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Flammentod

Flammentod

Titel: Flammentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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ist dann passiert?« fragte Jutta.
    »Na was wohl - die Strunde kommt seitdem woanders ans Tageslicht, und die Mühle des bösen Müllers war nichts mehr wert.«
    »Er war pleite«, stellte ich fest und dachte plötzlich an Diepeschrath und den Hexenteich. Hatte er sich vielleicht auch mit jemandem angelegt und war deswegen in finanzielle Schwierigkeiten geraten? Theresa hatte offenbar an etwas Ähnliches gedacht.
    »Eine sehr sinnreiche Geschichte«, sagte sie. »Von der Moral sollten sich manche Leute mal was abschneiden.«
    »Kapier ich nicht«, sagte Willi.
    »Na, die Aussage ist doch wohl klar: Man darf der Natur nicht alles abluchsen, nur weil man immer mehr und mehr haben will. Wenn man es tut, rächt sie sich, und man ist ihr ausgeliefert.«
    »Na, das ist ja wohl ‘n bißchen übertrieben.«
    »Finde ich nicht. Schau dich doch mal um. Überall wird möglichst maximal Gewinn gemacht. Damals war es eine Kuhweide; heute ist es ein Bauplatz. Oder ein Grundstück, das Straßen weichen soll.«
    »Ich denke, heute wird darüber nicht geredet?« sagte ich, obwohl ich Theresa irgendwie recht geben mußte. In den alten Geschichten steckte doch mehr als nur Abbildungsmaterial für kitschige Kalender.
    »Schon gut«, brummte Theresa. »Sag mal, Willi, kennst du denn auch eine Hexengeschichte?«
    »Eben«, sagte ich. »Da kamen ja gar keine Hexen vor.«
    Willi zuckte mit den Achseln. »Was für Hexen? Mehr weiß ich nicht. Der Gero von Berg - der hätte was gewußt, das sag ich euch. Der hat richtig Heimatforschung betrieben. Ich kann ihn ja mal gelegentlich fragen.« Er nahm wieder einen großen Schluck.
    »Wie fragen?« hakte Jutta nach.
    »Na, ich seh ihn manchmal in der Stadt.«
    »Moment mal«, warf Theresa ein. »Du bist dreiundsechzig.«
    »Schön, daß du mich daran erinnerst.«
    »Quatsch, jetzt laß das doch mal. Wie alt ist denn dein alter Lehrer?«
    »Ich schätze so Mitte achtzig. Wieso? Ist doch kein Alter. Zumindest nicht für den. Der wandert immer noch durchs Bergische und schreibt Sachen für irgendwelche Heimatbücher und so.« Willi trank das Glas aus und schüttete gleich aus der nächstbesten Flasche nach.
    »Und du meinst, der ist noch fit?«
    »Aber ja.« Willi hielt das Glas nach oben. Er hatte es beim Eingießen nicht schräg genug gehalten, dadurch hatte sich eine dicke Schaumschicht gebildet. Er stellte das Glas ab und sah mich trübe an. »Mensch, ist ja auch richtig. Warum fragst du ihn nicht einfach, wenn du was über das Bergische Land erfahren willst?« Willi war plötzlich zum Du übergegangen. »Er wohnt sogar in Herrenstrunden. Steht sicher im Telefonbuch.«
    Ich nickte und sah auf mein Glas. Mir fiel auf, daß ich noch keinen Schluck getrunken hatte. Der Bierschaum hatte sich völlig aufgelöst, und das Bier sah aus wie Apfelsaft.
    »Prost«, sagte ich und stieß mit der Plörre mit Willi an. »Danke für den Tip.«
    »Prost«, sagten auch die beiden Frauen. Die Gläser klackerten aneinander.
    »Und jetzt«, erklärte Theresa, nachdem wir getrunken hatten, »wollen wir eine Zugabe.«
    »Was?« fragte Willi.
    »Genau«, bekräftigte Jutta. »Wir wollen noch mal das Asenborngedicht hören.«

8. Kapitel
    »WENDUNG IM MORDFALL DIEPESCHRATH« lautete die dickste Überschrift auf dem Zeitungsblatt. Bruchmann hatte ganz sachlich darüber berichtet, daß der Brief aufgetaucht war. Er hatte keinen Namen genannt und auch zum Glück meine Ermittlungen aus der Sache gelassen. Die Zeitung lag auf dem Beifahrersitz von Theresas VW-Bus, und ich war mit diesem Gefährt auf dem Weg nach Herrenstrunden.
    Es war Samstag morgen, zwanzig nach neun. Ich hatte gestern abend noch Gero von Berg angerufen. Eine brummige Stimme hatte sich mit schlichtem »Hallo« gemeldet, und ich hatte mein Anliegen vorgebracht. Ich sagte, ich sei geschäftlich in Gladbach und an alten Sagen und Märchen sowie an historischen Begebenheiten hinsichtlich angeblicher Hexen interessiert. Ich wüßte zum Beispiel gern, woher der Hexenteich im Königsforst seinen Namen habe.
    Von Berg war sofort aufgetaut und hatte mir versichert, daß er mir zwar einiges erzählen, den Namen des Hexenteiches jedoch nicht eindeutig erklären könne. Trotzdem solle ich ihn besuchen, denn er hätte einiges an Archivmaterial. Er sei erfreut, daß sich jemand für die alten Überlieferungen interessiere, und stehe zu meiner Verfügung, und zwar zwischen halb zehn und mittags. Er wohnte tatsächlich in Herrenstrunden - östlich der Gladbacher

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