Flandry 1: Im Dienst der Erde
Nein, warten wir, bis wir allein sind.«
»Sie können hier warten. Ich gehe schon mal mit der kleinen Dame, ja? Ho, ho, ho!« Brummelmann streckte die Hand nach ihr aus. Sie wich voll Abscheu vor ihm zurück.
Unterwegs wurde der Kapitän von einem Besatzungsmitglied angehalten, das eine Frage hatte. Flandry ergriff die Gelegenheit, um Persis ins Ohr zu flüstern: »Beleidige ihn bloß nicht. Das ist ein wahnsinniges Glück.«
»Das?« Sie rümpfte die Nase.
»Ja. Überleg doch. Egal, was passiert, keiner von den Xenos wird uns verraten. Das können sie nicht. Wir brauchen uns bloß mit dem Skipper gut stellen, und das dürfte nicht allzu schwer sein.«
In historischen Dramen hatte Flandry Schweineställe gesehen, die gepflegter waren als Brummelmanns Kajüte. Der Germanianer füllte drei große Tassen, ohne auf alte Kaffeeflecken zu achten, mit einer Flüssigkeit, die sofort Reißzähne in den Bauch senkte. Seine leerte er mit dem ersten Schluck zur Hälfte. »So!«, rülpste er. »Reden wir. Wer hat Sie in einer Gig ins offene All geschickt?«
Persis nahm die entfernteste Ecke. Flandry blieb nahe bei Brummelmann und studierte ihn. Der Mann war ein Versager, eine Niete, ein alkoholsüchtiges Wrack. Ohne Zweifel behielt er seinen Job nur, weil die Eigner auf einem menschlichen Kapitän bestanden und für das Gehalt, das sie zu zahlen bereit waren, niemand anderen fanden. Solange der Erste Offizier halbwegs tüchtig war, spielte das Können des Kapitäns auch keine Rolle. Das Schiff betrieb sich, so veraltet seine Maschinen auch waren, sowieso zum großen Teil selbst.
»Sie haben Kurs auf Starkad, nicht wahr, Sir?«, erkundigte sich Flandry.
»Ja, ja. Meine Firma hat einen Flottenvertrag. Irumclaw ist ein Umladeplatz. Diesmal befördern wir Lebensmittel und Baumaschinen. Ich hoffe, wir haben bald neue Fracht. In Highport ist nichts los. Aber wir wollten von Ihnen sprechen.«
»Ich kann nur sagen, dass ich in einem Sonderauftrag unterwegs bin. Für mich ist es überaus wichtig, Highport unbemerkt zu erreichen. Wenn Donna d’Io und ich mit Ihnen reisen können und Sie davon nichts über Funk ankündigen, haben Sie dem Imperium einen gewaltigen Dienst erwiesen.«
»Sonderauftrag … mit Damenbegleitung?« Brummelmann grub einen Daumen mit schwarzem Fingernagel in Flandrys Rippen. »Kann mir schon vorstellen, was das für ein Einsatz ist. Ho, ho, ho!«
»Ich habe sie gerettet«, sagte Flandry geduldig. »Deshalb sind wir in einem Beiboot unterwegs. Merseianischer Angriff. Der Krieg verschärft sich. Ich habe dringende Nachrichten für Admiral Enriques.«
Brummelmanns Lachen verstummte. Hinter dem verfilzten Bart, der ihm bis zum Nabel reichte, schluckte er. »Angriff, sagen Sie? Nein, die Merseianer, sie haben nie zivile Schiffe belästigt.«
»Und sie dürften auch dieses Schiff nicht belästigen, Captain. Nicht, solange sie nicht wissen, dass ich an Bord bin.«
Brummelmann rieb sich den Schädel. Vermutlich sah er sich in der hohen Tradition der wilden Zustände in den Anfangstagen der Raumfahrt. Jetzt aber waren seine Tagträume in die Kreisbahn eingetreten. »Die Eigner«, sagte er schwach. »Ich bin den Eignern verpflichtet. Ich bin für ihr Schiff verantwortlich.«
»Ihre erste Pflicht gilt dem Imperium.« Flandry überlegte kurz, mit vorgehaltenem Strahler das Kommando an sich zu nehmen. Nein, nicht, solange er nicht musste; das war zu riskant. »Und Sie brauchen nur Starkad in der üblichen Weise anzulaufen, wie üblich in Highport zu landen und uns von Bord zu lassen. Die Merseianer werden nie davon erfahren, das schwöre ich.«
»Ich … aber ich …«
Flandry ließ sich etwas einfallen. »Was die Eigner angeht«, sagte er, »so können Sie ihnen einen guten Dienst erweisen. Unser Raumboot sollte hier lieber ausgesetzt werden. Der Feind hat seine Beschreibung. Aber wenn wir uns die Position gut merken und das Kraftwerk laufen lassen, können Sie das Boot auf dem Heimweg anhand der Neutrinospur aufspüren, es wieder einschleusen und verkaufen. Es ist bestimmt genauso viel wert wie das ganze Schiff.« Er blinzelte. »Natürlich werden Sie die Eigner darüber unterrichten.«
Brummelmanns Augen leuchteten. »Na ja. So, so. Sicher.« Er leerte seine Tasse. »Bei Gott, ja! Schlagen Sie ein!«
Er bestand darauf, auch Persis die Hand zu schütteln. »Igitt«, sagte sie zu Flandry, als sie allein waren, in einem leer geräumten Wandschrank, in den eine Matratze gelegt worden war. Das Angebot des
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