Flammenherz (German Edition)
Seamus griff mein Kinn und zwang mich ihn anzusehen.
»Wenn ich dir nicht glauben sollte, was du mir erzählst, dann beschreibe mir einfach den Druidenring. Ich habe diesen Ring niemals irgendjemandem gezeigt und dies wird der Beweis für mich sein, dass du die Wahrheit sprichst.«
Ich holte tief Luft, sah auf den Ring in meiner Hand und nickte. Dann bat ich Seamus mir zu zeigen, wie ich den Ring halten musste, um genau zwei Wochen in die Vergangenheit zu reisen.
Ich setzte mich im Schneidersitz auf den Stein und hielt den Ring so in der Hand, wie Seamus es mir erklärt hatte. Meine Hände zitterten vor Anspannung, doch ich vermied es, den Ring auch nur einen Millimeter zu bewegen. Das gewünschte Druidenzeichen zeigte nach unten auf den Fels. Seamus und Sarin standen rechts von mir, außerhalb des Kreises und beobachteten mich aufmerksam.
Ich warf ihnen ein letztes, zaghaftes Lächeln zu, dann schloss ich meine Augen und konzentrierte mich. Meine Stimme war laut und deutlich, als ich die Worte sprach, die mich zurück in die Vergangenheit bringen sollten, zurück zu Caleb.
»SOLUS NA GREINE, THEID MI
CUIMHNICH AIR NA DADOINE O`N D`THANIG THU
LEAN GU DLUTH CLIU DO SHINNSRE
ANNS A`BHEATA SEO AGUS A`BHEATHA TEACHD
IS MISE A THA AM.«
Die Hitze des Steines unter mir war nun deutlich zu spüren, doch es war nicht so schlimm wie beim ersten Mal. Dann war nichts mehr wie bei meiner ersten Zeitreise, denn ich befand mich plötzlich in einer Art Strudel, der mich mit sich zog.
Alles um mich herum war irgendwie unscharf und Landschaften rauschten so schnell an mir vorbei, dass ich sie nur verschwommen wahrnahm. Mit einem Mal wurde mir schwindelig, denn nun drehte ich mich auch noch um meine eigene Achse und plötzlich bekam ich es mit der Angst zu tun.
Bei meiner ersten Reise in die Vergangenheit hatte ich nicht einmal bemerkt, dass etwas geschehen war und nun drehte sich alles. Ob dies darauf zurückzuführen war, dass ich in eine Zeit reiste, in der es mich eigentlich schon gab?
Dann beruhigte sich der Strudel und vor mir baute sich eine Art Tunnel auf, an dessen Ende ein helles Licht leuchtete. Himmel, ich war doch hoffentlich nicht gestorben und sah nun das Licht, von dem alle immer sprachen? Langsam bewegte ich mich vorwärts und erkannte die Silhouette einer Person, die im Tunnel stand und auf mich zu warten schien. Als ich mich näherte, erblickte ich ein mir vertrautes Gesicht. Mein Eigenes.
In diesem Moment durchfuhr mich ein unglaublicher Schmerz und ich hörte mich selbst laut schreien. Es fühlte sich an als würden unsichtbare Hände in meinen Körper greifen, meine Eingeweide packen und daran zerren.
Laut schreiend wartete ich darauf, dass der Schmerz vorüberging, doch stattdessen wurde er immer schlimmer. Ich öffnete meine Augen und sah entsetzt auf meine Hand. Sie war fast durchsichtig und diese Transparenz schlich sich weiter an meinem Arm nach oben.
Panik breitete sich in mir aus, ich fragte mich, was ich falsch gemacht hatte, dass alles so aus dem Ruder lief. Was um alles in der Welt, war schief gelaufen? Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Mein anderes Ich war dabei den Kampf zu gewinnen und ich würde mich in Nichts auflösen und verschwinden, wenn ich nicht bald etwas unternehmen würde. Das war der Kampf von dem Jarla mich gewarnt hatte und ich war dabei, ihn zu verlieren.
Ich versuchte mich zu konzentrieren, und den furchtbaren Schmerz zu ignorieren, was gar nicht so leicht war. Dann dachte ich an Caleb und wie sehr ich mir wünschte, wieder bei ihm zu sein, ihn zu retten und den Rest meines Lebens mit ihm zu verbringen.
Langsam verebbte der Schmerz und jetzt krümmte und wand sich mein anderes Ich. Als ich auf meine Hand sah, erkannte ich, dass sie wieder ganz normal war. Ich hörte meinen lauten Schrei, doch diesmal war nicht ich es, die schrie, sondern mein Gegenüber.
Ich ließ nicht zu, dass meine Gedanken auch nur eine Sekunde von Caleb abwichen und so sah ich, wie vor einem Spiegel stehend, wie sich die zweite Janet auflöste und vor meinen Augen verschwand.
Ein tiefes Grollen ertönte und es war plötzlich dunkel. Das Licht im Tunnel war verschwunden und Finsternis umgab mich.
Meine Augen waren geschlossen und ich fühlte etwas Warmes, Haariges an meinem Gesicht. Vorsichtig blinzelnd öffnete ich sie und sah mich um.
An mir zogen Bäume vorbei, doch ich sah alles unscharf und verschwommen. Ich rieb meine Augen und spürte, dass sie feucht waren.
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