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Flammenzorn

Flammenzorn

Titel: Flammenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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schaltete das Video auf ihrem Computer aus. Sie hatte die Aufzeichnungen sämtlicher Pressekonferenzen gesehen, die er in den letzten zwei Tagen abgehalten hatte. Vross hatte keine neuen Informationen, also würde er fortfahren, der Presse häppchenweise Anyas Ergebnisse vorzutragen, verzerrt nach seinem eigenen Gutdünken. Teufelsanbeter. Jesus. Sie verdrehte die Augen in Richtung der fleckigen Decke. Vross war eine Medienhure. Der klammerte sich an alles, was ihn in die Zeitung bringen konnte ... und eine Story über einen Teufelsanbeter, der auf Feuer stand, gerade zwei Tage vor Halloween, war eine Garantie für zahlreiche Interviews. Womöglich würden sich sogar die überregionalen Nachrichtenmagazine dafür interessieren.
    Anya hoffte schlicht, dass Vross' Gier, die Medien zu füttern, ihm so viel zu tun gäbe, dass er ihr nicht in die Quere käme. Mehr konnte sie für den Augenblick einfach nicht erwarten. Sie war geflutet worden mit Anfragen darüber, ob dieser Fall mit irgendwelchen anderen in Verbindung stand, doch sie hatte keinen der Anrufe beantwortet und mied nun ihr Büro, so gut sie konnte. Sie hatte sich ein provisorisches Büro im Keller der Detroit Public Library eingerichtet, gleich neben den Mikrofiche-Lesegeräten im Archiv. Hier hatte sie ihre Ruhe.
    Sparky hatte doch noch Interesse an den Mikrofiche-Lesegeräten entwickelt, weshalb Felicity ihn mit einer Auswahl alter Zeitungsfotos von Verbrechern und Flapper-Girls aus der Zeit der Prohibition versorgt hatte. Zusammengekauert hockte er nun an dem Tisch und spielte voller Konzentration an den Knöpfen zur horizontalen und vertikalen Ausrichtung und zur Einstellung der Bildschärfe herum. Seine Zunge hing ihm halb aufgerollt aus dem Maul, und er quiekte vor Vergnügen, wann immer ein neues Bild auftauchte.
    Anya studierte die Fotos, die sie auf dem Parkplatz gemacht hatte. Eine bruchstückhafte Erinnerung schoss ihr durch den Kopf. In diesem großen Maßstab erinnerte sie das Symbol der gehörnten Viper an einen Ort, an dem sie als Kind gewesen war: Serpent Mound. Der von den Fort-Ancient-Indianern errichtete künstliche Hügel erstreckt sich in Form einer gehörnten Schlange, die ein Ei zu verschlingen scheint, über beinahe vierhundert Meter Länge. In Anyas Augen erinnerte sie der gekrümmte Kiefer vor dem Ei deutlich an das hieratische Zeichen der Hornviper.
    »Hey, Felicity«, flüsterte sie.
    Der Geist der Bibliothekarin steckte den Kopf aus einem Schrank. Anya hatte Felicity gebeten, nach Aufzeichnungen zu suchen, die vielleicht geeignet waren, um eine Verbindung zwischen Ferrer und den niedergebrannten Gebäuden herzustellen. Sie hatte das Gefühl, dass er die Zielobjekte, wenn sie auch nur gebrannt haben, um Sirrush zu wecken, nicht rein zufällig ausgewählt hatte. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Ferrer irgendetwas ohne umfangreiche vorausgehende Überlegungen tat.
    »Sieh dir das an«, sagte Felicity und strich sich eine lange Haarsträhne hinters Ohr. »Ich habe die Adressen deiner Brandanschläge herausgesucht und sie mit den bekannten Daten von Angehörigen der Täter abgeglichen, die Ferrer seinerzeit überfallen haben.«
    »Ich dachte, die Akten dieser Jugendlichen wären gelöscht worden.«
    Felicity verdrehte die Augen. »Nicht ganz. Es gibt da noch einen Unterschied zwischen Löschen und Versiegeln. Die Strafakte eines Jugendlichen wird automatisch versiegelt, wenn das Kind volljährig wird. Alternativ können das Kind oder seine Eltern bei Gericht die Löschung beantragen. Bei einer Löschung müssen so gut wie alle Daten gelöscht werden, die auf die Strafakte verweisen. Wird jedoch kein Antrag gestellt, dann wird die Akte einfach versiegelt. Was bedeutet, sie liegt irgendwo in irgendeinem Archiv in einem Aktenschrank herum.«
    »Und du kommst da dran?«, fragte Anya verwundert.
    »Ich kenne einen Geist in der Verwaltung der Jugendhaftanstalt. Du kannst von diesem Zeug vermutlich nichts vor Gericht verwenden, aber es könnte dir den richtigen Weg weisen.«
    »Was hast du herausgefunden?«
    »Dieser Schönheitssalon, der abgefackelt worden ist, Hair Out There, hat der Mutter eines der Verdächtigen gehört.«
    »Kein Scherz?«
    »Nein. Und das Lagerhaus: Einer der Verdächtigen hatte dort Lagerraum angemietet. Dein Brandstifter hat es offenbar fertiggebracht, alles niederzubrennen, was er in den Staaten zurückgelassen hat, als er zur Armee ging.«
    »Interessant.« Anya lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück.

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