Flammenzorn
nicht vorstellen, dass ein Mann, der über so viel Macht und Ansehen verfügt, irgendwo sein muss, wo er nicht hinwill.«
Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Sparky sich an der Wand aufrichtete, um an dem elektronischen Türschloss zu lecken, und sie wusste, dass Ferrer ihn auch sah, denn sein Blick huschte in diesem Moment zur Tür. Das Licht an dem Lesegerät wechselte von Rot nach Gelb. Guter Junge, dachte Anya.
»Ich gebe zu, die Chance, noch einmal mit Ihnen zu sprechen, ist ein beträchtlicher Anreiz.« Ferrer richtete seinen Blick wieder auf den Tisch. »Sie sind wirklich hübsch, ganz ähnlich wie ein Pin-up-Girl aus den Vierzigern. Vielleicht liegt das an der Uniform. Sie müssen mir irgendwann einmal Modell stehen.«
»Flirten Sie gerade mit mir, Mr. Ferrer?«
»Ja.« Sein Blick war offen und ruhig. »Ich dachte, im Verlauf eines Verhörs wird von mir erwartet, dass ich ehrlich bin.«
Sparky ging aufgebracht durch das Zimmer. Er roch das Testosteron in der Luft, und er würde nicht zulassen, dass Drake Ferrer seinen Schützling anbaggerte. Er stapfte zu ihm hin und biss ihm rigoros ins Knie.
Anya lächelte, als Ferrer aufkeuchte und sich bemühte, seine Reaktion zu verbergen. Sie war sich sicher, dass es für die Beobachter im Nebenraum so aussah, als hätte er lediglich einen Muskelkrampf.
Anya stützte wieder die Ellbogen auf den Tisch und das Kinn auf die Hände, um vor der Kamera einen besorgten Eindruck zu machen. »Ist alles in Ordnung, Mr. Ferrer?«
»Absolut bestens.«
»Gut.« Anya zog die Zeichnung aus ihrer Tasche hervor und glättete sie auf dem Tisch. »Sie scheinen ein fleißiger Künstler zu sein. Ist das Ihr Werk?«
Ferrer drehte das Blatt zu sich hin und tat so, als würde er es kritisch beäugen. »Eine gute Arbeit. Der Künstler hat den ernsten Zug um Ihre Mundwinkel wirklich gut eingefangen. Die Form Ihrer Hände hat er sehr feinsinnig nachempfunden. Das ergibt einen netten Kontrast zu der strengen Uniform. Und mit der Strichführung hat er Ihre Haltung recht gut getroffen. Die Augen sind exakt dargestellt, etwas umschattet und wunderschön.« Er drehte das zerknitterte Papier wieder zu ihr. »Leider ist es nicht meine Arbeit.«
»Ihnen ist bewusst, dass wir das einem Graphologen übergeben werden, oder? Einem Experten für Handschrift.«
»Ich erwarte nichts Geringeres von Ihnen. Aber das kriminaltechnische Labor von Detroit ... nun ja«, er machte eine wegwerfende Bewegung mit der Hand. »Ich bin überzeugt, welche Ergebnisse sie auch erzielen, sie werden vor Gericht absolut unanfechtbar sein.«
Sie kniff die Augen zusammen. »Welche Verbindung besteht zwischen Ihnen und diesen Bränden?«
»Gar keine. Wie ich dem Detective schon sagte, habe ich nichts damit zu tun.«
»In dem Mausoleum haben Sie mir erzählt, Sie würden diese Feuer legen, um irgendein Fabelwesen herbeizurufen.«
Ferrer lachte lauthals. »Das ist eine hübsche Theorie. Ich bin überzeugt, Ihre Vorgesetzten werden davon begeistert sein.«
Anya warf Sparky einen Blick zu. Der Salamander stellte sich auf die Hinterbeine und nahm einen Bissen von Ferrers Ellbogen.
Ferrer weigerte sich stoisch zu brüllen und versuchte, Sparky abzuschütteln. Anya hoffte, ihn auf diese Weise ausreichend zu provozieren, damit er in Flammen aufging, so wie in der Nacht am Lagerhaus.
Aber er schluckte den Köder nicht. Noch nicht.
Anya hatte nie zuvor einen Verdächtigen beim Verhör verletzt; das verstieß gegen ihre Prinzipien, was das angemessene Verhalten eines Ermittlungsbeamten anging. Doch dieses Ideal kollidierte nun mit der Notwendigkeit, diesem Mann ein Geständnis abzuringen, um den Brandstiftungen ein Ende zu machen. Einen Moment lang hielt sie inne.
Eine fordernde Stimme in ihrem Hinterkopf zischte: Niemand wird es je erfahren. Die Stimme pulsierte in ihren Schläfen und zermalmte ihre Gewissensbisse, die sich angesichts der Pein, die Ferrer erdulden musste, geregt hatten. Ferrer war schuldig. Sie musste ihn zum Reden bringen, ehe noch jemand verletzt wurde - ganz gleich, was es kostete.
»Ein Feuerwehrmann ist tot, Mr. Ferrer.«
»Ich habe es in der Zeitung gelesen. Das ist wirklich bedauerlich.« Nicht die kleinste Spur von Reue zeigte sich in seiner Miene.
»Ich möchte, dass Sie mir die Wahrheit sagen. Warum haben Sie diese Feuer gelegt?«
»Ich sagte es doch bereits: Ich habe sie nicht gelegt«, erwiderte er mit zusammengebissenen Zähnen und einem kalten Lächeln.
Anya nickte Sparky zu. Der
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