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Flammenzorn

Flammenzorn

Titel: Flammenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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Piratenhemd aus Leinen war weit geschnitten und fühlte sich auf den Verbrennungen erfreulich kühl an. Katie war kleiner als Anya, weshalb ihr der gekräuselte schwarze Rock nur bis zur Mitte der Wade reichte, während er bei Katie bis auf die Knöchel gefallen wäre. Dazu hatte Katie ihr eine Brokatweste bereitgelegt, vielleicht aus einer Laune heraus, vielleicht auch aus einem Gefühl des Anstands, denn als Katie Anyas Kleidung eingesammelt hatte, um sie zu waschen, mochte ihr der fehlende BH aufgefallen sein.
    Das nasse Haar fiel ihr über die Schultern, als sie in die Weste und ein paar ebenfalls von Katie bereitgestellte schwarze Ballerinas schlüpfte und aus dem dunstigen Badezimmer hinaustapste. Sparky folgte ihr auf dem Fuße und strich wie eine Katze um ihre Beine, während sie sich einen Weg die Stufen hinab und zurück in die Bar bahnte.
    Die Gespräche verstummten, als sie die letzte, knarrende Stufe erreichte. Jules und Max schmissen große Glasscherben in einen Plastikmülleimer, während Katie fegte. Ciro wischte den Tresen mit etwas, das nach Ammoniak roch. Renee stand vor der geborstenen Wanne und starrte sie aus großen Augen an wie ein Kind ein zerbrochenes Sparschwein. Die Fenster standen einen Spalt offen, um frische Luft hereinzulassen und Mimis Nachhall ein wenig zu zerstreuen. Salz knirschte zwischen den Scherben unter ihren Füßen und füllte die Spalten zwischen den Bodendielen.
    Anya umfasste ihre Ellbogen und fühlte sich schuldig beim Anblick der Schäden. »Hallo, Leute.«
    Ein Chor zurückhaltender Begrüßungen scholl ihr entgegen.
    Sie zeigte auf die zertrümmerte Bar, die kaputte Wanne. »Das alles tut mir schrecklich leid ... ich komme für den Schaden auf, wirklich.« Anya hatte keine Ahnung, wie sie das ohne irgendein Einkommen schaffen sollte, aber sie nahm an, den Dart zu verkaufen wäre vielleicht ein akzeptabler Anfang.
    Ciro rollte zu ihr. »Davon will ich nichts hören, Kind. Für so etwas gibt es Versicherungen.«
    »Du bist gegen Mimis Tobsuchtsanfälle versichert?«
    »Ich bin gegen höhere Gewalt versichert. Das dürfte auch höllische Gewalt miteinschließen ... jedenfalls, solange ich dem Sachbearbeiter weismachen kann, der Schaden wäre von unbekannten Personen verursacht worden.« Ciro zuckte mit den Schultern. »Es sind nur Gegenstände.«
    Anyas Blick huschte zu der besonders schlimmen Schnittwunde in Max' Gesicht, und sie dachte an die Art, wie Renee einige Schritte zurückgewichen war, als sie den Raum betreten hatte. Der materielle Schaden war wirklich die geringste ihrer Sorgen. Sonderbar, sie war so scharf darauf gewesen, die DAGR loszuwerden - und nun fühlte sie sich furchtbar, weil sie sie womöglich wirklich in die Flucht geschlagen hatte.
    »Lasst mich wenigstens beim Aufsammeln helfen.« Anya griff nach einem Eimer, um die Münzen und Porzellanbruchstücke aufzulesen.
    »Nein.« Jules legte ihr streng eine Hand auf die Schulter. »Wir müssen reden.«
    Und schon richteten die Geisterjäger Barhocker auf und nahmen Platz, und Renee machte Anstalten, im Boden zu verschwinden.
    »Renee, es tut mir so leid«, setzte Anya an.
    Renee hielt inne und sah sich über die Schulter um. »Süße, das ist nicht deine Schuld. Ich nehme das nicht persönlich, aber ... na ja, das solltest du auch nicht tun, wenn ich dir sage, dass du mir im Augenblick Angst machst. Ich weiß, du würdest mir nie wehtun, aber dieses Ding in dir schon.« Ihre kajalumrandeten Augen waren vor lauter Nervosität geweitet, und sie spielte mit ihren Perlen. »Also ... ich werde mich vorerst ein bisschen bedeckt halten, okay?«
    Anyas Kehle war trocken, aber sie nickte tapfer. »Ich verstehe. Das wird das Beste sein.«
    Renee schenkte ihr ein trauriges Lächeln und verschmolz mit dem Boden.
    Sparky legte die Pfoten auf den Barhocker und blickte Anya aus seinen klaren Augen an. Sie beugte sich vor, hob ihn hoch und setzte ihn auf ihren Schoß. Von dort aus wickelte er sich um ihren Oberkörper wie die Schärpe von Miss America, vergrub den Kopf unter der Weste und ließ das Hinterteil von ihrem Schoß herunterhängen. Seinen Schwanz wickelte er um die Beine des Barhockers. Aus Anyas Sicht war das eine ungelenke und unbequeme Haltung, aber schließlich konnte ihn außer ihr so oder so niemand sehen.
    »Sparky hat Angst bekommen«, erklärte sie den anderen. »Und wenn er Angst hat, ist er immer besonders verschmust.«
    »Wir haben alle Angst«, gestand Max.
    Ciro faltete die Hände im Schoß.

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