Flammende Sehnsucht
würde er auch das tun. Auf keinen Fall wollte er sie verlieren. Er ignorierte die Stimme in seinem Kopf, die erklärte, dass er sie im Grunde nie besessen habe. Irgendetwas musste unternommen werden, und zwar so bald wie möglich.
Ehe Cassandra zum Schluss gelangte, dass Lord Perfect perfekt zu ihr passte.
Ehe Miss Wonderful sich zielstrebig als neue Lady Berkley installierte.
Ehe neue unvorhergesehene Verwicklungen in diesem immer verschlungeneren Plan auftauchten und Reginald, Viscount Berkley, die Frauen völlig aufgab, um den Rest seiner Tage in einem ruhigen netten Kloster zu verbringen. Am besten unter der Leitung von Mönchen, die einen ordentlichen Brandy brannten.
Was ihm augenblicklich sehr verlockend erschien.
Cassie lehnte am Steinbaluster der Terrasse von Holcroft Hall und beobachtete die im Salon versammelte Gesellschaft durch die breiten, weit geöffneten Glastüren, die die Abendbrise einließen. Momentan zog sie es vor, im Freien zu sein, unter den Sternen, an der frischen Luft. Außerdem war dies ein günstiger Aussichtspunkt, wo sie alles um sich herum beobachten konnte, aber gleichzeitig kaum zu sehen war.
Sie hatte überlegt, sich zu den Kartenspielern zu gesellen oder auch zu einigen der jüngeren Gäste, die sich um das Pianoforte versammelt hatten, wo Miss Bellingham und Mr. Drummond in wunderbarem, um nicht zu sagen, perfektem Einklang Duette spielten.
Oder sollte sie sich vielleicht einfach nur Reggie schnappen, der gegenwärtig mit Lord Pennington, Thomas und St. Stephens in ein Gespräch vertieft war, ihn in den Rosengarten schleppen und ihm gestatten, seinen Ruf unter Beweis zu stellen, indem er sie zwischen den Hecken verführte?
Nicht die schicklichste Option, aber mit Sicherheit eine, die ganz oben auf ihrer Liste stand.
Das Dinner war zwar endlos, aber auch recht unterhaltsam gewesen. Mr. Drummond war ein charmanter und überaus aufmerksamer Tischherr. Cassie stellte fest, dass sie ihn sehr mochte und dass sie, so sehr sie sich auch bemühte, absolut nichts Unvollkommenes oder Störendes an ihm entdecken konnte.
Er war amüsant, hatte einen wunderbaren Sinn für das Absurde. Cassie hatte fast ebenso viel gelacht, wie sie gegessen hatte. Er war nett, aber nicht aggressiv, er flirtete gern, ohne eingebildet zu sein, er war intelligent ohne alle Selbstgefälligkeit und bescheiden ohne alle falsche Demut. Alles in allem war er wirklich das, was sie stets in einem Mann zu suchen geglaubt hatte.
Nur leider war er der Falsche.
Der Mann, den sie begehrte, war momentan Gegenstand der Aufmerksamkeit von Miss Bellingham. Obwohl, wie es die junge Dame schaffte, so gut Klavier zu spielen und gleichzeitig verführerische Blicke zu Reggie am anderen Zimmerende zu werfen, das war schon wirklich bemerkenswert. Gab es denn irgendetwas, das Miss Bellingham nicht gut konnte? Cassie glaubte nicht, dass irgendjemand sie je als exzentrisch bezeichnen würde.
Dennoch musste Cassie zugeben, dass Reggie nicht ganz so erpicht auf Miss Bellingham schien, wie sie auf ihn. Ja, wenn Cassie sich nicht täuschte, war das Lächeln, mit dem er die jüngere Frau bedachte, kaum mehr als höflich zu nennen. Cassies Laune besserte sich. Vielleicht war Reggie ja trotz der höchst vertraulichen Erörterungen, die sie beim Dinner mit-
einander geführt zu haben schienen, letztlich doch nicht so interessiert an ihr.
Im Augenblick konzentrierte er sich auf seine Schwester, die Lord Bellingham gewinnend zulächelte, immer wieder einladende Blicke zu Mr. Drummond warf und auf Teufel komm raus mit Christian flirtete, dessen Gesichtsausdruck dem eines gejagten Tieres ähnelte. Es geschah Christian wirklich recht, einmal von einer Frau - oder vielmehr einem Mädchen - in die Enge getrieben zu werden. Er konnte den Spieß ja nicht umdrehen, vor allem nicht angesichts der endlosen Zahl von Frauen, mit denen er wahrscheinlich schon herumgetändelt hatte. Und Reggie geschah es natürlich auch recht.
Trotzdem, der Mann war ihr ein Rätsel. Sie betrachtete ihn nachdenklich. Er beschützte seine Schwester, sorgte sich offenbar um ihre Zukunft. Unter seiner Mutter schien er zwar zu leiden, sie aber dennoch zu mögen. Er war Lord Pennington seit vielen Jahren ein treuer Freund, auch ein Freund von Thomas, und sowohl Gwen als auch Marianne sprachen mit großer Hochachtung von ihm. Nichts, das Cassie aus eigener Erfahrung über Reggie wusste, passte auch nur annähernd zu seinem Ruf.
Und was den anging, war es ihr inzwischen
Weitere Kostenlose Bücher