Flammenherz (German Edition)
zu trinken, denn ich musste wach bleiben, wenn mein Plan Erfolg haben sollte.
Aber es war nicht so einfach, wie ich gehofft hatte, denn Daniel ließ mich nicht aus den Augen. Ich tat so als würde ich trinken, hielt meinen Mund jedoch geschlossen. Irgendwann bat ich ihn, mir die Feldflasche zu reichen, die hinter ihm auf der Pritsche lag und als er sich umdrehte, schüttete ich vorsichtig etwas von meinem Tee unter den Tisch.
Ich forderte Daniel immer wieder auf zu trinken und erklärte ihm, dass es sich um Kräuter handelte, die einen müden Geist und Körper beleben würden.
Er trank seinen Becher brav leer und dann begann er damit, mir seine Liebe zu gestehen. Erneut versuchte ich ihm so schonend wie möglich zu erklären, dass mein Herz einem anderen gehörte und auch diesmal akzeptierte er, was ich sagte, und drängte sich mir nicht weiter auf.
Nachdem wir uns gestärkt hatten, machte ich ihm den Vorschlag ein wenig zu ruhen, doch davon war er nicht gerade begeistert. Ich musste all meine Überredungskünste einsetzten, bis er sich endlich auf die Pritsche legte und die Augen schloss.
Mit sanfter Stimme redete ich auf ihn ein und hoffte ihn so, zusätzlich zu den Kräutern, etwas zu beruhigen. Ich erzählte ihm völlig belanglose Dinge, was ich bei den Zigeunern erlebt hatte, wie mir Vargan und Sarin das Messerwerfen beigebracht hatten oder wie ich Mutter Elena dabei zugesehen hatte, wie sie das Essen zubereitete.
Ich gab meiner Stimme einen solch monotonen Klang, dass ich fast selbst eingeschlafen wäre und mich einige Male ertappte, wie mir die Augen zufielen, während ich sprach. Daniel lag auf dem Rücken, die Hände über dem Bauch verschränkt und war völlig entspannt.
Hin und wieder stellte ich ihm eine Frage, um zu sehen, ob er noch wach war. Anfangs beantwortete er diese noch, doch irgendwann blieben seine Erwiderungen aus. Als ich ihn etwas genauer betrachtete, sah ich, dass sein Brustkorb sich gleichmäßig hob und senkte. Er war endlich eingeschlafen.
Vorsichtig stand ich auf und schlich auf Zehenspitzen nach draußen, wo ich kurz stehen blieb und einmal tief durchatmete.
Jetzt kam der für mich unangenehmste Teil, dachte ich und ging auf mein Pferd zu. Ich nahm Sullahs Zügel und führte ihn so leise wie möglich von der Hütte fort. Als ich mir sicher war, dass wir weit genug von der Kate entfernt waren, schwang ich mich auf seinen Rücken und ritt los.
Ich war unsagbar erleichtert, als ich in der Dunkelheit den Waldweg fand und so ritt ich ihn entlang, bis ich die Stelle erkannte, an der wir abermals vom Weg abgebogen waren.
Aufmerksam und äußerst vorsichtig wies ich dem Pferd unter mir den Weg durch den Wald. Jeden Moment mussten die Soldaten auftauchen und dann hörte ich auch schon die Äste knacken.
Einige Sekunden später standen sie vor mir, mit grimmigen Gesichtern und ihren furchteinflößenden Schwertern in der Hand.
Ganz automatisch sah ich zu der Stelle, an der Daniel gelegen hatte und ich fühlte eine unendliche Erleichterung, dass es mir gelungen war, seinen Tod zu verhindern. Ich lächelte und dachte nicht an die Schmerzen, die mir jetzt noch bevorstanden, denn diese Wunden würden wieder heilen. Jetzt, da ich Daniel gerettet hatte, würde ich sie um einiges leichter ertragen.
»Was gibt es da zu grinsen?«, brummte einer der Soldaten und ich erkannte den Mann, der mir in naher Zukunft die Faust ins Gesicht schlagen würde.
Ich riss mich zusammen und versuchte einen ängstlichen Gesichtsausdruck zustande zu bringen, dann rutschte ich blitzschnell von Sullahs Rücken und rannte los. Mir war klar, dass ich keine Chance hatte, zu entkommen und das wollte ich auch gar nicht, doch ich musste die Soldaten noch ein wenig hinhalten, sonst würde mein ganzer Zeitplan durcheinander kommen.
Schließlich hatte der Kampf mit Daniel einige Minuten angedauert und genau diese Zeit musste ich mir jetzt verschaffen. Doch dies gelang mir nicht, denn schon nach kurzer Zeit hatte mich einer der Soldaten eingeholt und zog mich an den Haaren mit sich.
Danach passierte alles so, wie es schon einmal geschehen war. Sie schleiften mich brutal mit sich, bis wir in ihrem Lager ankamen.
Ich hatte zwar ein sehr ungutes Gefühl, wenn ich an den Schmerz dachte, den ich bald spüren würde, aber Angst hatte ich keine.
Daniel war am Leben und ich würde bald in Calebs Armen liegen und das war es wert. Ich sollte zwar die Vergangenheit nicht ändern, aber was machte es schon für einen
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