Flandry 1: Im Dienst der Erde
Kapitäns, ihr seine Kajüte zur Verfügung zu stellen, hatte sie dankend abgelehnt. »Wie lange bis Starkad?«
»Ein paar Tage.« Flandry beschäftigte sich mit den Raumanzügen, die er aus dem Beiboot geholt hatte, bevor es ausgesetzt worden war.
»Ich weiß nicht, ob ich das aushalten werde.«
»Tut mir leid, aber wir haben die Brücken hinter uns abgebrochen. Persönlich sage ich aber noch immer, dass wir reichlich Glück hatten.«
»Du hast wirklich eine seltsame Vorstellung von Glück«, seufzte sie. »Na ja, noch schlimmer kann es ja nicht kommen.«
Es kam schlimmer.
Fünfzehn Stunden später saßen Flandry und Persis im Salon. Sie trugen Overalls zum Schutz gegen die Kälte, zitterten aber trotzdem, und die Schleimhäute schmerzten von der trockenen Luft. Sie versuchten, sich die Zeit mit einer Partie Romme zu vertreiben, aber ohne viel Erfolg.
Aus dem Interkom dröhnte rau Brummelmanns Stimme: »Sie! Ensign Flandry! Auf die Brücke!«
»Was?« Er sprang auf. Persis eilte ihm hinterher durch Hallen und einen Niedergang. Sterne leuchteten durch die Sichtluken. Weil der optische Kompensator dejustiert war, zeigten sie merkwürdige Farben und waren vorm Bug und hinter dem Heck zusammengestaucht, als bewege sich das Schiff durch eine fremde Wirklichkeit.
Brummelmann hielt einen Schraubenschlüssel in der Hand. Neben ihm führte der Erste Offizier einen Laserschneidbrenner, ein grober Ersatz für eine Waffe, doch auf kurze Entfernung genauso tödlich. »Hände hoch!«, rief der Kapitän in schrillem Ton.
Flandry hob die Arme. Übelkeit stieg ihm in die Kehle hoch. »Was hat das zu bedeuten?«
»Lesen.« Brummelmann hielt ihm einen Ausdruck hin. »Lügner, Verräter, hast wohl geglaubt, du kannst mich auf den Arm nehmen? Lies nur, was gekommen ist.«
Das Standardformular zeigte die Niederschrift einer Hypersendung, die an einem der automatischen Sender rings um Saxo ihren Ursprung haben musste. Dienststelle von Vice Admiral Juan Enriques, Kommandeur – der Kaiserlich-Terranischen Flottenstreitkräfte in der Region … Flandrys Blick flog zum eigentlichen Text.
Allgemeine Direktive unter Kriegsrecht: Nach Aussage Seiner Exzellenz Lord Markus Hauksberg, Viscount von Ny Kalmar auf Terra, kaiserlicher Sondergesandter zum Roidhunat von Merseia … hat Ensign Dominic Flandry, der Delegation zugeteilter Offizier Seiner Majestät Navy … gemeutert und ein Raumboot gestohlen, das dem Reich von Ny Kalmar gehört … Beschreibung wie folgt … des Staatsverrats angeklagt … gemäß interstellarem Recht und imperialer Praxis ist Ensign Flandry festzunehmen und zu seinen Vorgesetzten auf Merseia zurückzuschaffen … Alle Schiffe, terranische eingeschlossen, werden von merseianischen Inspektoren überprüft, bevor eine Weiterreise nach Starkad möglich ist … Terraner, die den Gesuchten festnehmen, haben ihn umgehend und persönlich der nächsten merseianischen Dienststelle zu übergeben … Staatsgeheimnisse …
Persis schloss die Augen und verkrampfte die Finger. Das Blut war ihr aus dem Gesicht gewichen.
»Nun?«, knurrte Brummelmann. »Was hast du dazu zu sagen?«
Flandry lehnte sich an das Schott. Er wusste nicht, ob seine Beine ihn noch tragen würden. »Ich … kann nur sagen … Brechdan … der Hundesohn hat an alles gedacht.«
»Du hast wohl geglaubt, du könntest mich übertölpeln, was? Du hast gedacht, ich würde die Drecksarbeit für dich erledigen. Na, von wegen!«
Flandry blickte von ihm zum Ersten Offizier und zu Persis. Zorn verdrängte die Schwäche. Sein Gehirn jedoch blieb präzise wie das einer Maschine. Er senkte die Hand, mit der er die Folie hielt. »Ich sage wohl lieber die ganze Wahrheit.«
»Nein, ich will’s nicht hören, ich will keine Geheimnisse kennen.«
Flandry ließ die Knie durchsacken. Während er fiel, riss er den Strahler aus dem Holster. Die Schneidflamme schlug blau ein, wo er gestanden hatte. Sein Schnappschuss traf den Brenner. Der Erste Offizier jaulte auf und ließ das rotglühende Werkzeug fallen. Flandry stellte sich wieder auf. »Den Schraubenschlüssel weg«, sagte er.
Der Schlüssel schepperte über den Boden. Brummelmann wich zurück, an seinem IO vorbei, der sich vor Schmerzen krümmte und laut klagte. »Du kommst hier nicht weg«, krächzte er. »Wir sind jetzt schon geortet. Ganz sicher sogar. Wenn du uns zum Wenden zwingst, wird uns ein Kriegsschiff folgen.«
»Das weiß ich«, erwiderte Flandry. Seine Gedanken sprangen wie von einer
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