Flammenzorn
lassen?
Der Geist packte sie am Ellbogen. »Ich rede mit dir, du hochnäsige Schlampe ...«
Anya wirbelte auf dem Absatz herum. Sparky schoss vor und stürzte sich auf den Geist, biss ihm mit scharfen Zähnen ins Knie. Der Geist heulte auf, ruderte mit den Armen und trat nach Sparky.
Eine unkontrollierte, unvernünftige Wut riss sie mit sich. Anya streckte die Hand nach der Kehle des Geists aus. Ihre Hand flammte bernsteinfarben auf, ein Licht, so rein wie Sonnenlicht, und eine schwarze Gier grollte in ihrer Kehle. Ihre Finger bohrten sich in den Geist, und sie fühlte, wie er auseinanderfiel. Er löste sich auf, in einer angenehm frostigen Kälte glitt er ihre Kehle hinab, ehe er in ihren Unterleib sank. Für einen Augenblick war das Brennen in ihrer Brust bezwungen, für einen Augenblick war alles so glatt und makellos wie kühles Glas.
Sie wankte und lehnte sich an die Fahrstuhltür. Ihre Hände und ihre Stirn hinterließen feuchte Flecken auf der polierten Oberfläche. Sparky hockte auf ihren Füßen und starrte besorgt zu ihr herauf.
»Alles in Ordnung?«
Eine große Frau in einem rosafarbenen Kittel berührte sie am Ellbogen, und Anya zuckte zusammen. »Mir geht es gut. Ich ...« Ich habe nur gerade grundlos einen Geist verschlungen, dachte sie, doch ihre Zähne zerbissen den Gedanken sogleich.
»Sie sehen nicht so aus, als ginge es Ihnen gut. Kommen Sie, setzten sie sich hin.«
Die Frau in dem Kittel führte sie zum Schwesternzimmer und sorgte dafür, dass sie sich setzte. Anya hockte da und barg den Kopf in den Händen. Die Frau im Kittel reichte ihr eine Flasche Wasser. Anyas Hände zitterten, als sie sie ergriff und mit dem Verschluss kämpfte.
»Sie haben da eine ziemlich böse Brandwunde«, bemerkte die Frau. Ihr Kittel war nur aus der Ferne rosa. Aus der Nähe hatte er ein sich wiederholendes Feenmuster.
Anya blickte an sich herab. So, wie sie saß, klaffte ihr Hemd auf und gab den Blick auf ihre Brandwunde preis. Der Rest des Hemds klebte an der antibiotischen Wundsalbe. Sie sah aus wie ein heißes Würstchen, das vom Grill gehüpft war. »Mir geht es gut, wirklich«, sagte sie und winkte ab.
»Schätzchen, ich weiß, wie Leute aussehen, denen es gut geht, und so sehen sie nicht aus. Sie kommen mit mir.« Die Frau in dem Kittel ragte drohend über Anya auf, die Hände in die Hüften gestemmt.
Resigniert ließ Anya den Kopf hängen. Sie mochte imstande sein, heimatlose Geister zu verschlingen, aber die Frau in dem Kittel wog mindestens fünfunddreißig Kilo mehr als sie, und Anya war sich ziemlich sicher, dass sie bei Handgreiflichkeiten mit der rosaroten Fee hoffnungslos unterlegen wäre.
Sie schlurfte hinter der Frau her, die sie in einen Untersuchungsraum führte. Sparky fegte neben ihr her und stierte die Feen auf dem Arsch der Frau an. Sparky war verliebt. Anya nahm sich vor, ihm eine Tinkerbell-Puppe zu kaufen, sobald sie Gelegenheit dazu hatte.
Anya setzte sich auf den Untersuchungstisch, und die Feenfrau zog sich einen Hocker heran. Auf ihrem Namensschild stand »Dr. Murdock«. Sie streifte ein Paar Latexhandschuhe über. »Nun lassen Sie mich mal sehen.«
Anya knöpfte ihr Hemd auf. Die frische Verbrennung, die sie dem Schnorrergeist verdankte, hatte neue Beulen in dem Durcheinander aus Schwarz und Rot aufgeworfen, das sie sich bereits hatte wachsen lassen. Den Versuch, mit dieser Verletzung einen Büstenhalter zu tragen, hatte sie längst aufgegeben. Sie mochte nicht einmal an das höllische Gefühl denken, das sie erdulden müsste, würde sich ein BH-Träger in die Blasen graben.
Dr. Murdock schluckte leise. »Mädchen, was ist denn nur mit Ihnen passiert?«
»Ich arbeite bei der Feuerwehr«, sagte Anya, was immerhin der Wahrheit entsprach. Die Augen der Ärztin wanderten über ihre Jacke und fanden die Messingmarke, die mit einer Nadel an der Innenseite befestigt war. Anya zog sie hervor. »Ich schwöre, ich bin kein selbstmordgefährdeter Stromschlagfetischist.«
Die Ärztin brach in donnerndes Gelächter aus und schlug mit der Hand auf den Untersuchungstisch, ein Laut, so überraschend, dass Anya erschrak. »Schätzchen, Sie können sich gar nicht vorstellen, was für einen bizarren Mist ich hier schon erlebt habe. Da wäre das noch zahm dagegen.«
Anya lächelte schwach. Im Stillen fragte sie sich, ob die Ärztin eine Ahnung von all den unsichtbaren Patienten hatte, die immer noch die Gänge bevölkerten ... die waren bestimmt nicht minder bizarr.
Die Ärztin schob ihr
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