Flammenzorn
ließ sich auf das Hinterteil fallen, stützte sich mit den Händen ab und bedachte die Kellnerin mit einem rußgeschwärzten Grinsen. Augenblicke wie dieser waren all die Mühe wert. Vielleicht hatte St. Florian ein Faible für Dackel.
Während sie noch um Atem rang, spürte sie, wie ein großer, kühler Schatten auf sie fiel. Als sie aufblickte, erkannte sie Captain Marsh, der ungeduldig mit dem Fuß tappte.
»Kalinczyk. Was zum Teufel denken Sie, dass Sie hier machen?« Seine Stimme klang grob, aber das heimliche Lächeln unter seinem Schnauzbart entging ihr nicht.
»Ah, Hotdogs, Sir?«, sprudelte es aus ihr hervor, noch ehe ihr Hirn Gelegenheit bekam, die Aussage noch einmal zu überarbeiten.
»Hören Sie auf, Zeit zu vergeuden, und kommen Sie mit. Ich habe Informationen für Sie.«
Anya mühte sich auf die Beine. »Tut mir leid, Sir. Darf ich fragen ...«, sie wies mit der Hand zum Feuer, »... warum Sie mich herbeordert haben? Es ist doch noch lange nicht abgekühlt.«
»Das ist das Werk Ihres Brandstifters.«
»Woher wissen Sie das?« Anya hoffte, dass er falsch lag; immerhin konnte unmöglich irgendjemand in den Keller gelangt sein, um in der Waschküche nach Drake Ferrers Signatur Ausschau zu halten.
Er zeigte zum Parkplatz. »Daher.«
Ein Löschwagen fuhr gerade weg und gab den Blick auf die abgesperrte Mitte des Parkplatzes frei. Dort, eingebrannt in den Asphalt, war das Zeichen der gehörnten Viper zu sehen, so groß wie der Feuerwehrwagen, der gerade darüber hinweggefahren war. Es zog sich über ein Dutzend weißer Markierungsstreifen und weiter über den schwarzen Boden, so deutlich erkennbar, als hätte er es auf die Fünfzig-Yard-Linie im Stadion gemalt.
Ferrer war alles andere als untätig. Und jetzt fing er auch noch an anzugeben.
Einen Tag später war der Brandort ausgekühlt. In den Überresten fand das DFD zwei Leichen: Ein Mann, der seine Wäsche gewaschen und dabei im Keller Pornos gelesen hatte, war einer Rauchvergiftung zum Opfer gefallen, und eine Frau, die im Rollstuhl saß, hatte es nicht geschafft, an den gestapelten Konservendosen und Wasserflaschen vorbeizukommen, die sie für die Apokalypse gehortet hatte. Eine Person lag in kritischem Zustand im Krankenhaus. Außerdem gab es einige Leichtverletzte. Das Feuer hatte sich auf drei Wohngebäude ausgebreitet und sich dabei anscheinend über die vorherrschenden Winde ebenso hinweggesetzt wie über den Einsatz der Feuerwehrschläuche und des Löschschaums. Es hatte sich bewegt wie etwas Lebendiges, während es von einem Dach zum nächsten gezogen war. Schließlich hatte man die Entscheidung getroffen, eines der Gebäude zu opfern, damit sich die Einsatzkräfte voll und ganz darauf konzentrieren konnten, das Feuer an einer weiteren Ausbreitung zu hindern.
Anya hatte sich, kaum dass sie es gesehen hatte, in Bewegung gesetzt und das Symbol der gehörnten Viper mit einer Plane abgedeckt, aber es war schon zu spät gewesen. Die Presse hatte von einem Helikopter aus eine hübsche Luftaufnahme von dem Symbol gemacht, und nun waren sämtliche Nachrichten damit gepflastert und mit dem Text »Ritualbrandstifter fackelt Wohngebäude ab« versehen.
Am nächsten Morgen hielt Vross eine Pressekonferenz ab, gleich nachdem die Toten gezählt und seine Autorität am Tatort durch den Verwaltungsapparat uneingeschränkt bestätigt worden war. Diesen Gefallen erwies er den Medien gleich zweimal täglich in dem Bestreben, die »Öffentlichkeit über diese ernste Gefährdung der öffentlichen Sicherheit stets auf dem Laufenden zu halten«. Er hatte es tatsächlich geschafft, ein Jackett aufzustöbern, das über seinen Bauch passte. Mit seiner glänzenden Marke an der Brust stolzierte er einher wie ein Gockel.
»Es heißt, bei der Brandstiftung könnte Satanismus im Spiel sein. Stimmt das?«, fragte ihn ein Reporter.
Vross verzog nachdenklich das moppelige Gesicht. »Es werden gewisse rituelle Elemente im Zusammenhang mit dem Verbrechen diskutiert, ja.«
»Gibt es noch mehr Brandstiftungen, die mit dieser zusammenhängen?«
»Vorläufig gehen wir davon aus. Das DPD glaubt, eine Verbindung zwischen einigen der jüngeren Verbrechen dieser Art und dem gestrigen Feuer in dem Gebäudekomplex ausgemacht zu haben.«
»Welche Verbrechen?«
»Ich bin nicht befugt, die Einzelheiten einer laufenden Ermittlung mit Ihnen zu diskutieren. Es muss genügen, wenn ich sage, das DPD bündelt all seine Kräfte, um den Täter zu finden und festzunehmen ...«
Anya
Weitere Kostenlose Bücher