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Flammenzorn

Flammenzorn

Titel: Flammenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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der Zeichnung, die Ferrer in der Kathedrale von ihr angefertigt hatte.
    Mit einem Fingernagel schlitzte sie den Umschlag auf und zog den Inhalt heraus. Es war eine Einladung zur Eröffnung von Drakes Kunstausstellung am Freitag im Detroit Institute of Arts. Ihre Brauen ruckten hoch. Was zum Teufel sollte das? Wollte er sie umwerben oder verspotten?
    Ihr erster Impuls war, den Brief einfach zu zerreißen, aber dann hielt sie inne. Warum nicht? Warum sollte sie nicht die Gelegenheit wahrnehmen, ihn mit stechendem Blick zu beobachten und ihm ein wenig Unbehagen zu bereiten? Ihm zu zeigen, dass sie keine Angst vor ihm hatte?
    Sie blickte auf ihre Füße herab. »Sparky, hast du Lust, am Freitagabend zu einer Party zu gehen?«
    Sparky hörte für einen Moment mit der intensiven Untersuchung des Stromzählers auf, und sein Schwanz knickte aufwärts.
    »Ja, eine Party. Mit Wein und Käse, ganz die snobistische Art, und du hättest sogar Gelegenheit, den fiesen Kerl vom Friedhof noch mal zu beißen.«
    Sparky wedelte mit dem Schwanz. Er war dabei.
    Jetzt brauchte sie nur noch etwas zum Anziehen. Mist. Sie nahm an, es wäre ein Musterbeispiel für schlechten Geschmack, tauchte sie einfach in ihren Feuerwehrstiefeln auf. Sie musterte ihre Hände. Vielleicht hatte Mimi recht. Zumindest etwas Nagellack wäre nicht verkehrt.
    Aber darüber würde sie sich später den Kopf zerbrechen. Sie schmiss Post und Schlüssel neben die Mikrowelle, die sie immer noch nicht zurückgegeben hatte, auf den Küchentisch. Das Lämpchen an ihrem Anrufbeantworter blinkte hektisch, und sie seufzte resigniert.
    Sie stach mit dem Finger auf den Knopf ein.
    »Kalinczyk, Marsh hier. Schalten Sie die Nachrichten ein. Und rufen Sie mich an.« Typisch Marsh, immer auf das Berufliche beschränkt. Die Zeitangabe besagte, dass der Anruf vor gerade fünfzehn Minuten eingegangen war. Worum es ihm auch gehen mochte, sie konnte nur hoffen, dass ihr nichts Wichtiges entgangen war.
    Anya schaltete den Fernseher an, ein altes Gerät, das an einer verschmorten Überspannungsschutzdose hing. Die Lokalnachrichten liefen noch, und die Sprecher quasselten im Panikmodus. Ein Reporter mit Schutzhelm brüllte über die Sirenen hinweg, die die Tonübertragung störten. Hinter ihm sah sie ein Wohnhaus, das in Flammen stand.
    Anya schlug die Hände vor das Gesicht. »Oh, Scheiße.«

KAPITEL ZWÖLF
    Anyas Besuch in St. Florian hatte offenbar wenig dazu beigetragen, um das Karma der Feuerwehrleute im Großraum Detroit zu verbessern.
    Als Anya den Schauplatz des Wohnhausbrandes auf der Nordwestseite der Stadt erreichte, versuchte die Feuerwehr bereits mit Löschwagen von fünf verschiedenen Feuerwehrgruppen, das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Offenbar hatte es in einem Gebäude mit zwölf Wohneinheiten begonnen und war auf das nächste übergesprungen. Diese Wohngebäude waren jüngeren Datums und samt und sonders innerhalb der letzten zehn Jahre erbaut worden. Anya wäre nie auf die Idee gekommen, in solch einem modernen, billigen Kasten zu leben: Die Fassadenverkleidung war geschmolzen, die Brandschutzmauern reichten nur bis zum letzten Vollgeschoss, sodass sich das Feuer über den Dachboden von einem Haus zum anderen ausbreiten konnte. Es gab einen Grund dafür, dass Feuerwehrleute viele der neueren Gebäude als Zunderbüchsen bezeichneten. Sie waren dazu gebaut worden, gut auszusehen, ausgestattet mit ausreichend hübschen Details, um das Auge bei oberflächlicher Betrachtung zu beeindrucken, aber alle Kranzprofile und begehbaren Kleiderschränke der Welt konnten eine Katastrophe nicht so wirkungsvoll verhindern wie solide Metalltüren und Brandschutzmauern aus Betonhohlblocksteinen. Alt und hässlich hatte definitiv etwas für sich.
    Dieses Feuer war schlimm. Auf dem Weg hierher waren Anya zwei Krankenwagen begegnet, die mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Krankenhaus fuhren. Zwar war dies nicht die schlimmste Tageszeit für ein Feuer - die meisten Leute, die hier lebten, dürften zumindest wach sein - doch es war eine Zeit, zu der viele der Bewohner bereits von der Arbeit oder der Schule nach Hause gekommen waren.
    Anya schaltete einen Gang rauf und bahnte sich einen Weg zum Tatort. Fünf Wohngebäude standen dicht beieinander um einen zentralen Parkplatz herum, der vollgestopft war mit Einsatzfahrzeugen. Es sah aus, als hätte ein Kind seine Kiste mit Modellautos über dem kaputten Puppenhaus seiner Schwester ausgekippt. Hausbewohner irrten wie benommen über den

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