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Flammendes Eis

Flammendes Eis

Titel: Flammendes Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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seinen Lebensunterhalt ebenfalls mit Hummerfang verdient und seitdem nichts von seinen Seefahrtkenntnissen eingebüßt.
    Die kleine Flotte ließ die felsige Landzunge hinter sich, der die Stadt ihren Namen verdankte, und erreichte das offene Meer, das heute eine helle flaschengrüne Farbe angenommen hatte.
    Am tiefblauen Himmel hingen nur ein paar dünne Zirruswolken, und aus Westen wehte eine leichte Brise. Die Bootskolonne steuerte erst nach Osten, dann nach Süden und überwand im gleichmäßigen Rhythmus der Dünung Welle um Welle. Gamay meldete sich regelmäßig aus der Zentrale der NUMA und teilte ihnen die vom Satelliten ermittelte aktuelle Position der
Ataman Explorer
mit.
    Austin übertrug die Angaben mit Bleistift auf eine Karte der Bucht von Maine, die entlang der gesamten Staatsküste bis zum gekrümmten Arm von Kap Cod verlief. Das Schiff schien einen großen langsamen Kreis zu beschreiben. Austin vermutete, dass es eine Art Warteschleife abfuhr. Gamay bediente sich eines einfachen Kodes, so dass jeder zufällige Lauscher glauben musste, er habe sich in die Plauderei einiger Fischer eingeschaltet. Jenkins und Howes gingen höflich darüber hinweg, wie sehr Gamay ihren neuenglischen Heimatdialekt verstümmelte, aber als die Stimme aus dem Lautsprecher sagte:
    »Hab südöstlich der letzten Position haufenweise Schellfisch und Flundern gefunden, ayup«, konnten sie nicht länger an sich halten.
    »Ayup?«
Jenkins verzog das Gesicht. »Hat sie gerade ›ayup‹ gesagt?«
    Howes schüttelte den Kopf. »Ich hab mein ganzes Leben an der Ostküste verbracht und noch
nie
gehört, dass jemand ›ayup‹ sagt. Ich weiß nicht mal, was das bedeuten soll.«
    Trout musste sich ein Lächeln verkneifen. Er murmelte eine Entschuldigung und erklärte, Gamay habe offenbar zu viele Folgen von
Mord ist ihr Hobby
gesehen, einer Fernsehserie, die in der Hollywood-Version eines neuenglischen Küstenstädtchens spielt e. Jenkins unterbrach ihn und deutete aufgeregt auf den Radarschirm, wo ein großer Echoimpuls aufgetaucht war. »Das ist sie. Ganz bestimmt.«
    Austin beugte sich über seine Schulter und musterte den südöstlich gelegenen Leuchtpunkt. »Ayup«, sagte er.
    Jenkins gab Vollgas, und die anderen Boote folgten seinem Beispiel. Es lag nicht nur daran, dass er ungeduldig war. Die See gefiel ihm heute nicht. Mit dem erfahrenen Blick des Fischers und Wissenschaftlers hatte er Höhe und Abstand der Wogen beobachtet. »Da braut sich was zusammen«, stellte er fest.
    »Ich habe über Funk den Seewetterbericht abgehört«, sagte Austin.
    »Ich brauche keine krächzende Computerstimme, um zu erkennen, dass ein Sturm aufkommt«, sagte Jenkins grinsend.
    »Man muss bloß wissen, wie man die Vorzeichen deutet.«
    Seit ihrer Abfahrt hatte die Bewölkung zugenommen und sich verdichtet, und die Farbe des Meeres glich inzwischen einem öligen Grau. Der Wind hatte einige Grad nach Ost gedreht.
    »Falls wir schnell fertig werden, schaffen wir es noch zurück in den Hafen. Je stärker Seegang und Wind sind, desto problematischer ist es allerdings, das Netz einzuholen.«
    »Ich verstehe«, sagte Austin. »Paul und ich machen uns bereit.«
    »Wäre keine schlechte Idee«, warf Chief Howes ein, dessen sonst so gelassene Stimme auf einmal merkwürdig angespannt klang. »Wir haben Gesellschaft.«
    Der Chief deutete auf einen riesigen dunklen Schatten, der vor ihnen im heraufziehenden Dunst aufragte. Als sie sich der formlosen Masse näherten, verlor diese ihre gespenstische Anmutung, und die zunächst unscharfen Konturen wurden zu der klaren Silhouette eines sehr großen Schiffs. Der Rumpf, die hohen Aufbauten und der einzige Schornstein waren komplett schwarz und das Deck mit Auslegern und Kränen übersät wie der Rücken eines Igels mit Stacheln. Der matte, Licht schluckende Anstrich schien das Schiff dem Blick des Betrachters entziehen zu wollen und verlieh ihm eine drohende, bedrückende Präsenz, die auch den anderen Fischern nicht entging.
    Mehrere von ihnen meldeten sich beunruhigt über Funk.
    »Mann, Roy, was ist das denn?«, sagte einer der Männer.
    »Das sieht ja aus wie ein schwimmender Leichenwagen.«
    »Leichenwagen?«
, rief eine andere Stimme. »Das ist das ganze verdammte Bestattungsinstitut.«
    Austin musste lächeln. Jeder Lauscher würde merken, dass die Kommentare nicht einstudiert waren. Jenkins ermahnte seine Freunde, sehr vorsichtig zu sein, um nicht ins gefährliche Kielwasser der
Explorer
zu geraten. Die

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