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Flammenzorn

Flammenzorn

Titel: Flammenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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seinen Leuchtwurm genau in der Mitte liegen gelassen und rollte sich um ihn herum zusammen. Als sie seinen Kopf streichelte, steckte er sich den Schwanz ins Maul. Armer kleiner Kerl. Anya beugte sich vor und küsste seinen ledrigen Kopf. Obwohl Sparky eigentlich dazu bestimmt war, ihr Beschützer zu sein, war es ihr in den letzten paar Tagen eher so vorgekommen, als müsse sie ihn behüten.
    »Es wird alles gut, Sparky. Wir haben schon Schlimmeres durchgemacht, also werden wir auch das überstehen.«
    Der Leuchtwurm verbreitete seinen sanften Schein, der in ihre Träume glitt, wie Licht durch einen Türspalt.
    Wieder einmal träumte sie von der Eishöhle.
    Zu ihrer Rechten rannte Sparky im Kreis und glühte bernsteinfarben. Zu ihrer Linken stand das Mädchen aus dem Getränkeautomaten. Seine Schnürsenkel waren offen. Vor Anya knurrte die unsichtbare Macht und jagte Hitzewellen über die glatten Wände.
    Aber da war noch etwas: eine zähe Flüssigkeit, die sich pechschwarz über den weißen Eisboden erstreckte. Sie sah aus, wie in Wasser gelöste Tinte und begann langsam, sich aufzurichten. Sie formte sich, bis sie eine menschliche Gestalt angenommen hatte. Das Wesen blieb dabei durchsichtig, und Anya konnte etwas von dem Eis hinter ihm erkennen. Es zog schlangenförmige Spuren des ektoplasmischen Schlamms nach sich, so als wäre es nicht imstande, eine perfekt ausgeformte Gestalt anzunehmen.
    Sparky stellte sich vor sie und fauchte mit ausgebreiteten Kiemen. Anya drängte das kleine Mädchen hinter sich. »Was zum Teufel bist du?«
    Das Wesen wogte vor ihr wie ein Aal in einer unsichtbaren Strömung. » Wir wurden einander bereits vorgestellt.«
    Die Stimme ... sie erkannte sie wieder, sie hatte sie bei dem verpatzten Exorzismus gehört und im Verhörzimmer in ihrem eigenen Kopf. Es war Chloes Dämon.
    »Wie ist dein Name?«, herrschte Anya ihn an. Sie wusste, dass ein Dämon wahrheitsgemäß antworten musste, wenn er nach seinem Namen gefragt wurde. Und Wahrheit war der erste Schritt auf dem Weg zur Kontrolle.
    »Mimiveh.«
    »Toll. Dann macht es dir doch sicher nichts aus, wenn ich dich Mimi nenne.«
    Die Finsternis zuckte verärgert. »Furchtbarer Mensch.«
    »Was willst du, Mimi?«
    Der Dämon kicherte. Er erhob sich in die Luft und warf einen Blick hinter Anyas Rücken. Sparky sprang ihn an und kehrte mit einem Maul voll zerfaserten schwarzen Nebels zurück. »Ich spiele gern mit kleinen Mädchen.«
    Anya hob drohend die rechte Hand. Sie hatte diesen Dämon schon einmal verschlungen; sie konnte es wieder tun. »Vergiss es. Du spielst nicht mit ihr. Oder mit Chloe.«
    Der Dämon griff mit tintigen Tentakeln nach Anyas Gesicht. Seine Berührung brannte so sehr wie die Verbrennung auf ihrer Brust. »Dann, schätze ich, muss ich wohl mit dir spielen.«

KAPITEL ZEHN
    Anya war fest entschlossen, alles über Drake Ferrer in Erfahrung zu bringen: Wer waren seine Lehrer in der Highschool gewesen, wo kaufte er seine Socken, zog er grobe oder feine Erdnussbutter vor? Wenn sie wusste, wer der Mann war, dann würde sie auch seine Schwächen erkennen - und sie brauchte nur eine winzige Schwäche, die sie sich zunutze machen konnte, irgendeinen kleinen Riss in der Rüstung aus Arroganz, um ihn zu Fall zu bringen.
    Zunächst aber suchte sie mit Hilfe der Polizeiakten nach größeren Schwächen. Vross hatte erzählt, Ferrer sei das Opfer eines Raubüberfalls geworden. An ihrem abgewetzten Schreibtisch wartete Anya nun darauf, dass die betreffende Akte über die langsame Netzwerkverbindung zu den städtischen Computern heruntergeladen wurde. Dabei trommelte sie mit ihrem Stift auf die von Kaffeeflecken übersäte Schreibtischunterlage. Ein arroganter Dummkopf wie Ferrer hatte wahrscheinlich an einem Ort, an dem er dergleichen besser nicht tat, mit seinem Geld geprotzt. Vielleicht war er mit einem auf Hochglanz polierten Neuwagen herumgefahren, der bei jemandem Neid geweckt hatte. Sie war sich ziemlich sicher, dass seine Extravaganz und sein selbstsicheres Auftreten dazu beigetragen hatten, dass ihm jemand einen Dämpfer verpassen wollte.
    Der Polizeibericht erschien auf ihrem Monitor: ein Scan von einem unscharfen Fax aus dem Jahr 1999. Damals war die zentrale Datenverarbeitung, an die sämtliche Feuerwehr- und Polizeidienststellen von Detroit angeschlossen waren, noch nicht eingeführt. Das Beste, was sie kriegen konnte, waren Bruchstücke aus den Daten, die gescannt und in einem lesbaren Format gespeichert werden

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