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Flammenzorn

Flammenzorn

Titel: Flammenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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stampfte in ihren Kampfstiefeln zu einer Kleiderstange und fing an, Bügel herauszuziehen. Ein Mädchen in Kampfstiefeln war eindeutig erheblich besser qualifiziert, sie einzukleiden, als die pastellgewandete Henne in dem rosaroten Laden, dachte sich Anya.
    Sie scheuchte Sparky von einer Auslage mit essbarer Körperfarbe weg. Er huschte von dannen und fing an, auf ein Hemd einzuprügeln, das offenbar aus Ketten bestand.
    »Suchen Sie eher ein Tanzkleid oder etwas fürs Schlafzimmer?«
    »Äh, Tanz.« Anya hatte keine Ahnung, was Tanz in diesem Fall bedeuten mochte, aber es hörte sich eindeutig besser an als Schlafzimmer.
    »Probieren Sie die mal an.« Das Mädchen machte eine Kaugummiblase und ließ sie platzen, ehe sie Anya in den Umkleidebereich führte. Dort sammelte sie ein paar abgelegte Büstenhalter ein, die aussahen, als wären sie aus Schlangenhaut. Anya nahm an, die letzte Kundin hatte sie zurückgelassen und sich stattdessen für einen essbaren BH aus Bonbonmasse entschieden. Die Verkäuferin hängte die Kleider an einen Haken und überließ Anya sich selbst.
    Anya zog das erste Kleid an. Es bestand aus mattem Satin, ein Stoff mit einem auffallend subtilen Glanz. Es fiel ihr überaus züchtig bis auf die Knie, aber das Oberteil bestand aus einem Korsett, das ihre Verbände tatsächlich perfekt verdeckte. Anya fummelte gerade an den Schnüren im Rücken herum, als die Verkäuferin zurückkam, um nach ihr zu sehen.
    »Stemmen Sie die Hände in die Hüften wie ein Superheld«, kommandierte sie. »Drehen Sie sich um.«
    Anya gehorchte, warf aber Sparky einen besorgten Blick zu. Die Verkäuferin schnürte sie in das Korsett und zog die Bänder so stramm, dass sich die Stäbchen fest um ihre Rippen legten. Für einen Moment empfand sie Panik. Es war, als hielte ein Furcht erregendes Monster des neunzehnten Jahrhunderts sie mit seinem schraubstockartigen Griff umfangen. Aber die Panik verschwand, als sich das Korsett wie in einer besänftigenden Umarmung an ihren Leib schmiegte.
    Die Verkäuferin trat zurück. »Sehen Sie es sich an.«
    »Heilige Scheiße«, platzte Anya heraus. »Ich sehe aus wie eine Frau.«
    Das Kleid passte wie angegossen und schien jede ihrer Kurven vollendet zu liebkosen. Es war lang genug für einen Gehschlitz auf der Rückseite, und das eingearbeitete Korsett betonte ihre schmale Taille und die Wölbung ihres Busens.
    Sparky wedelte mit dem Schwanz.
    »Gut?«, fragte sie Sparky, doch an seiner Stelle antwortete die Verkäuferin, ganz so, als würde sie diese Frage ständig hören.
    »Sie sind eine rattenscharfe Kerkermeisterin«, verkündete die Verkäuferin.
    »Welche Größe ist das?«, fragte Anya.
    Die Verkäuferin warf einen Blick auf das Etikett am Rücken. »XS.«
    »Ich nehme es.«
    »Haben Sie passende Schuhe?«
    Anya starrte hinab auf ihre flachen, schwarzen Treter. »Äh, nein.« Sie zeigte auf ein Paar Stilettos an der Wand. »Die machen mir Angst.«
    »Die sind nur fürs Schlafzimmer.« Die Verkäuferin winkte ab. »Sie brauchen Tanzschuhe.«
    »Aber ich werde nicht tanzen ...«
    Diese Verkäuferin behandelte sie nicht wie ein dummes Huhn. Geduldig erklärte sie ihr den Unterschied zwischen Tanzschuhen und Schlafzimmerschuhen - Tanzschuhe waren offenbar die, die die Mädchen auf der Bühne trugen, die, die auch dazu gedacht waren, tatsächlich in ihnen herumzuspazieren.
    »Branchengeheimnis«, verriet die Verkäuferin. »Kaufhausschuhe tun furchtbar weh, aber in diesen Tanzschuhen können Sie Marathon laufen. Teufel, sogar Männer tragen die Dinger. Und selbst Männer, die sich anziehen wie Frauen, würden sich nicht mit miesem Schuhwerk abfinden.«
    Anya ergriff ein paar Tanzschuhe, Riemchenpumps mit abgerundeter Spitze, von denen die Verkäuferin sagte, sie seien »sehr retro«. Anya stellte schockiert fest, dass sie sich in den Pumps nicht unwohler fühlte als in ihren flachen Schuhen. Ihr Gewicht war zwischen Absatz und Zehen perfekt ausbalanciert.
    »Ich bin beeindruckt. Die fühlen sich wirklich gut an.«
    »Erzählen Sie das nur nicht den Vorstadtmamis. Wir wollen sie schließlich leiden sehen.« Die Verkäuferin zwinkerte ihr zu.
    Fünfzehn Minuten später verließ Anya das Geschäft mit einer Tüte in der Hand. Sie hatte einen Leckerbissen für Sparky erworben: eine Tube mit einem mysteriösen Glitzergel, von der Sparky gar nicht mehr ablassen wollte. Überglücklich tanzte er ihr um die Füße und schnüffelte an der Tüte. Glitzerkram musste irgendeine Art

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