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Flandry 1: Im Dienst der Erde

Flandry 1: Im Dienst der Erde

Titel: Flandry 1: Im Dienst der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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sich, die Lage einzuschätzen. Die verhassten Stunden jahrelanger Psychoausbildung an der Akademie zahlten sich nun aus. Er kannte Wut und Angst. Sein Mund war trocken, und das Herz schlug ihm bis zum Hals, aber dennoch ließ er seine Gefühle nicht der Logik ins Gehege kommen. So schnell stand Ujanka nicht in Flammen. Im Laufe der Jahrhunderte hatten Stein und Ziegel das Holz beinahe überall ersetzt. Brach jedoch zwischen den Schiffen ein Feuer aus, so ging ungefähr die halbe Kampfkraft Kursowikis unter. Um das zu bewerkstelligen, waren nicht besonders viele Granaten nötig.
    Dragoika hatte den gleichen Gedanken. Sie wirbelte herum und starrte über den Pechaniki hinweg, wo sich im Westlichen Haus das Zentrum der Schwesternschaft als Kuppel aus grünem Kupfer erhob. Ihre Mähne flatterte wild. »Warum haben sie nicht Klarschiff angeschlagen?«
    »Wahrscheinlich brauchte keiner darauf hingewiesen werden«, schnaufte Iguraz. »Das Gesetz befiehlt«, erklärte er Flandry, »dass die Besatzungen sich an Bord melden müssen, sobald etwas die Schiffe bedrohen könnte, und sie aus der Bucht bringen.«
    Eine Granate jaulte über sie hinweg. Ihr Einschlag ertönte unweit der Buckelbrücke.
    »Aber heute vergessen sie es vielleicht wirklich«, stieß Dragoika zwischen den Zähnen hervor. »Sie geraten vielleicht in Panik. Diese Schreibtischkriegerinnen dahinten ganz bestimmt, sonst hingen sie längst an den Glockenseilen.« Sie setzte sich in Bewegung. »Am besten gehe ich selbst dorthin. Ferok, sag auf der Schütze Bescheid, dass sie nicht auf mich zu warten brauchen.«
    Flandry hielt sie auf. Sie miaute wütend. »Entschuldige meinen Mut«, sagte er. »Versuchen wir erst, sie zu rufen.«
    »Rufen … Ach, richtig, du hast ihnen ein Funkgerät geschenkt, nicht wahr? Mein Kopf ist plattgeklopft.«
    Bumm! Bumm! Das Bombardement wurde stärker. Dennoch wirkten die Granaten bislang beinahe zufällig gezielt. Offensichtlich war es die Absicht des Feindes, so rasch als möglich Angst und eine Feuersbrunst zu verursachen.
    Flandry hob das Armbandkom an den Helmlautsprecher und stellte den Kanal der Schwesternschaft ein. Große Hoffnung, dass am anderen Ende jemand war, hatte er nicht. Er atmete auf, als eine weibliche Stimme antwortete, insektenhaft leise zwischen dem Pfeifen und Krachen des Beschusses: »Ey-ya, gehört Ihr zu den Vaz-Terranern? Ich konnte niemanden von Euch erreichen.«
    Kein Zweifel, dass alle Vermittlungsstellen mit Gejammer von unseren Leuten in Ujanka überflutet werden, dachte Flandry. Er konnte ihre Kuppel in den Bergen nicht sehen, aber er konnte sich die Szene vorstellen. Sie waren natürlich auch Angehörige der Navy – aber Ingenieure und Techniker und folglich nur damit befasst, wunderliche Apparate an die Tigerys auszugeben und sie in deren Handhabung zu unterweisen. Zahlreich waren sie auch nicht. Andere Regionen, in denen der Krieg intensiver geführt wurde, beanspruchten fast alles, was Terra zu bieten hatte. (Fünftausend Mann sind sehr wenig, wenn sie über eine ganze Welt verteilt werden; ein Drittel der Männer waren keine Techniker, sondern gehörte zu Kampf- und Nachrichteneinheiten, die verhindern sollten, dass sich Runei bemüßigt fühlte, die gesamte Gesandtschaft zum Mittagessen zu verspeisen.) Wie Flandry auch besaß der Posten in Ujanka nur Handfeuerwaffen und unbewaffnete Flitzer: Das war alles.
    »Warum ist kein Klarschiff angeschlagen worden?«, verlangte Flandry zu erfahren, als habe er das Gesetz sein ganzes Leben lang gekannt.
    »Aber niemand hat gedacht …«
    »Dann fangt an zu denken!« Dragoika legte die Lippen dicht an Flandrys Handgelenk. Ihr Busen schmiegte sich an ihn. »Ich sehe nicht, dass irgendein Schiff Anstalten macht, auszulaufen.«
    »Wenn dieses Ding da auf sie wartet?«
    »Auf See sind sie eher in Sicherheit als im Hafen«, entgegnete Flandry. »Gib Alarm!«
    »Jawohl. Aber wann kommen die Vaz-Terraner?«
    »Bald«, antwortete Flandry. Er schaltete auf den Kanal des Postens um.
    »Ich werde jetzt gehen«, sagte Dragoika.
    »Nein, wartet, ich bitte Euch. Vielleicht brauche ich Euch … Eure Hilfe.« Ich wäre in diesem Turm so allein. Flandry drückte mit nervösem Zeigefinger auf den Sendeknopf. Das kleine Funkgerät an seinem Handgelenk konnte Highport nicht erreichen, ohne dass das örtliche Relais den Ruf weiterleitete, doch er konnte mit jemandem in der Kuppel sprechen, wenn dort wer das Signallicht bemerkte und nicht jede Leitung belegt war … Rumms!

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