Flammenherz (German Edition)
zog sich zusammen und ich hatte für einen kurzen Moment den Eindruck, keine Luft mehr zu bekommen. Meine Gedanken überschlugen sich. Ich hatte das Gefühl, gleich den Boden unter den Füßen zu verlieren.
Ich war tatsächlich im 17. Jahrhundert gelandet und meine Befürchtung hatte sich somit bestätigt. Imogen war nicht verrückt gewesen und alles, was in dem kleinen Buch stand, war wirklich so geschehen.
Noch nie zuvor war ich in Ohnmacht gefallen, aber jetzt war ich mir fast sicher, dass dies gleich der Fall sein würde. Reglos, fast gelähmt, stand ich da und spürte mein Herz heftig gegen meine Brust hämmern.
Ich öffnete immer wieder den Mund um etwas zu sagen, schloss ihn aber gleich wieder, weil mir die Worte fehlten. Mein Gegenüber musterte mich besorgt.
»Was Euer Gedächtnis angeht, so habt keine Angst, ich bin sicher Ihr werdet Euch bald wieder erinnern und solange seid Ihr hier auf Trom Castle in Sicherheit«, sagte sie beruhigend.
Jetzt begriff ich, dass Mistress Graham allen Ernstes dachte, ich hätte mein Gedächtnis verloren. Das war angesichts meines Verhaltens und der Frage nach dem Jahr auch nicht weiter verwunderlich, aber ich konnte ihr ja wohl schlecht die Wahrheit erzählen.
Ich beschloss, sie auch weiterhin in dem Glauben zu lassen. So konnte ich unangenehmen Fragen aus dem Weg gehen. Niemand erwartete von mir eine Erklärung, wer ich war und woher ich kam, wenn ich unter Amnesie litt.
»Ihr seid sicherlich hungrig«, stellte sie fest und hielt mir die Tür auf.»Laird Malloy wartet schon im Speisesaal auf Euch.« Ich hatte zwar ein wenig Hunger, aber die neu erworbenen Erkenntnisse schlugen mir extrem auf den Magen. Ich bezweifelte, dass ich auch nur einen Bissen hinunterbekommen würde.
Sie fasste mich an der Hand und zog mich hinter sich her. Ohne Widerstand folgte ich ihr durch den Gang die Treppe hinunter, noch immer zu aufgewühlt von dem, was ich gerade erfahren hatte. Warum konnte ich nicht einfach aufwachen und das alles war nur ein wirrer Traum?
Mistress Graham öffnete eine massive Flügeltür und bedeutete mir mit einer Handbewegung einzutreten. Ich fand mich in einem riesigen Raum wieder, in dessen Mitte ein großer Holztisch stand, an dem ganz locker zwanzig Personen Platz hatten.
Es war jedoch nur ein Stuhl besetzt, und als Laird Malloy mich sah, erhob er sich und deutete eine Verbeugung an. Auch er hatte sich umgezogen und sah nun tatsächlich noch besser aus, als ich ihn in Erinnerung hatte.
Jetzt trug er eine knielange Hose und ein beigefarbenes Leinenhemd. Sein lockiges Haar hatte er mit einem hellen Band im Nacken zusammengebunden. Er sah einfach umwerfend aus, und als mir bewusst wurde, dass ich ihn mit offenem Mund anstarrte, schoss mir das Blut in die Wangen. Er machte einige Schritte auf mich zu und schob mir einen Stuhl zurecht.
Ich nahm Platz und bedankte mich höflich mit einem Kopfnicken. In der nackten Steinwand zu meiner Rechten befand sich ein monströser Steinkamin, in dem ein laut knisterndes Feuer brannte.
Mistress Graham warf einige Holzscheite nach, beugte sich kurz zu Laird Malloy und flüsterte ihm etwas ins Ohr, dann verließ sie das Zimmer.
Er musterte mich und seine blauen Augen schienen mich förmlich zu durchbohren. Verlegen senkte ich meinen Blick und biss mir auf die Unterlippe. Ich hatte keine Ahnung, was ich ihm erzählen sollte, falls er mich fragte, woher ich kam und was ich allein in den Highlands zu suchen hatte. Nach einer längeren Pause, in der ich angestrengt meine Finger begutachtete, ergriff er das Wort.
»Ich habe mich noch nicht vollständig vorgestellt. Ich bin Caleb Malloy, Laird und Besitzer von Trom Castle und den dazugehörigen Ländereien. Wie ich eben erfahren habe, seid Ihr Lady Bugs Bunny?«, sagte er und zog dabei zweifelnd eine Augenbraue nach oben.
»Was?«, platze es aus mir heraus. Doch dann erinnerte ich mich daran, wie ich Mistress Graham diesen Namen genannt hatte. Ich seufzte laut und schüttelte den Kopf. »Nicht Bugs Bunny, sondern Janet ... Janet Sinclair.« Er sah mich erstaunt an.
»Dann seid ihr verwandt mit den Sinclairs von Crathes Castle?«, fragte er neugierig. Ich zuckte mit den Schultern.
»Ich ... ich weiß nicht«, stotterte ich unsicher. Im selben Moment hätte ich mich ohrfeigen können. Warum nur hatte ich ihm meinen richtigen Namen gesagt? Es hätte mir klar sein müssen, dass es diesen auch schon in der Vergangenheit gegeben hatte. Schließlich lebten meine
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