Flammenherz (German Edition)
stellte keine Fragen, sondern vertraute mir und ließ mir die Zeit, die ich brauchte.
Der Rückweg zu Trom Castle verging wie im Flug und jetzt, da fast kein Stoff mehr vorhanden war, der mich behinderte, war das Reiten wesentlich bequemer.
Doch mein nicht mehr existierender Rock hatte nun auch zur Folge, dass mich fassungslose Blicke trafen, als wir den Burghof durchquerten und zu den Stallungen ritten. Dort gaben wir unsere Pferde in die Obhut des Stalljungen, dessen Augen sich bei meinem Anblick weiteten.
Zeitgleich erlebte ich mein ganz eigenes Triumphgefühl, nämlich, als Lady Adelise von ihrem Ausritt zurückkam und ihr entsetzter Blick erst auf Caleb und dann auf meine entblößten Beine fiel.
Caleb schenkte ihr keinerlei Beachtung. Er nahm mich an der Hand und zog mich mit sich in die Burg, wo uns Mistress Graham wild gestikulierend entgegenkam. Anscheinend hatten die anderen Bediensteten sie schon über unsere Ankunft unterrichtet.
»Um Himmels willen, was ist denn nur geschehen?« fragte sie entsetzt und sah auf mein völlig zerstörtes Kleid.
»Eine lange Geschichte«, murmelte Caleb und zog mich weiter mit sich die Stufen hinauf, bis in mein Zimmer. Er machte so große Schritte, dass ich kaum hinterher kam. Als er die Tür in meinem Zimmer schloss, fiel ich schwer atmend auf mein Bett.
Doch es blieb mir keine Zeit zum Luftholen. Er kam auf mich zu, riss mich hoch und presste mich an sich. Dann küsste er mich lange und innig.
Als seine Lippen sich von meinen lösten, nahm er mein Gesicht in seine Hände und sah mich an.
»Du bist so wunderschön, Seonaid. Jedes Mal wenn ich dich ansehe, habe ich Angst im nächsten Augenblick aus einem Traum zu erwachen.«
»Ich bin aber kein Traum, ich bin aus Fleisch und Blut«, entgegnete ich sanft, während ich an seiner Unterlippe knabberte. Er stöhnte laut auf und vergrub seine Hände in meinen Haaren.
»Du hast am See etwas in einer fremden Sprache zu mir gesagt. Was hat das bedeutet?«, fragte ich ihn neugierig. Er grinste und schüttelte den Kopf.
»Das sage ich dir, wenn auch du so weit bist, mir deine Geheimnisse anzuvertrauen.« Er schenkte mir einen letzten flüchtigen Kuss, dann drehte er sich um und verließ mein Zimmer. Völlig verdattert stand ich vor meinem Bett und spürte noch immer seine Berührungen auf meiner Haut.
Ich ließ mich mit ausgestreckten Armen rückwärts auf die Matratze fallen und lachte vor Glück. Ich war verliebt, daran gab es keinen Zweifel.
In Calebs Gegenwart hatte ich Schmetterlinge im Bauch, und wenn er nicht in meiner Nähe war, musste ich ununterbrochen an ihn denken. Selbst nachts, wenn ich die Augen schloss, um zu schlafen, sah ich sein Gesicht vor mir.
Ich liebte einfach alles an diesem Mann. Sein lockiges, bronzefarbenes Haar, das seine markanten Züge umspielte. Seine hohen Wangenknochen, die gerade Nase und die Grübchen, die sich auf seinen Wangen bildeten, wenn er lachte.
Und natürlich seine Augen. Diese wundervollen blauen Augen, mit denen er mir zeigte, was er dachte und fühlte. Ich holte tief Luft und seufzte vor lauter Glückseligkeit. Ich vergaß, dass ich mich in der Vergangenheit befand und zum ersten Mal hatte ich nicht den Wunsch, in meine Zeit zurückzukehren. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief ich ein.
Jemand rüttelte sanft an meiner Decke, doch ich reagierte nicht. Dann wurde ich um einiges energischer geschüttelt und ich öffnete brummend ein Auge.
Mistress Graham stand an meinem Bett und als ich das triefend, nasse Tuch sah, mit dem sie sich meinem Gesicht näherte, richtete ich mich erschrocken auf.
»Was soll das denn?«, fragte ich verschlafen.
»Oh gut, ich dachte schon ich müsste zu härteren Mitteln greifen«, erklärte sie und warf den Lappen zurück in den Holzeimer, der neben ihr am Boden stand. Ich blinzelte einige Male, denn das helle Tageslicht schmerzte in meinen Augen.
»Was zum Teufel ...«, fluchte ich leise vor mich hin, während ich mich langsam an die Helligkeit gewöhnte.
»Ich dachte Ihr seid krank. Eine halbe Ewigkeit habe ich versucht Euch zu wecken, aber Ihr habt Euch nicht gerührt,« erwiderte sie fast vorwurfsvoll.
»Wieso kann ich nicht einfach schlafen? Es ist doch noch viel zu früh zum Aufstehen«, brummte ich.
»Früh?«, Mistress Grahams Stimme war nun so hoch, dass es in meinen Ohren schmerzte.»Es ist weit nach Mittag und der Laird hat mich gebeten, nach Euch zu sehen.« Beim Klang dieses Namens war ich sofort
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