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Flammenzorn

Flammenzorn

Titel: Flammenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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elementares Pheromon enthalten, überlegte sie.
    Sie hatte sich entschieden, das Kleid anzubehalten, da sie keineswegs überzeugt war, es ohne die Hilfe der Verkäuferin an- und ausziehen zu können. Aber das war es wert. Selbst unter der Jacke fühlte sie sich so machtvoll, wie sich eine Kerkermeisterin, die je in Wild Walt's Leather 'n'Lace eingekauft hatte, nur fühlen konnte.
    Bewaffnet mit ihren Riemchenschuhen und einem mörderisch heißen Kleid war sie mehr als bereit für alles, was Drake Ferrer aufzubieten haben mochte.
    Im Dunkeln war Anya noch nie im Detroit Institute of Arts gewesen. All ihre Ausflüge während der Grundschulzeit hatten bei Tag stattgefunden, wenn das Museum voll war mit Kindern, die in großen Gruppen von ihren Lehrern herumgescheucht wurden, mit älteren Leuten, die sich die Zeit vertreiben wollten, und mit Touristen, die von den Museumswärtern immer wieder darauf hingewiesen wurden, dass sie den Blitz an ihren Kameras abschalten sollten. Damals hatte das Museum wie ein Hafen für all jene gewirkt, die ihrem Alltagsstress durch die Betrachtung von Altem und Bedeutsamem entrinnen wollten.
    Im Dunkeln war es vollkommen anders. Nun war dies unverkennbar ein Ort für Erwachsene, die ihre dreckigen Pfoten von den Leinwänden fernhalten würden. Und es war kein Ort für irgendwelche Erwachsene, sondern einer für solche, die in glänzenden, schwarzen Limousinen vorfuhren und mit funkelnden Uhren und Schmuckstücken behängt waren, die Anyas Jahreseinkommen mühelos überfordert hätten.
    Ziemlich eingeschüchtert von der eleganten Fassade des Gebäudes, die in der Nacht mit nach oben gerichteten Strahlern dramatisch ausgeleuchtet war, stieg sie aus ihrem Taxi. Ein Abguss von Rodins Der Denker thronte auf dem Vorplatz. Als sie sieben oder acht gewesen war, hatte er in ihren Augen lediglich ausgesehen wie ein hartleibiger Kerl, der überlegte, was er zum Mittagessen gegessen hatte. Nun, zu dieser späten Stunde und durch die kunstvolle Beleuchtung, wirkte er auf sie, als prüfte er genau, wem er den Zutritt zu dem Anwesen gestatten sollte. Der ultimative Türsteher.
    Anyas Stripperschuhe klapperten leise auf dem Beton, als sie die Stufen hinaufging und ihre Einladung einem mit weißen Handschuhen bewehrten Empfangsportier aushändigte. Dieser nickte und hielt ihr die Tür auf, und sie trat in die große Halle.
    Gleich mehrere Lüster hingen an der gewölbten, von Mosaiken gezierten Kassettendecke der Halle. Zwischen ihnen hingen tausende Schnüre mit kleinen silbernen Scheiben herab, die im Halbdunkel funkelten wie Sterne. Stimmen, Schritte und ein Luftzug verfingen sich in ihnen, während sie an ihren Bändern kreiselten. Rüstungen standen in regelmäßigen Abständen auf dem glänzend polierten Boden in Vitrinen und wirkten doch im Vergleich zu der Pracht in der Höhe unscheinbar. Reflexionen der Ritter und der künstlichen Sterne schimmerten auf dem polierten Boden wie Spiegelungen in einem dunklen See.
    Eine der Rüstungen erweckte ihre Aufmerksamkeit. Anya ging näher heran und spürte, wie Sparkys Schwanz an ihrem Schlüsselbein zuckte. Die fragile Haut eines Geistes steckte noch immer in dieser alten Schutzhülle, so unentrinnbar mit ihr verbunden wie ein Käfer mit seinem Panzer. Alles, was sie von ihm erkennen konnte, waren seine Augen, die hinter dem geschlitzten Visier funkelten. Welche Art Soldat dieser Geist auch gewesen sein mochte, nun bewachte er diese Gruft voller Sterne und die Schätze, die sich hinter ihr verbargen. Anya nahm keinen Willen an dem Geist wahr, kein Bedürfnis zu sprechen, nur den Wunsch zu beobachten.
    Sie ließ ihn in Ruhe. Und sie hoffte, Drake Ferrer würde das auch tun.
    Anya folgte den anderen geladenen Gästen durch einen mit Seidenkordeln abgetrennten Gang zum Südflügel, wo der größte Teil der museumseigenen Kunstwerke aus dem zwanzigsten Jahrhundert untergebracht war. Die Gäste spazierten durch Galerien, die sich über drei Etagen bis unter das Dach zogen. Durch die Dachluken fielen Muster aus Licht und Schatten auf die Intarsienarbeiten am Boden. Ferrers Ausstellung fand in einem luftigen, modernen Ausstellungsraum mit schlichten, weißen Wänden und einem dunklen Boden statt. Einbaustrahler, die sich in der Kassettendecke versteckten, warfen Schlaglichter auf seine Blaupausen und Aufrissskizzen. Ein Schild an der Tür verriet, dass es in dieser Ausstellung um Pläne für ein neues Detroit ging.
    Anya tauchte unter in der Menge. Sie ließ das

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