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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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regte, aber es war keine Veränderung festzustellen.
    »Nimm lieber den Holzzaun«, flüsterte Jutta.
    Ich begann mit der Kletterei. Das Ding war mindestes dreimal so hoch wie ein Jägerzaun, und es war aus senkrechten Holzpfosten gebaut. Ich versuchte hinaufzusteigen, glitt aber ab.
    »Keine Chance«, sagte ich. »Vielleicht probiere ich es doch lieber mit dem Tor. Daran kann man leichter hochklettern.«
    »Laß es. Das ist zu laut. Ist denn das Grundstück rundherum von diesem Mistzaun umgeben?«
    »Moment. Warte. Ich gehe den Zaun entlang und suche einen anderen Durchgang.«
    »Gut. Ich gehe schon mal in Richtung Haus.«
    »Nein! Wir dürfen uns nicht verlieren. Du bleibst, wo du bist. Ich versuche, irgendwie durchzukommen, und stoße dann zu dir.«
    Ich sah Jutta hinter dem Zaun nicken. Die Dunkelheit ließ mich ihr helles Gesicht nur erahnen. Der Rest von ihr verschmolz mit der Schwärze.
    Ich tastete mich weiter und versuchte mich daran zu erinnern, wie es hier bei Tageslicht ausgesehen hatte. Ich wußte noch, daß das Grundstück auf der einen Seite an den nahen Wald grenzte. Ich näherte mich vorsichtig der schwarzen Wand der Bäume. Als ich die Ecke erreicht hatte, verließ ich den regulären Weg und arbeitete mich in das Gestrüpp hinein. Ich hatte keine Möglichkeit, den Zaun weiter zu verfolgen, weil mich eine lange Reihe von dichten Sträuchern daran hinderte.
    Das Haus befand sich ziemlich nahe an diesem Zaun, und so kam ich trotzdem weiter heran. Während ich über den weichen Waldboden stolperte und versuchte, auf keinen Ast zu treten, bekam ich ein weiteres Fenster im oberen Stock ins Blickfeld. Ich pirschte mich möglichst nahe ran.
    Plötzlich zuckte ein greller Blitz; dann noch einer. In dem Zimmer wurde offensichtlich fotografiert. Ich überlegte, ob ich Jutta holen sollte, aber vielleicht wäre alles schon wieder vorbei, bevor wir hierher zurückgekehrt waren. Wieder blitzte es. Und nur ein paar Sekunden später zeigte sich jemand am Fenster.
    Ich sah nur die Bewegung eines Kopfes, der sich einen Moment in das Rechteck schob. Nach kaum einer Sekunde war er wieder weg. Ich hatte nur wahrgenommen, daß die Person dort oben dunkle Haare haben mußte.
    Ich brauchte einen besseren Beobachtungsposten. Das Fenster befand sich schätzungsweise in drei Metern Höhe. Ich konnte schlecht eine Leiter anlegen und fensterin gehen. Aber es gab eine andere Möglichkeit. Ich war zwar seit meiner Kindheit auf keinen Baum mehr geklettert. Aber jetzt war die Gelegenheit gekommen, es wieder einmal zu versuchen.
    Ich tastete mich weiter voran, bis ich in möglichst gerader Linie vor dem erleuchteten Fenster stand. Es war schätzungsweise zehn Meter von mir entfernt. Ich angelte mir den nächsten Ast herunter und begann, mich daran hochzuziehen.
    Sofort spürte ich einen unangenehmen Schmerz in den Oberarmen -kein Wunder, bei Bizepsen, die seit zwanzig Jahren kein Training erlebt hatten. Ihre einzige Leistung bestand im wöchentlichen Heimschleppen zweier gefüllter Aldi-Tüten und dem Stemmen eines Bierkastens - das aber auch nur ab und zu.
    Die kleineren Zweige des dicken Astes und die schartige Rinde rissen an meiner Jacke, als ich mit den Füßen am Stamm Halt suchte, mich mit aller Gewalt nach oben zog und auf dem schmalen Holz niederließ. Die Beobachtungsposition war jetzt immerhin gut zwei Meter höher.
    Ich wandte mich vorsichtig, um nicht hinunterzufallen, dem geheimnisvollen Fenster zu. Jetzt konnte ich schon besser in den Raum dahinter sehen. Ich erkannte ein Möbelstück; einen einfachen Schrank. Wieder blitzte es. Als ich ganz still saß, hörte ich, daß Musik von dem Häuschen herübergeweht kam. Offensichtlich hatte derjenige, der dort drüben Fotos machte, deswegen unseren Lärm nicht gehört. Die Musik hinter der Scheibe war sicher ziemlich laut.
    Ich bastelte weiter an meinen Theorien. Dort drüben feiert jemand eine Party, sagte ich mir.
    Aber eine Party, auf der fotografiert wird?
    Okay - es macht jemand eine bestimmte Art von Fotos, künstlerische vielleicht, in einem außergewöhnlichen Ambiente.
    Auch das war unwahrscheinlich. Fotografen knipsen nicht beim Schein einer Petroleumlampe mit Blitz herum. Sie haben richtiges Equipment.
    Und wenn das Equipment da drüben war? Wenn es mittlerweile doch Strom gab? Wenn das gelbliche Licht gar nicht von einer Petroleumlampe kam, sondern von einem speziellen Filter? Und der Strom für den Blitz von einer Batterie?
    Ich wartete und wartete, aber der

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