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Flammenzorn

Flammenzorn

Titel: Flammenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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ein Thermometer in den Mund. »Ich bin gleich wieder da. Rühren Sie sich nicht von der Stelle.«
    Anya blieb gehorsam auf dem Rand des Untersuchungstischs sitzen und kam sich dämlich vor. Sparky kletterte an einer der Fußstützen des gynäkologischen Behandlungsstuhls hinauf und starrte das Digitalthermometer in ihrem Mund an. Und schlug danach. Die Temperatur raste nach oben, und das Ding piepte. Sparky kreischte vor Vergnügen.
    Die Feenärztin kam mit einer Armladung Verbände und Salben zurück. Sie riss das Thermometer aus Anyas Mund und musterte es misstrauisch. »Sie haben etwas Fieber. Das ist ein Anzeichen für eine Infektion.«
    »Toll.« Anya seufzte. »Das ist das Letzte, was ich gebrauchen kann.«
    »Das hier ist das, was Sie brauchen.« Dr. Murdock hielt eine Handvoll grüner Blisterverpackungen hoch. »Das sind Antibiotika für zwei Wochen. Sie müssen einen Arzt aufsuchen, ehe sie aufgebraucht sind, um sicherzustellen, dass die Infektion abgeklungen ist.« Sie zeigte ihr eine Tube. »Silbersulfadiazin, antibiotische Salbe. Tragen Sie sie zweimal täglich auf, sodass die Brandwunden vollständig bedeckt sind.«
    Anya senkte den Blick. »Danke.«
    »Schon in Ordnung. Jetzt heben Sie die Arme.«
    Anya tat wie geheißen. Die Feenärztin fing an, Verbandsmaterial um ihre Brust zu wickeln.
    »In der Zwischenzeit müssen Sie diese Verbrennungen verbinden. Und Schätzchen, wenn Sie keinen BH tragen, dann werden Sie noch eine Menge mehr Verbandsmaterial brauchen, um die Mädchen im Zaum zu halten.«
    »Normalerweise trage ich einen. Aber warum sollte ich einen tragen?« Anya stierte an sich herab. »Stimmt etwas nicht mit meinen Brüsten?«
    Die Feenärztin lachte. »Sie sind toll, keine Sorge. Aber wenn Sie bei der Feuerwehr mit einem Rudel von Männern zusammenarbeiten, dann müssen die doch sicher nicht alle sehen, wie ihre weiblichen Attribute hervorquellen, meinen Sie nicht?«
    »Doch, Ma'am«, murmelte Anya und kam sich vor wie ein gemaßregelter Teenager. »Danke.«
    »Erledigen Sie einfach Ihre Arbeit weiter so gut wie bisher.«
    Merkwürdig. Sie hatte nicht das Gefühl, dass sie ihre Arbeit gut erledigt hätte.
    Zehn Minuten später verließ Anya, bis unter die Achselhöhlen eingewickelt, das Krankenhaus mit einer Tüte voller Arzneiproben und Verbandsmaterial. An ihrem Jackenkragen prangte ein kleiner Feenaufkleber mit glitzernden Flügeln. Sparky trottete neben ihr her und schaute sich sehnsuchtsvoll nach dem Ort um, an dem sie die Feenärztin verlassen hatten.
    Anya wollte es sich nicht eingestehen, aber sie fühlte sich besser. Es lag nicht an den neuen Verbänden, auch nicht an der Salbe, es lag daran, dass die Kälte in ihrer Brust das Brennen der Brandwunden linderte. Den Geist zu verschlingen, hatte ihren Schmerz gelindert. Ein bohrendes Schuldgefühl ratterte durch ihren Kopf, konnte aber das kalte Summen in ihrem Herzen nicht beeinflussen.
    Sie hatte einen Geist verschlungen, ohne dass der ihr einen ernsthaften Grund dazu geliefert hatte.
    Ihr Griff um die Tüte mit den Medikamenten spannte sich. So etwas hatte sie noch nie zuvor getan; stets hatte sie sich sorgsam an ihre Prinzipien gehalten: Verschlinge nie einen Geist, wenn es noch eine andere Möglichkeit gibt.
    Zu welcher Art Monster machte sie das?
    Eine schwache Stimme in ihrem Inneren meldete sich zu Wort: Jetzt bist du wie er. Wie Drake Ferrer.

KAPITEL ELF
    Was immer Drake Ferrer war, man konnte ihm nicht unterstellen, er sei nicht vielschichtig.
    Am folgenden Tag trommelte Anya mit den Fingern auf dem Schreibtisch im DFD herum und ging die Grundbucheintragungen zu Drake Ferrer in der städtischen Datenbank durch. Im Immobilienverzeichnis fand sie zahlreiche Objekte, die Ferrer gehörten. Bisher hatte sie ein ehemaliges Einkaufszentrum entdeckt, einen Parkplatz, eine Tankstelle, sechs Häuser und ein Flurstück, auf dem eine Videothek stand. Alle waren in den späten Neunzigern gekauft und unter Ferrers Namen eingetragen worden. Sie fand auch heraus, dass sie alle innerhalb der letzten sechs Monate weit unter Marktwert an seine Motor City Phoenix Foundation veräußert worden waren. Sie hätte zu gern gewusst, wie sich der Kapitalverlust auf seine Steuererstattung ausgewirkt hatte.
    »Hast du jetzt doch vor, Dodge zu verlassen? Oder versuchst du aus anderen Gründen, Geld zu beschaffen?«, murmelte sie.
    Sie hielt inne. Ihr Blick glitt von dem blauen Bildschirm zu ihrer rechten Hand, die einen Stift umklammerte und über einem

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