?«
»Ich meine, dass es eine ganze Reihe von Methoden gibt, mit Hilfe derer eine Frau einen Mann zur Ehe zwingen kann.«
»Zwingen? Zwingen!« Sie starrte ihn ungläubig an. »Ich kann es nicht fassen!«
»Ich habe nur ...«
»Erstens einmal habe ich, wie du sehr gut weißt, im Lauf der Jahre alle möglichen Anträge bekommen, von denen ich keinen erzwungen habe. Und davon abgesehen, glaubst du denn tatsächlich, ich würde es ihm oder irgendeinem anderen erlauben, mich zu ... zu kompromittieren, um auf diese Weise eine Heirat herbeizuführen?«
»Schhhh.« Er blickte sich um und senkte die Stimme. »Ich muss zugeben, dass mir das durch den Kopf gegangen ist.«
»Leo!«
»Nun komm aber, Cass, so weit hergeholt ist der Gedanke nun auch wieder nicht. Du hast schon immer getan, was dir passte und deinen Kopf durchgesetzt.«
»Stets innerhalb der Grenzen wohlanständigen Verhaltens.«
»Meistenteils.«
»Trotzdem« - Entrüstung schwang in ihrer Stimme -»wäre ich tatsächlich kompromittiert, würde ich keinen Moment lang daran denken, die Heirat zu verlangen.«
»Ja, nun, das müsstest du auch nicht.« Er klang stolz. »Ich würde darauf bestehen.«
»Du hättest da überhaupt nichts mitzureden. Ja, ich wage zu behaupten, dass du nicht mal etwas davon erfahren würdest.« Sie funkelte ihn an. »Und ich kann wirklich nicht fassen, dass du mir so etwas zutraust.«
»Na ja, vielleicht war ich ein bisschen voreilig.« Er klang unwirsch. Leo gab ebenso ungern zu, dass er unrecht hatte, wie sie.
»Vielleicht«, blaffte sie zurück und atmete dann tief durch, um sich zu beruhigen. »Leo, ich habe nicht die Absicht, jemanden zur Ehe zu zwingen. Falls es zu einer Heirat kommt, dann nur, weil er und ich es so wünschen.«
»Ich entschuldige mich. Ich hätte nie etwas sagen dürfen und es wirklich besser wissen sollen.« Er warf ihr ein reuiges Lächeln zu. »Ich hab mich einfach zu sehr daran gewöhnt, mir Sorgen um dich zu machen - da kann man nicht so ohne weiteres aufhören. Ich werde wohl akzeptieren müssen, dass du eine intelligente Frau bist, die ihre eigenen Entscheidungen treffen kann.«
Sie kniff die Augen zusammen. »Ich glaub dir nicht.«
»Und mit gutem Grund.« Er grinste. »Ich habe nicht die Absicht, dir dabei zuzusehen, wie du dein
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