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Flammenzorn

Flammenzorn

Titel: Flammenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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das ist ein ziemlich großes Gebiet«, stellte Katie fest.
    »Ich hole die Karten aus dem Archiv.« Felicity verschwand außer Sichtweite.
    Anyas Handy klingelte, und ihre rechte Hand griff nach dem Gerät. Sie versetzte ihr einen Hieb mit der Linken, zerrte das Telefon hervor und hielt es ans Ohr.
    »Kalinczyk.«
    »Marsh hier. Verfrühte frohe Weihnacht, Lieutenant. Sie hatten recht ... Drake Ferrer ist bei dem Wohngebäude aufgetaucht. Das DFD hat ihn vergangene Nacht erwischt, als er gerade die Zahl Eins in den Boden gebrannt hat. Er hat sich ohne Gegenwehr ergeben. Er hat gerade die Aufnahmeprozedur im Bezirksgefängnis hinter sich.«
    Anya saß im Besucherbereich des Wayne County Jail und wartete auf ihrer Seite der Plexiglaswand darauf, dass Drake zu ihr gebracht wurde. Der Raum war in einem schauerlichen Gelb gehalten und von surrenden Leuchtstoffröhren ausgeleuchtet. Selbst so weit von den Zellenblocks entfernt roch es nach Schweiß und abgestandenem Urin. Anya wünschte, sie hätte eine Flasche Desinfektionsmittel mitgenommen; sie fragte sich, ob sie sich wohl Kopfläuse einfangen würde, sobald sie das Besuchertelefon ans Ohr presste.
    Sie konnte von Glück reden, dass sie überhaupt reingelassen worden war. Mimi hatte es für amüsant gehalten, auf der Besucherliste mit »Captain Kangaroo« zu unterschreiben. Anya hatte gerade noch rechtzeitig eingreifen können, um den Namen mit der linken Hand durchzustreichen und ihren richtigen Namen in die nächste Zeile zu setzen. Der Beamte am Einlass hatte sie misstrauisch gemustert, da ihre Unterschrift nicht mit der auf ihrem Führerschein übereinstimmte, aber Anya hatte ihn überzeugen können, dass sie lediglich an einem schlimmen Karpaltunnelsyndrom litt.
    Gefängnisse zählten nicht zu Anyas bevorzugten Aufenthaltsorten. Wie Krankenhäuser wurden auch sie regelmäßig heimgesucht, allerdings von einer weniger umgänglichen Geisterklientel. Im Augenblick bemühte sie sich nach Kräften, nicht auf den Geist in dem orangefarbenen Overall zu achten, der auf dem Plastikstuhl neben ihr saß. Der Geisterinsasse hatte die Beine angezogen, die Füße auf der Sitzfläche und die Arme um die Knie geschlungen. Um den Hals trug er eine Strangulationsspur. Er war definitiv erhängt worden. Die Frage war nur, ob das seine eigene Idee gewesen war oder nicht. Sparky hockte auf Anyas Schoß und knurrte den Geist an, forderte ihn förmlich heraus, sich in die Reichweite seines Gebisses zu wagen.
    Der Geist fixierte Anya mit einem vollkommen starren Blick, in dem so viel Gier und Bösartigkeit lagen, dass ihr ganz anders wurde. Mimi hörte nicht auf, sie immer wieder in seine Richtung zu ziehen. Anya überlegte, ob sie ihn verschlingen sollte, zögerte aber - wenn Ferrer recht hatte, dann wollte sie das Monster gewiss nicht länger füttern.
    Aber sollte dieses Stück ektoplasmischen Drecks sie anrühren, dann war alles möglich.
    Der Deputy, der für die Besuchsabwicklung zuständig war, brachte Drake endlich zur anderen Seite der Plexiglasscheibe. Anya sog pfeifend Luft ein. Er sah furchtbar aus in seinem schlecht sitzenden orangefarbenen Overall. Seine Hände waren vor dem Körper mit Handschellen gefesselt, das gesunde Auge zierte ein Veilchen und sein linker Arm war mit kleineren Schnittwunden übersät. Intuitiv hatte sie das Gefühl, dass er nicht hierher gehörte, nicht in die derbe Brutalität dieses nach Schweiß stinkenden Ortes.
    Anya ergriff den Hörer. »Was ist mit dir passiert?«
    Drake zuckte mit den Schultern. »Die anderen Insassen mögen mich nicht besonders.« Sein Blick glitt von ihr zu dem Geist des Gefangenen, und er hob die Hand und drohte ihm.
    Anya versuchte, ihn abzulenken, und sprach hastig auf ihn ein. »Soweit ich gehört habe, wurdest du bei dem Wohngebäudekomplex erwischt. Stimmt das?«
    »Das behauptet jedenfalls die Polizei.« Sein Lächeln war so hintergründig wie abgeklärt, und seine Hand sank zurück auf den Tisch.
    Anya kniff die Augen zusammen. Sie wusste, es gab nichts, was ihn hier festhalten konnte; sie hatte ihn im Feuer gesehen; sie wusste, er konnte sich mit bloßen Händen durch den Beton brennen. Für ihn boten diese Handschellen nicht mehr Widerstand als Butter.
    »Warum bist du hier, Drake?« Sie beugte sich vor und legte die Finger an die Plexiglasscheibe. »Wo ist dein Anwalt? Der hätte dich doch rausholen können, ehe du eine Zelle von innen zu sehen bekommen hättest.«
    »Wolltest du mich nicht genau hier

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