Flandry 4: Ehrenwerte Feinde
Altai izoliert, nachdem daz Kolonistenzßiff nicht mehr funkzionierte. Zie hatten nie zehr grozez Intereze daran, wieder Kontakt mit der Galaxiz aufzunehmen, um daz Hinterniz der Metallarmut zu überwinden, wezwegen der Bau von Raumzßiffen für zie zehr teuer gewezen wäre. Mittlerweile überlegt zich mancher jüngere Altaianer, zolch ein Unternehmen in Angrief zu nehmen. Aber vor kurzem hat der Kha-Khan allen zeinen Untertanen verboten, den Planeten zu verlahzen, abgezehen von wenigen zehr verläzlichen und verzßlozenen Vertretern im Beteigeuzizßen Zyztem. Diezez Verbot izt vielleicht ein Grund für die Aufztände.«
»Ja.« Flandry musterte eingehend die Eisfelder. »Wenn das mein Planet wäre, würde ich mir einen Feind suchen, dem ich ihn verkaufen kann.«
Aber trotzdem muss ich hin, dachte er. Wo wir schon von unbesungenen Helden reden … Aber ich denke mal, je mehr Risse das Imperium bekommt, desto panischer müssen wenigstens ein paar von uns umherhuschen und es flicken. Sonst bricht die Lange Nacht noch zu unseren sakrosankten Lebzeiten ein.
Und in diesem ganz besonderen Fall, dachte er weiter, habe ich Grund zu der Annahme, dass wirklich ein Feind versucht, den Planeten käuflich zu erwerben.
II
Wo der Zeya und der Talyma, zwei breite, flache Ströme, die sich, von den nördlichen Schneefeldern gespeist, südwärts durch die Steppen winden, am Ozero Rurik zusammenfließen, war vor langer Zeit die Stadt namens Ulan Baligh gegründet worden. Sie war nie sehr groß gewesen, und selbst jetzt hatte die einzige dauerhafte menschliche Ansiedlung auf Altai vielleicht zwanzigtausend Einwohner. Die Stadt umgab indes stets ein Ring von Lagern, wo Stammesleute hausten, die gekommen waren, um Handel zu treiben, sich zu beraten oder im Turm des Propheten ihre Riten abzuhalten. Ihre Zelte und Wagen bedeckten die landwärtige Seite von Ulan Baligh, umgaben den primitiven Raumhafen und sandten viele Kilometer längs des indigofarbenen Seeufers den Rauch der Kochfeuer in den Himmel.
Als das Raumschiff niederging, interessierte sich Flandry jedoch für etwas weit weniger Pittoreskes. Durch ein Sichtfenster mit Vergrößerungsfunktion im Heckturm, zu dem er mittels Bestechung Zutritt erhalten hatte, beobachtete er, dass Einschienenbahnen die Stadt umringten wie Spinnweben; dass auf ihnen die unverkennbaren Werfer schwerer Raketen saßen; dass hochmoderne Kampfflugzeuge auf Negagravfeldern am Himmel hingen; dass westlich der Stadt Kasernen und Stellungen für eine Panzerbrigade gebaut wurden, während zahlreiche Kampf- und Schützenpanzer bereits Patrouillen fuhren; dass ein geducktes Gebäude im Stadtzentrum einen Schildgenerator beherbergte, der stark genug sein musste, um einen Abwehrschirm über das gesamte Weichbild zu spannen.
Dass alles davon neu war.
Dass nichts davon aus Fabriken stammte, die von Terra kontrolliert wurden.
»Aber doch sehr wahrscheinlich von unseren kleinen grünen Kumpeln«, murmelte er vor sich hin. »Eine merseianische Basis, hier in der Pufferregion, ein Keil bei Catawrayannis … Für sich genommen niemals kriegsentscheidend, aber schon ein kleiner Trumpf. Und irgendwann, wenn Merseia ganz viele kleine Trümpfe auf der Hand hat, geht der Kampf los.«
Flandry unterdrückte einen bitteren Geschmack, als er an sein eigenes Volk dachte, das zu reich war, um Geld für einen offenen Angriff auf die Bedrohung auszugeben – die meisten stritten sogar ab, dass überhaupt eine Bedrohung existierte, denn wer würde schon wagen, die Pax Terrania zu brechen? Und er, dachte Flandry ironisch, verbrachte seinen Urlaub schließlich auch zu Hause auf Terra, eben weil Terra dekadent war.
Doch jetzt hatte er Arbeit zu erledigen. Das Nachrichtenkorps hatte Gerüchte aus dem Beteigeuze-Sektor gesammelt: Händler sprachen von eigenartigen Vorgängen auf einem Planeten namens Altai; die Archive erwähnten eine Kolonie weitab der regulären Raumverkehrswege, die weniger verloren gegangen als vielmehr übersehen worden waren; Nachfragen ergaben wenig mehr, denn beteigeuzische Zivilisten wie Zalat hatten über den aktuellen Preis für Angorapelze hinaus kein Interesse an den altaianischen Angelegenheiten.
Eine tiefgreifende Untersuchung hätte mehrere hundert Mann und mehrere Monate Zeit erfordert. Da das Nachrichtenkorps für so viele Sterne zuständig und seine Präsenz furchtbar ausgedünnt war, konnte es nur einen einzigen Mann nach Beteigeuze abstellen. In der terranischen Botschaft überreichte
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