Flammenherz (German Edition)
unternahmen nichts. Vorsichtig zogen sie sich an den Rand des Schauplatzes zurück, die Hände an den Schwertern, für den Fall, dass sie doch noch den Befehl zum Eingreifen erhalten würden.
Ich sah hinunter auf meine Hand, in der ich immer noch den Dolch fest umklammert hielt und ich suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, wie ich ihn benutzen konnte.
Cameron und Caleb schlugen derweil weiter aufeinander ein und ich konnte auf beiden Gesichtern die Schweißperlen erkennen, in denen sich der Schein des Lagerfeuers reflektierte.
»Bleib, wo du bist, Janet«, befahl Seamus, der Angst hatte, ich könnte etwas Unüberlegtes tun. Ich nickte geistesabwesend, beachtete ihn aber kaum, da mein Blick immer noch auf Caleb gerichtet war. Seine Muskeln spannten sich bei jedem Hieb an und er kämpfte mit einem verbissenen Gesicht.
Dann plötzlich traf ihn Camerons Schwert am Oberarm und sofort quoll Blut aus der Wunde. Ich keuchte laut auf und da war sie wieder, die Angst ihn doch noch zu verlieren.
Caleb verzog keine Miene, als das Schwert seines Onkels ihn verletzte. Er schlug weiter auf Cameron ein, der die Angriffe des wesentlich jüngeren Mannes nur noch mit Mühe abwehren konnte. Mit jedem Schlag schienen Calebs Angriffe kraftvoller zu werden und nun war auch deutlich die Wut zu erkennen, die sich über seine Züge gelegt hatte.
Es war offensichtlich, dass er dem Kampf ein Ende bereiten wollte. Cameron Kincaid stöhnte kurz auf, als Calebs Klinge ihm über den Unterarm fuhr und danach ging alles sehr schnell.
Caleb ließ sein Schwert in der Luft kreisen und legte seine Klinge unter die von Cameron. Mit einer kraftvollen, ausholenden Bewegung schlug er das Schwert seines Onkels nach oben. Es flog in hohem Bogen über das Feuer und landete dicht neben einem der Männer auf den Waldboden.
Cameron sank auf die Knie und senkte den Kopf, dann begann er, lautstark zu jammern.
»Caleb, mein Junge, es tut mir alles so leid. Bitte verzeih mir und verschone mein Leben«, bettelte er weinerlich.
»Ich soll dir verzeihen?«, schrie Caleb und lachte freudlos auf. Cameron hob nun flehend die verschränkten Hände und es sah aus, als ob er beten würde.
»Wirf mich in den Kerker, doch bitte lass mir mein Leben«, schluchzte er. Caleb musterte ihn einen Augenblick, dann schüttelte er angewidert den Kopf.
»Jede Ratte hat mehr Stolz als du«, sagte er und spuckte neben Cameron auf die Erde. »Ich schäme mich, dass du ein Mitglied unseres Clans bist, aber ich werde dich jetzt nicht töten. Doch sobald wir zurück auf Trom Castle sind, wirst du hängen.«
Ohne seinen Onkel eines weiteren Blickes zu würdigen, drehte sich Caleb von ihm ab und kam auf mich zugeeilt. Sofort gingen Seamus und Sarin auf Cameron zu, um ihn zu fesseln.
Caleb lächelte mir zu und ich nickte zufrieden. Er hatte sich an sein Versprechen gehalten und seinen Onkel nicht getötet. Plötzlich sah ich eine hastige Bewegung hinter ihm und mein Blick fiel auf Cameron, der noch immer am Boden kniete.
Ich beobachtete, wie er zu seinem Stiefel griff und kurz darauf blitzte etwas Metallisches in seiner Hand auf. Ich sog scharf die Luft ein, als ich begriff, dass er ein Messer hervorgezogen hatte.
Cameron Kincaid sprang flink wie eine Katze auf und rannte mit dem Messer in der erhobenen Hand auf Caleb zu, der ihm den Rücken zugedreht hatte und schon einige Meter entfernt war. Caleb bemerkte nicht, was hinter ihm geschah, denn er war nur auf mich fixiert.
Wie es mir gelang, weiß ich bis heute nicht, denn ich tat es, ohne nachzudenken. Ich warf den Dolch, der sich noch immer in meiner Hand befand, ca. einen halben Meter nach oben und fing ihn geschmeidig aus der Luft auf, die Klinge zwischen meinen Fingern. Dann zielte ich kurz und schleuderte ihn in Camerons Richtung.
Caleb starrte mich mit aufgerissenen Augen an und schnellte herum, als er begriff, was gerade geschah.
Der Dolch wirbelte durch die Luft und sauste nur einige Zentimeter an Caleb vorbei, bevor es Cameron Kincaid traf. Ungläubig blickte er auf den Griff mit den funkelnden blauen Steinen, der aus seiner Brust ragte, dann starrte er mich an und schüttelte fassungslos den Kopf. Er sank auf die Knie und einen kurzen Augenblick später fiel sein lebloser Körper seitlich zu Boden.
»Heilige Scheiße«, schrie ich und konnte selbst kaum glauben, was ich da gerade getan hatte.
»Woher, ...?«, stammelte Caleb, mehr brachte er nicht zustande. Seamus und Sarin hatten uns nun
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