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Flammenherz (German Edition)

Flammenherz (German Edition)

Titel: Flammenherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Röder
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wieder alles zum Guten zu wenden. Ich stellte fest, dass die letzten Tage ein einziges Auf und Ab der Gefühle waren und dass dies nicht nur eine geistige, sondern auch eine körperliche Belastung für mich war.
    Als Seamus die Kerze löschte, lag ich noch lange mit offenen Augen in meinem Bett und dachte über alles nach, was ich heute erfahren hatte. Ich sah Caleb vor mir und konnte den Moment kaum erwarten, wenn ich ihn wieder in meine Arme schließen würde.
     
    Als Sarin mich am nächsten Morgen weckte, fühlte ich mich wie gerädert, denn durch das laute Schnarchen der beiden Männer, hatte ich nicht viel geschlafen. Kaum hatte ich die Augen geöffnet, erinnerte ich mich an den gestrigen Tag und war sofort hellwach.
    Plötzlich ging die Tür auf und Seamus trat lächelnd ein. In den Händen hielt er ein großes Kleiderbündel und hob es mit stolz geschwellter Brust in die Höhe.
    »Frische Kleidung für uns alle«, erklärte er und überreichte mir ein braunes Wollkleid. Es war schlicht gearbeitet, aber von guter Qualität und was das Wichtigste war, es war sauber. Er warf Sarin eine schwarze Hose und ein weißes Hemd zu und grinste. Seamus selbst hatte sich bereits umgezogen und sein Haar hatte er zu einem Zopf im Nacken zusammengebunden.
    »Wo hast du das her?«, fragte Sarin erstaunt, während er sich seine neue Hose näher betrachtete.
    »Der Bauer hat es uns besorgt. Ich glaube für ein paar Schilling würde der sogar seine Frau verkaufen«, lachte er.
    Mit dem Kleid unter dem Arm begab ich mich zum Brunnen hinter dem Haus. Ein kleines Stück Seife und ein Leinentuch lagen daneben am Boden. Ich musste grinsen, denn anscheinend gab der Bauer sich alle Mühe in der Hoffnung auf einen weiteren kleinen Geldregen.
    Ich wusch mich, und obwohl das Wasser aus dem Brunnen eiskalt war, genoss ich es, endlich den Schmutz der letzten Tage loszuwerden. Dann zog ich mir das neue Kleid über und zum ersten Mal seit langer Zeit, fühlte ich mich wieder wie ein richtiger Mensch.
    Zum Frühstück füllte die Bäuerin unsere Teller mit reichlich Rührei und stellte eine große Schüssel mit Porridge in die Mitte des Tisches. Ich hatte solchen Hunger, dass ich mich sofort darauf stürzte und die noch viel zu heißen Eier hinunterschlang. Es brannte in meinem Hals, aber es war mir egal, schließlich hatte ich seit diesem Gummiknödel, zwei Abende zuvor, nichts mehr gegessen.
    Als wir unser Frühstück beendet hatten, waren alle Teller und Schüsseln leer geputzt. Die Bäuerin warf uns einen erstaunten Blick zu, als sie das Geschirr abräumte und lächelte dann zufrieden.
    Da wir noch am selben Tag den Steinkreis bei North Fearns aufsuchen wollten, war eine weitere Übernachtung nicht notwendig und so zog ich einige Münzen aus meinem Beutel und reichte sie dem Bauern, als wir uns verabschiedeten. Das Ehepaar stand noch lange an der Tür und winkte uns lächelnd hinterher. Anscheinend hatte ich sie wirklich gut bezahlt.
    Als wir in Jarlas Hütte traten, sah ich mich erstaunt um. Sie hatte gefegt und eine saubere Decke lag auf ihrem Bett. Die Regale waren vom Staub befreit, das schimmlige Essen verschwunden und auf dem Tisch stand ein Strauß frischer Herbstblumen, der seinen blumigen Duft im ganzen Zimmer verteilte.
    Selbst Jarla hatte sich verändert und sah um Jahre jünger aus. Sie trug ein grünes Wollkleid und hatte ihre Haare kunstvoll zu einem Knoten gebunden. Ihre Haut wirkte nicht mehr ganz so faltig und ungesund und ihre Augen strahlten förmlich.
    Anscheinend tat es ihr gut, Menschen um sich zu haben, mit denen sie ihr Geheimnis teilen konnte. Voller Erwartung sah sie uns an, und als mein Blick noch einmal über den Tisch schweifte, fiel mir das kleine, feuerrote Notizbuch auf.
    Die Vorstellung, dass ich heute erfahren würde, wie ich zurück zu Caleb reisen konnte, beschleunigte meinen Puls und ich konnte kaum erwarten anzufangen. Mein Herz füllte sich augenblicklich mit so viel Liebe, dass es schmerzte. Ich würde ihn wiedersehen, ihn retten und nie wieder von seiner Seite weichen.
    Die Erfahrung zu machen einen geliebten Menschen zu verlieren und eine zweite Chance zu bekommen, würde uns auf ewig aneinander binden. Jarla riss mich aus meinen schmachtenden Gedanken, als sie sich laut räusperte. Zuerst bot sie uns das "Du" an, wofür ich ihr überaus dankbar war. Das Herumgestammel in der dritten Person machte mich nämlich langsam verrückt.
    »Wir sollten jetzt beginnen«, sagte sie müde lächelnd und deutete

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