Flammenherz (German Edition)
dem Kopf fallen und ich freute mich auf Adelises Gesichtsausdruck, wenn sie mich darin sah.
Während ich fast liebevoll über die Stickereien strich, klopfte es leise an der Tür. Als ich öffnete, überreichte mir eine Magd ein keilförmiges Stück Seife.
»Von Mistress Graham«, erklärte sie schüchtern, sah mit roten Wangen zu Malcolm, der auf seinem Platz neben der Tür stand, machte einen Knicks und verschwand wieder. Ich schloss die Tür und schnupperte neugierig an der Seife. Sichtlich erstaunt stellte ich fest, dass diese nach Rosen duftete, im Gegensatz zu den bisherigen Seifen, die sonst immer einen leicht ranzigen Geruch hatten.
Anscheinend wollte sich Mistress Graham für meine Geschenke revanchieren, was mir nur recht war. Ich streifte mein Kleid ab und ließ mich in das dampfende Wasser gleiten. Zufrieden legte ich meinen Kopf gegen den Wannenrand und genoss die wohltuende Wärme. Wenn ich die Augen geschlossen hatte und ignorierte, dass ich in einem unbequemen Holzbehälter lag, war es fast als befände ich mich im 21. Jahrhundert, in meiner eigenen Badewanne.
Ich entspannte eine halbe Ewigkeit im heißen Wasser, dann wusch ich meine Haare. Als mir der blumige Geruch der Seife in die Nase stieg, seufzte ich zufrieden.
Nachdem ich ausgiebig gebadet hatte, trocknete ich mich ab und schlüpfte in das neue, azurblaue Kleid. Es passte wie angegossen und ich fühlte mich hübscher denn je. Danach griff ich nach der Kleidung, die ich für Sarin gekauft hatte, und machte mich auf den Weg zu den Stallungen, wie immer gefolgt von Malcolm.
Ich war Caleb dankbar, dass er mir den Wachmann zur Seite gestellt hatte. Wenn ich daran dachte, was mir bei meinem letzten Besuch im Stall zugestoßen war, lief mir ein eisiger Schauer über den Rücken.
Ich sah mich suchend um, aber es war niemand zu sehen. Die Pferde standen brav in ihren Boxen und fraßen ruhig das vor ihnen liegende Heu. Sie waren alle sichtlich erschöpft, was nach diesem langen Tagesritt kein Wunder war.
»Sarin?«, rief ich mit gedämpfter Stimme, um die Tiere nicht aufzuschrecken. Ich legte meinen Kopf zur Seite und lauschte angestrengt, doch ich erhielt keine Antwort. Auch beim zweiten Mal blieb es still und erst nach meinem dritten, etwas kräftigeren Ruf, öffnete sich im hinteren Teil des Raumes eine Tür und der alte Stallmeister kam auf mich zugeeilt. Als er mich erkannte, machte er eine tiefe Verbeugung.
»Mylady, was kann ich für Euch tun?«
»Ich suche nach Sarin, wisst Ihr, wo er ist?«, fragte ich ihn.
»Sarin ist nicht mehr hier.«
»Was soll das bedeuten? Wann kommt er zurück?« Der alte Stallmeister sah mich verwundert an.
»Der Herr hat ihn gestern vom Hof gejagt. Sarin wird nicht zurückkommen, er ist wieder zu seinem Bruder und seiner Familie gegangen.« Für einen Moment vergaß ich das Atmen und sah ihn entgeistert an.
»Vom Hof gejagt? Aber warum?« Er zuckte die Achseln und schürzte die Lippen.
»Ich kann es nicht sagen, Mylady, denn ich weiß es selbst nicht. Er war ein guter Junge und er konnte mit den Tieren umgehen, wie kein anderer«, bemerkte er anerkennend. Ich ließ die Schultern sinken und meine Stimme war nur noch ein leises Flüstern.
»Und er hat mir zweimal das Leben gerettet.«
Ich bedankte mich für die Auskunft und eilte zurück ins Schloss, wo ich Caleb zur Rede stellen wollte. Was konnte Sarin nur angestellt haben, dass er ihn davon gejagt hatte und warum hatte er es mir gegenüber mit keinem Wort erwähnt?
Ich fand ihn in der Bibliothek, wo er mit einem Glas Whiskey in der Hand in einem Buch las. Als er mich sah, strahlte er und erhob sich. Dann erst nahm er meinen zornigen Gesichtsausdruck wahr.
»Was ist los, Seonaid?«, fragte er besorgt und kam auf mich zu.
»Das würde ich gerne von dir erfahren«, zischte ich ihn an.
»Ich verstehe nicht, was du meinst?«, stammelte er verwirrt. Meine Stimme wurde nun um einiges lauter, denn ich war außer mir vor Zorn.
»Warum hast du mir nicht erzählt, dass du Sarin von der Burg gejagt hast?«
»Ich habe was?«, wiederholte er fast ein wenig belustigt. Caleb hatte einige Schritte nach vorne gemacht und stand jetzt dicht vor mir. Er packte mich an den Schultern und schüttelte mich sanft.
»Warum um alles in der Welt, sollte ich Sarin fortschicken? Er hat dir das Leben gerettet und dafür bin ich ihm unendlich dankbar. Ich stehe in seiner Schuld und zudem hat er eine außerordentliche Gabe mit Tieren umzugehen.«
»Aber, wenn du es nicht
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