Flammenherz (German Edition)
hellwach.
»Caleb hat euch geschickt?«, fragte ich interessiert.
»Ja, das hat er«, antwortete sie und musterte mich. Allein an ihn zu denken wirkte wie pures Coffein auf meinen Kreislauf. Ich sprang aus dem Bett, wusch mich schnell und schlüpfte in eines der beiden noch heilen Kleider, die mir geblieben waren. Diesmal entschied ich mich für ein kupferfarbenes Kleid mit beigefarbenen Verzierungen, das meine Figur sehr gut zur Geltung brachte, wie ich fand.
Mistress Graham half mir, meine Haare zu frisieren. Wieder begann sie wild zu fluchen, als diese ein gewisses Eigenleben an den Tag legten und nur schwer zu bändigen waren.
»Gibt es da etwas, das ich vielleicht erfahren sollte?«, fragte sie mit einem breiten Grinsen. Ich schenkte ihr ein vielsagendes Lächeln und rannte aus dem Zimmer. Ich konnte es nicht erwarten, Caleb zu sehen und wäre vor lauter Vorfreude fast gestolpert. Vor der Tür des großen Saals machte ich Halt, um die Falten meines Kleides noch einmal glatt zu streichen. Plötzlich hörte ich lautes Geschrei und hielt inne, um zu lauschen. Ich erkannte Caleb, der sichtlich aufgebracht schien.
»Ich habe dir gesagt, dass ich keine Gefühle für diese Frau hege«, brüllte er. Nun erkannte ich auch die zweite Person, die mindestens genauso laut antwortete.
»Es tut nichts zur Sache, was du willst, du bist dazu verpflichtet das Bestmögliche für deinen Clan zu tun und aus diesem Grund musst du dieser Hochzeit zustimmen. Die Fergussons sind reich an Einfluss, eine Koalition mit ihnen ist das einzig Richtige.« Cameron Kincaids Worte hallten noch eine ganze Weile in meinen Ohren.
Mein Herz hatte sich zu einem schweren Klumpen zusammengezogen und meine Hände zitterten. Die beiden stritten sich wegen Lady Adelise, die Caleb heiraten sollte.
Ich hatte große Lust, einfach in den Saal zu stürmen und zu rufen: »Heirate sie bitte nicht!«, doch ich tat es nicht. Was wäre das auch für ein absurdes Verhalten. Ich kannte Caleb erst kurz und dann gab es noch das Problem mit meiner Zeitreise. Obwohl ich zugeben musste, dass ich diese Tatsache mittlerweile recht gut verdrängte. Was aber nicht bedeutete, dass ich den Rest meines Lebens in diesem Jahrhundert verbringen wollte.
Also atmete ich tief ein, straffte meinen Rücken und drückte die Klinke langsam hinunter. Als die Tür aufschwang, sahen die beiden Männer erschrocken zu mir. Ich zwang mich zu einem Lächeln, so, als hätte ich nichts von der eben stattgefundenen Auseinandersetzung, mitbekommen.
Caleb stand am Kamin und hielt ein reich verziertes Glas mit Whiskey in der Hand. Ihm gegenüber befand sich sein Onkel. Beide hatten ihre Unterhaltung abrupt abgebrochen, als ich eingetreten war.
Ich räusperte mich leise und warf ihnen einen unverfänglichen Blick zu. Caleb eilte sofort auf mich zu, nahm meine Hände und bedeckte sie mit zärtlichen Küssen. Ein Blick zu Cameron verriet mir, dass er über diese Zuneigungsbekundung nicht sehr erfreut war.
»Entschuldige, dass ich dich wecken ließ«, flüsterte er mir zu. Cameron hatte sich wieder in seinen Sessel gesetzt und begrüßte mich mit einem Kopfnicken.
»Du bist sicher sehr hungrig«, stellte Caleb fest. Kaum hatte er es ausgesprochen, knurrte mein Magen so laut, dass man es auch noch in der abgelegensten Ecke, hören konnte. Er lachte herzhaft, ich dagegen lief rot an. Meine letzte Mahlzeit hatte ich vor unserem gestrigen Ausflug zu mir genommen und dementsprechend hungrig war ich.
In diesem Moment schwang die Tür auf und Mistress Graham betrat mit einem voll beladenen Tablett den Saal. Rasch setzte ich mich an den Tisch und machte mich sofort über die vor mir liegenden Köstlichkeiten her. Caleb nahm wieder bei Cameron Platz und beide unterhielten sich nun über geschäftliche Angelegenheiten, während ich genüsslich meinen Teller leerte.
Nach dem späten Frühstück hatte ich das Gefühl aus allen Nähten zu platzen. Mein Kleid spannte an einigen Stellen bedrohlich, was aber auch kein Wunder war bei der Menge, die ich in mich hineingefuttert hatte.
Caleb schlug vor, dass ich meine Reitkünste etwas aufbessern könnte und Sarin sollte mir beibringen, wie man richtig mit einem Pferd umging. Der Stalljunge hatte sich sofort bereit erklärt, mir Unterricht zu geben und war sichtlich begeistert über die ihm anvertraute Aufgabe.
Ich überquerte den Burghof und ging zu den Stallungen, wo er mich mit einem breiten Lächeln empfing. Sullah, das braune Pferd, auf dem ich
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