Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
Vom Netzwerk:
bald standen schaumgekrönte Kölschgläser vor uns - bereit zur Leerung.
    »Heute interessiert mich was anderes«, sagte ich zu Willi. »Ich war bei einem Kunden, der mir erzählt hat, das Bergische Land hätte einiges zu bieten in Sachen Hexen - ich meine Legenden, alte Geschichten und so. Gibt es da vielleicht ein Buch oder so was? Ich würde gern mal was darüber lesen.«
    Willi kratzte sich am Kopf. »Hm - alles, was ich kenne, ist die Geschichte von der Zwergenhöhle in Herrenstrunden.«
    »Die Zwergenhöhle?«
    »Na ja, da gibt’s so eine Höhle. Da soll früher mal die Strunde entsprungen sein. Aber die Zwerge haben dann dafür gesorgt, daß die Quelle verlegt wurde. Ein geiziger Müller war daran schuld.«
    Wir mußten Willi wohl sehr verständnislos angesehen haben. »Guckt nicht so. Das habe ich noch im Heimatkundeunterricht gelernt. Heute bekommen die Kinder ja nichts mehr beigebracht. Nur noch Computer und all das.«
    »Wie geht die Geschichte?« fragte Jutta, und Willi war sichtlich froh, daß sich jemand dafür interessierte. Trotzdem mußte er eine Weile nachdenken.
    »Also da gab es eine Höhle. Ich glaube, die gibt es heute noch. Sie heißt Asenborn und liegt in Herrenstrunden.«
    »Moment«, rief ich und zog meinen Stadtplan heraus. »Wo ist Herrenstrunden?«
    »Nordöstlich von Gladbach«, sagte Theresa. »Zum Bergischen Land hin. Sie zeigte auf eine kleine Ansammlung von rosa Feldern auf dem Plan.
    »Und hier ist die Höhle«, sagte Willi und tippte auf eine Stelle daneben. »Seht ihr?«
    »Tatsächlich«, stellte ich fest. »Da steht sogar ›Zwergenhöhle‹ in der Karte.«
    »Sag ich doch«, trumpfte Willi auf. »Ihr habt ja alle keine Ahnung. Also: In dieser Höhle soll einst die Strunde entsprungen sein. Heute ist die Quelle woanders. Nämlich - Moment.« Er suchte auf der Karte und zeigte auf eine Stelle, die einige Zentimeter von der Höhle entfernt lag. »Hier.«
    »Und warum entspringt sie nicht mehr in der Zwergenhöhle?« fragte Jutta.
    »Na ganz einfach. Weil die Zwerge ihre Kühe auf der Weide eines Müllers grasen ließen.«
    »Die Zwerge hatten Kühe?« Theresa war baff.
    »Aber ja.« Willi goß sich noch etwas Bier ein.
    »Wie groß sollen denn diese Kühe gewesen sein? Wie Hunde?« fragte Jutta.
    »Nun laßt ihn doch mal erzählen«, rief ich.
    Willi trank einen Schluck. Ich bemerkte, daß seine Augen etwas glasig waren. Anscheinend hatte er schon einiges intus. »Also der Müller wollte nicht, daß die Zwerge auf seiner Wiese die Kühe weiden ließen. Er drohte sogar, sie zu erschießen. Die Kühe meine ich. Zwerge kann man ja nicht erschießen.«
    »Natürlich nicht«, bekräftigte Jutta. »Ihre Kühe aber schon. Weiß jedes Kind.«
    Willi ließ sich nicht stören. »Die Zwerge drohten damit, sich zu rächen, wenn der Müller ihren Kühen was antäte. Denn der Müller brauchte diese Weide gar nicht. Er war reich genug. Er hätte den Zwergen ruhig etwas abgeben können. Und als er dann sein Gewehr ansetzte, um seine Drohung wahr zu machen …« Willi trank wieder.
    »Was machten die Zwerge da?« fragte ich.
    Willi setzte das Glas ab. »Sie ließen einen Zauberspruch los, der sich gewaschen hatte.« Er machte eine Pause.
    »Und dann?« wollte Theresa wissen.
    »Wißt ihr, als ich noch zur Schule ging, zur Grundschule meine ich, hatte ich einen sehr strengen Lehrer. Der hatte auch einen furchteinflößenden Namen. Er hieß Gero von Berg.«
    »Das ist ein Name«, sagte ich. »So heißt doch heute kein Mensch mehr.«
    »Tja, das waren noch Zeiten«, fuhr Willi fort. »Der legte zum Glück viel Wert auf Heimatkunde.«
    »Warum zum Glück?« fragte Theresa. »Sind andere Fächer nicht auch wichtig?«
    »Natürlich. Aber ich war eben in Heimatkunde gut. Ich mußte den Zauberspruch der Zwerge auswendig lernen und vor der Klasse vortragen. Ich habe eine Eins dafür bekommen. Meine Mutter war so stolz auf mich …« Wieder versank er in Schweigen. Die Erinnerung schien ihn zu überwältigen.
    »Wie geht die Geschichte weiter?« wollte ich wissen.
    Willi nahm sein Glas und stand auf, als wollte er eine Rede halten. Dann begann er mit klarer und lauter Stimme zu rezitieren.
    »Stocke, stocke, Asenborn, dich verwünschte Zwergenzorn! Quill erst tiefer dort im Tal wieder an den Sonnenstrahl! Sprudele durch geheime Macht zu Herrenstrunden aus der Nacht.«
    Er setzte sich und strahlte uns an.
    »Toll«, sagte Theresa sichtlich beeindruckt. »Bravo.«
    Willi nickte beifallheischend.
    »Und was

Weitere Kostenlose Bücher