Flammenherz (German Edition)
sich an, als wolle man den kompletten Inhalt einer Melone in eine Erbse pressen. Mehrere Dinge gleichzeitig musste man beachten, um die Zeit zu bestimmen und das machte es nicht gerade einfacher.
Zum Ersten war da der Ring, auf dem 31 Symbole eingraviert waren, stellvertretend für die Tage. Dann kam es darauf an, über welchen Finger man sich den Ring streifte, denn diese standen für die Monate. Da aber nur zehn Finger zur Auswahl standen, konnte man niemals in die Monate November und Dezember reisen. Dafür gab es zwar auch eine Lösung, doch als Jarla mir diese erklären wollte, hatte ich freundlich abgelehnt. Es fiel mir jetzt schon schwer, alles zu behalten und da ich nicht vorhatte in einen der beiden Monate zurückzureisen, benötigte ich diese zusätzliche Information nicht.
Dann wurde es kompliziert, denn man konnte den Ring an verschiedenen Stellen eines Fingers tragen, auf der Fingerkuppe, direkt unter dem Nagel, in der Mitte des Fingers oder ganz normal, den Ring bis nach hinten an die Fingerwurzel geschoben.
Diese unterschiedlichen Stellungen zeigten die Monate, Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte, die man zurücklegen wollte.
Das Verwirrende jedoch war, dass es keine logische Reihenfolge gab, sondern, dass die Zeiteinstellungen völlig durcheinander waren. Deshalb hatten Imogen und ich auch die gleiche Zeitspanne gewählt, da wir beide den Ring an der linken Hand, am Ringfinger getragen hatten.
Am besten war es wohl mit einer Waschmaschine zu vergleichen, auch wenn dieser Vergleich weit hergeholt war. Dort stellt man das Programm ein, die Temperatur, die Schleuderzahl und die Dauer und dies alles führt zu dem gewünschten Ergebnis.
Da ich nur einige Tage zurückreisen wollte, durfte ich mir den Ring nicht überstreifen, sondern musste ihn zwischen den Fingern halten, mit dem Symbol des Tages auf den Altarstein gerichtet.
Ich seufzte laut auf und erntete mitleidige Blicke von meinen Begleitern, denn anscheinend hatten sie keine Probleme damit, die unterschiedlichen Möglichkeiten und Einstellungen zu verstehen.
Mir jedoch rauchte der Kopf und ich hatte das Gefühl, dass alles, was ich an Informationen erhielt, auf geheimnisvolle Weise wieder meinen Kopf verließ. Wenn das so weiterging, würde ich noch meinen eigenen Namen vergessen.
Seamus redete mir gut zu und versicherte mir, dass er mir zeigen würde, wie ich den Ring zu halten habe, wenn es so weit war. Das beruhigte mich ein klein wenig, auch wenn ich mich lieber auf meine eigenen Kenntnisse verlassen hätte, doch denen traute ich nicht. Am Ende würde ich irgendwo in der Steinzeit landen und als Snack eines Sauriers enden.
Es war weit nach Mittag, als wir Jarlas Haus verließen. Sie hatte Tränen in den Augen und umarmte mich zum Abschied. Waren wir anfänglich fremd und distanziert zueinander gewesen, so verband uns doch jetzt eine Art Freundschaft, die aus einer ganz besonderen Gemeinsamkeit heraus entstanden war.
»Pass gut auf dich auf«, flehte sie mich an. Seamus drückte Jarla zum Abschied einige Münzen in die Hand, die sie zuerst empört ablehnte, dann aber in ihrer Tasche verschwinden ließ. Sarin fiel der alten Frau um den Hals und umarmte sie so lange, bis sie lachend nach Luft rang.
Wir hatten uns entschlossen den Steinkreis bei North Fearns zu nehmen, in dem auch schon Imogen und Jarla gereist waren.
Er lag auf derselben Höhe wie Inverarish, nur nicht auf der Westseite der Insel, sondern weiter im Osten. Zum Glück war die Insel nicht sehr groß und so war es nur ein Fußmarsch von vielleicht drei Meilen, um an die andere Seite und somit zum Steinkreis zu gelangen.
Sarin und Seamus diskutierten den ganzen Weg lang, wie man den Ring tragen musste, um genau zwei Wochen zurückzureisen. Sie stritten sich, da beide anderer Meinung waren und ich lief mit einem äußerst unbehaglichen Gefühl nebenher.
Ich hatte mich darauf verlassen, dass sie mir dabei halfen, aber nun bekam ich ernsthafte Zweifel und in Gedanken sah ich mich schon Cäsar gegenüberstehen.
Anfangs wollte ich nur einige Tage in die Vergangenheit zurück, zu dem Zeitpunkt als wir uns in der Kate befunden hatten, doch Seamus hatte mich überzeugt, etwas weiter zurückzureisen.
Nur für den Fall, dass nicht alles so klappte, wie wir es uns vorstellten. Ich hatte ihm recht gegeben und so war unsere Entscheidung auf den Tag gefallen, als ich auf die Zigeuner getroffen war.
Jarla hatte mich beschworen, alles so geschehen zu lassen, wie es schon einmal
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