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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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was das bedeutet, kann man sich denken.«
    »Die Lücke in Lückerath. Der Name paßt. Ist das denn Bauland?«
    »Bald. Die Interessen sind groß. Manche Firmen im Industriegebiet würden sich gern weiter nach Süden ausbreiten.«
    »Kann es sein, daß Diepeschrath in dieser Richtung spekuliert hat?«
    »Mir hat er was von Eigentumswohnungen erzählt, aber möglich ist alles. Er hat ja noch ein Grundstück da oben gekauft. Eins, das etwas abseits liegt, weiter der Zinkhütte zu.«
    »Interessant. Was wissen Sie darüber?«
    »Ich habe da einen alten Bekannten. Daniel Manscheit. Der hat Diepeschrath vor ein paar Jahren dieses Grundstück verkauft. Diepeschrath hat aber nichts damit gemacht.«
    »Liegt Diepeschraths Firma auch in diesem Gebiet?«
    »Nein, das nicht. Er hat nur so ein Grundstück, wo er Baufahrzeuge unterstellt und Material lagert.«
    »Können Sie mir Adresse und Telefonnummer von diesem Manscheit aufschreiben?«
    »Klar.« Becker nahm einen Block und notierte die Anschrift. »Eigentlich hätte ich erwartet, daß Sie mich ganz andere Sachen fragen.«
    Ich steckte den Zettel ein. »Welche?«
    »Zum Beispiel, ob es nicht doch irgendwelche Zeugen geben könnte, die mich entlasten. Ob es nicht jemanden gibt, der mich am Sonntag gegen elf nach Hause kommen sah.«
    »Wenn es welche gibt, werde ich sie vielleicht finden. Vielleicht auch nicht. Mich würde aber noch was anderes interessieren. Wer war dieser Diepeschrath eigentlich? Ich meine, was für ein Typ war er?«
    Becker sah mich an. »Was Diepeschrath für ein Mensch war? Einer der Brüder, die sich auf Kosten der natürlichen Ressourcen bereichern. Ein Kapitalist. Cholerisch, geldgierig. Ein Prolet. Als ich am Sonntagabend bei ihm war, wurde er wütend und gab mir ohne Vorwarnung eins auf die Nase. Das sagt doch alles.«
    »Zu diesem Mittel haben aber auch andere schon gegriffen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Beckers Blick wurde stechend. »Wenn Sie auf meine Vergangenheit anspielen, muß ich Sie korrigieren: Ich habe nie etwas mit Körperverletzung oder Ähnlichem zu tun gehabt. Ich war Opfer eines Justizirrtums. Ich war immer für gewaltfreien Widerstand. Obwohl ich das Grundgesetz genau kenne.«
    »Was meinen Sie denn damit? Steht im Grundgesetz, daß Gewalt gegen den Staat erlaubt ist?«
    »Alle Gewalt geht vom Volke aus. Das steht im Grundgesetz. Und wer ist denn das Volk? Atom- und Baubonzen oder wir, die wir um unseren Lebensraum kämpfen?«
    »Interessante Interpretation«, sagte ich.
    »Hören Sie, Herr Rott. Ich habe Vogt davon überzeugt, daß er Sie engagieren soll, weil ich über Ihren großen Fall in Wuppertal gelesen habe. Sie haben da einen Nazi überführt, und das hat mir gefallen.«
    »Soll das vielleicht heißen, daß Sie hier auch einen politischen Hintergrund vermuten?«
    »Was denn sonst?«
    »Na, da gibt es doch noch ein paar andere Möglichkeiten.«
    »Alles ist politisch.«
    »Wer sagt das denn?«
    »Gudrun Ensslin. Sagen Sie bloß, Sie kennen das Zitat nicht!«
    Ich sagte nichts und schüttelte den Kopf. Mir wurde klar, daß er mich aufgrund meines letzten Falls wohl für einen 68er oder so etwas gehalten hatte.
    »Eigentlich orientiere ich mich bei meinen Fällen mehr am Gesetzbuch und nicht an der Gesinnung der Mandanten. Ich gebe zu - Sympathie spielt hin und wieder auch eine Rolle.«
    »›Alles ist politisch. Sogar, wenn ich Sex habe.‹ So lautet das Zitat im Zusammenhang.« Becker verzog keine Miene.
    »Na, auf der Basis können wir Weiterarbeiten«, erwiderte ich grinsend. Ich stand auf und ging in den Verkaufsraum. »Wiedersehen. Ich melde mich wieder, wenn ich weitere Fragen habe.« Ich nickte seiner Frau zu, die mit unbewegter Miene hinter dem Tresen saß. Dann drehte ich mich noch mal zu Becker um, der an der Tür zu dem Hinterkämmerchen stehengeblieben war.
    »Ach, noch etwas. Könnten Sie mir ein preiswertes Hotel empfehlen? Oder vielleicht eine Pension?«
    Becker wollte etwas sagen, doch es war seine Frau, die antwortete.
    »Gästehaus Heilig«, sagte sie. »Gierather Straße. Das Haus gehört einer ehemaligen Arbeitskollegin. Sie hat sich gerade selbständig gemacht und vermietet seit Anfang April Zimmer.«
    Ich bedankte mich und überquerte die Straße. Ich wendete den Wagen und fuhr zurück zu dem Parkplatz, der einmal eine romantische abgelegene Wiese neben einem idyllischen Herrenhaus gewesen war. Dort verdrängte ich die Sentimentalität und bestellte an der Grillhütte eine Currywurst mit

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