Flammenzorn
jenseits ihres Brustbeins abspielte.
Mimis Stimme brodelte aus ihrem Mund hervor, eine Oktave höher als Anyas natürliche Altstimme. »Sie haben geläääääutet?«
»Nenne uns deine Namen, Dämon.«
Anya spürte, wie ihre Lippen zuckten. Sparky kauerte sich dicht an ihre Brust und grollte die fremde Stimme an, die aus ihrem Mund erklang. »Ich treibe mich schon etwas länger hier rum, alter Mann. Lilitu, Zepara, Isebel, Kirke, Succubus ... such dir was aus.«
Anya konnte den Blickwechsel zwischen Ciro und Katie nicht sehen, doch sie fühlte, wie Jules ihr eine Extraladung Weihwasser ins Gesicht schüttete. Sparky kletterte von ihrer Brust, um ihren Körper zu umrunden, und sie konnte seine Klauen auf dem Tresen klacken hören.
»Wie alt bist du?«
»Eine Dame verrät niemals ihr Alter«, gab Mimi geziert zurück. »Ich betrachte mich gern als im Herzen jung geblieben.«
Jules besprenkelte sie erneut mit Weihwasser, und Anya spürte, wie sich auf ihren Lippen Blasen bildeten.
»Ich frage dich noch einmal: Wie alt bist du?«
»Ich bin älter als Babylon. Du kannst mich als Zeitgenossin eures Freundes Sirrush ansehen, allerdings waren Kreaturen wie Sirrush seinerzeit so gewöhnlich wie heute Rinder. Aber bezeichne ihn nicht als gewöhnlich. Sein Ego ist ziemlich empfindlich.«
»Mimiveh, Lilitu, Zepara, Isebel, Kirke, Succubus ... ich befehle dir und all deinen Inkarnationen: Verlasse diesen Körper.«
Gelächter quoll aus Anyas Mund hervor. »Es braucht schon etwas mehr als die Befehle eines alten Mannes, ehe ich sie aufgebe.«
Über dem Tresen zerplatzten nacheinander die Glühbirnen. Max schirmte seinen Kopf mit der Hand ab und wich zurück.
»Nicht den Kreis öffnen!«, brüllte Jules ihn an und riss den jungen Mann zurück, ehe er über die magische Grenze stolpern konnte.
Ciro fing an, laut einen Text aus seinem Buch vorzutragen und mit einem blauen, magischen Marker hebräische Worte auf Anyas Arme zu malen. Die Farbe brannte auf ihrer Haut wie Giftefeu, und sie wand und krümmte sich bei dem Versuch, sich trotz ihrer Fesseln zu kratzen. »›Jehovah richtet über alles in der Höhe und in der Tiefe. In reiner Lauterkeit zerstört und spaltet Er jeden Teufel und jeden Dämon, so wie Er jede Bindung bricht, so wie Er jede Verzückung und jeden Zauber löst ...‹«
Auf der Bar gestapelte Glasgefäße zersplitterten, als hätte jemand die Stütze unter dem Tresen weggezogen. Renee schrie auf und ging hinter der Badewanne voller Münzen in Deckung.
Anya fühlte, wie sich ihr Kopf in die Richtung drehte, in der sich der Geist der Zwanziger-Jahre-Schönheit versteckte. »Komm her, kleiner Singvogel. Lass dich von der Laterne verschlingen. Du würdest einen leckeren Happen für Sirrush abgeben.«
Anya zwang sich, den Kopf wieder abzuwenden, und versuchte zugleich, die Dunkelheit einzudämmen, die sich in ihrer Brust ausbreitete. Sie würde nicht zulassen, dass Mimi sie zwang, Renee zu verschlingen. Das würde sie nicht. Sie spürte, wie sich ihre Fingernägel in das Holz des Tresens bohrten, während sie sich bemühte, präsent genug zu bleiben, um den Dämon davon abzuhalten, ihr finsteres Herz auf Renee zu richten.
Die Badewanne in der Mitte des Raumes zersprang mit einem Geräusch, als würde ein Blitz in einen Baum einschlagen. Kleingeld aus zwanzig Jahren ergoss sich in einer glänzenden, brodelnden Welle auf den Boden.
Katie trat vor und berührte mit ihrem polierten Athame Anyas Körper, zeichnete einen Drudenfuß auf ihren Leib, der sich über Stirn, rechte Brust, linke Schulter, rechte Schulter, linke Brust und zurück zur Stirn zog. Die Spitze der Klinge brannte sich in ihre Haut, und aus ihrem Mund drang ein Knurren.
»Im Namen der Erzengel treibe ich dich aus, Mimiveh.« Katies Stimme klang scharf und klar.
Und gar zu brüchig.
Der Spiegel hinter ihr explodierte förmlich, brach in tausend Stücke, als wäre ein Hurrikan durch die Ziegelmauer geschossen. Anya fühlte Sparkys Gewicht auf ihrer Brust, als dieser versuchte, sie vor den Scherben zu beschützen, aber Mimivehs Wille war zu stark. Eine Druckwelle raste durch die Bar und zertrümmerte das verbliebene Glas im Raum. Likör- und Rumflaschen zerschellten am Boden; eine Wodkaflasche schlug ganz in der Nähe vor einer Kerze auf und erzeugte einen Schwall aus blauen und gelben Flammen.
Max schüttete spontan den Eiskübel mit dem Weihwasser über den Flammen aus. Das Wasser erstickte das Feuer, doch es wusch auch den Ostrand von
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