Flandry 2: Höllenzirkus
Pilot auch!«
»Der Pilot …«
»Schnell!«
Der Arzt rief etwas ins Boot. Beide Merseianer stiegen aus und machten sich auf den Weg. Flandry stand angespannt am Vorhang, blickte durch einen Spalt hinaus und dann wieder zu den Gefangenen, die er schon hatte, wieder hinaus, hinein, hinaus, hinein. Wenn jemand misstrauisch wurde oder eine Warnung brüllte, bevor die Neuankömmlinge in Reichweite des Schockerimpulses waren, würde er sie zerstrahlen und auf das Boot zueilen müssen.
Sie kamen herein. Er betäubte sie.
Er nahm das Medikit und schwenkte die Waffe. »Gehen wir, Ydwyr.« Er zögerte. »Djana, du kannst bleiben, wenn du willst.«
»Nein«, antwortete die junge Frau fast zu leise, um es zu hören. »Ich komme mit.«
»Lieber nicht«, riet ihr Ydwyr. »Die Gefahr ist beträchtlich. Wir haben es mit einem Verzweifelten zu tun.«
»Vielleicht kann ich dir helfen«, sagte Djana.
»Deine Hilfe wirst du Merseia leisten«, tadelte Ydwyr sie.
Flandry hakte sofort ein. »Das bist du für ihn, Kleines«, rief er auf Anglisch. »Ein Werkzeug für seinen verdammten Planeten.« Auf Eriau brüllte er: »Los, Bewegung!«
Die junge Frau schüttelte blind den Kopf. Wem das Kopfschütteln galt, war nicht klar. Elend schlurfte sie vor der Waffe des Terraners der hochgewachsenen nichtmenschlichen Gestalt hinterher.
Hoch und ferne, für das bloße Auge kaum mehr als ein Lichtfunke, hielt das feindliche Schiff seine Position. Auf Vergrößerungsschirmen würde man dort erkennen, dass drei Personen das Haus verließen und zum Boot gingen – aber nicht ihre Spezies, hoffte Flandry. Nur drei, die etwas holen sollten … Die Rampe klapperte unter seinen Stiefeln.
»Heck«, befahl Flandry. »Tut mir leid«, sagte er, als sie an den Kojen waren, und schockte Ydwyr. Er fesselte den Gefangenen und drängte Djana nach vorn. Ihre Lippen zitterten, nein, sie bebte am ganzen Leib.
»Was hast du vor?«, jammerte sie.
»Fliehen«, sagte Flandry. »Meinst du etwa, hier läuft noch ein anderes Spiel?«
Sie sank auf den Sitz neben dem Pilotensessel. Flandry schnallte sie an, mehr als Vorsichtsmaßnahme gegen impulsive Anwandlungen als gegen ein Versagen der internen Schwerkraft, dann nahm er selbst Platz. Djana schaute ihn verständnislos an. »Du verstehst nicht«, wiederholte sie. »Er ist gut, er ist weise, du machst solch einen schrecklichen Fehler, bitte lass es doch.«
»Du möchtest also, dass sie mir das Gehirn ausschaben, ja?«
»Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht. Lass mich doch einfach in Ruhe!«
Flandry vergaß sie, während er die Anzeigen ablas. Alles schien in Ordnung zu sein, kein Ausfall, kein Vandalismus, keine Fallen. Er fuhr den Antrieb hoch, der murmelnd zum Leben erwachte. Die Rampe wurde eingeholt; die Luftschleuse verriegelte sich. Adieu, Talwin. Adieu, Existenz? Das werden wir dann sehen. Er bediente die Konsole. Noch besaßen seine Finger ihr altes Geschick. Die Jake stieg auf.
Das Dorf sank zurück, die Geysire, das Gebirge – er war in der Luft.
Das Außenkom blinkte und summte. Flandry ignorierte das Rufsignal, bis er auf Nordkurs gegangen war. Das andere Raumschiff schwang herum und jagte ihm hinterher. Aus mehreren Kilometer Entfernung erwies es sich als eine Korvette, nicht gerade ein Großkampfschiff, aber mehr als ausreichend, um ein Aufklärungsboot zum Frühstück zu verspeisen. Flandry nahm den Ruf an.
»Saniau ruft terranisches Raumboot. Was ist Ihr Ziel, und was ist der Grund Ihres Fluges?«
»Terranisches Boot, und es ist ein terranisches Boot, an Saniau. Hören Sie zu, mit beiden Ohren. Hier spricht Dominic Flandry. Ganz recht, der Dominic Flandry welcher. Ich reise heim. Der Datholch Ydwyr von den Vach Urdiolch, Neffe des höchsterlauchtigsten Roidhuns und so weiter, ist mein Gast. Wenn Sie mir nicht glauben, sehen Sie im Eingeborenendorf nach und versuchen Sie, ihn zu finden. Wenn er sich von einer leichten Unpässlichkeit erholt hat, kann ich Ihnen ein Bild zeigen. Wenn Sie mich abschießen, stirbt er auch.«
Schweigen.
»Wenn Sie die Wahrheit sprechen, Dominic Flandry, glauben Sie etwa, der Datholch würde sich Jahre durch Ehrverlust erkaufen?«
»Nein. Ich glaube aber, dass Sie ihn schonen werden, wenn Sie irgend können.«
»Richtig. Sie werden eingeholt, festgehakt und geentert. Wenn der Datholch verletzt wurde, droht Ihnen Furchtbares.«
»Erst mal müssen Sie mich einholen. Dann müssen Sie mich davon überzeugen, dass das Furchtbarste, was Sie sich ausdenken
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