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Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Titel: Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Friedmann
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vor einer weiteren Panikattacke.
    Anna hatte Elli das Handy zurückgegeben und auf einem Stuhl neben dem Bett Platz genommen. Diesmal war es ihr Bein, das nervös wippte. Heiko dagegen hielt den Kopf aus dem Fenster und ließ sich nass regnen, so, als wolle er sich von allem reinwaschen und aus einem bösen Traum erwachen.
    Auch Lutz wurde mit der Situation emotional nicht fertig. Elli hoffte inständig, dass es endlich aufhören würde zu regnen und sie alle erlöst würden. Hoffnungen, Trennungen, Liebe, Rausch, Wahn und jetzt auch noch Tod. All das war in den ersten Tagen ihres Urlaubs passiert. Schreie, Tränen und Orgasmus all inclusive.
    Während sie sich auf das Einzige konzentrierte, was sie im Moment für Saalfeld tun konnte, und zwar ihm neue, kalte Kompressen anzulegen, fragte sie sich, ob sie sich in Bezug auf Elia nicht auch idiotisch verhalten hatte. Gerade getrennt, nach Jahren der Entfremdung und der Enttäuschungen – endlich –, und schon wollte sie sich gleich wieder fallen lassen, ohne sich vorher überhaupt richtig gefangen zu haben?
    Plötzlich schlug Saalfeld die Augen auf. Panisch, wie ein wildes Tier in der Nacht, auf das man ohne Vorwarnung einen Scheinwerfer richtete, schaute er sich um. Instinktiv wich Elli einen Schritt zurück, fast als könnte sie sich verletzen. Selbst Sandra hatte sich erschrocken.
    »Herr Saalfeld?«, fragte Sandra ängstlich.
    Seine Augen zuckten hektisch hin und her. Er schien immer noch nicht zu wissen, wo er war.
    Ein kalter Schauer jagte durch ihre Knochen.
    Saalfeld versuchte etwas zu sagen, er bewegte angestrengt seinen Mund, doch es wollte nicht mehr als ein dünner Hauch über seine Lippen kommen. Stattdessen zog sich nun ein Spuckefaden von seinem Mundwinkel über die Wange.
    Sandra wischte ihn vorsichtig weg und hielt ihr Ohr ganz nah an seine Lippen. Aber er konnte keine Worte formen, so entkräftet war er.
    »Warten Sie, Herr Saalfeld. Wir können später reden, Sie müssen sich schonen. Ich gebe Ihnen jetzt etwas zu trinken. Sie haben hohes Fieber. Sie müssen unbedingt etwas trinken, Sie verlieren zu viel Flüssigkeit. Bitte! Blinzeln Sie zweimal mit den Augen, wenn Sie mich verstehen, ja? Bitte!«
    Da Lutz und Anna sich dazugestellt hatten, sahen nun vier Köpfe auf den alten Mann herab und warteten auf ein weiteres Lebenszeichen. Mehr als ein Schmatzen brachte Saalfeld aber nicht zustande. Und auch seine Augenlider wurden wieder schwer.
    »Warten Sie! Bitte! Sie dürfen nicht wieder einschlafen«, flehte Sandra ihn an und hielt ihm vorsichtig ein Glas Wasser an den Mund.
    Saalfeld schien zu verstehen, denn er blinzelte sogar mehrmals. Trotzdem schaffte er nur wenige Tropfen, er kämpfte mit jedem Schluck. Sein Brustkorb senkte sich schwerfällig und in einem viel zu langsamen Rhythmus.
    Lutz knabberte an seinen Fingernägeln herum und sah auffordernd zu Sandra, gerade so, als könnte sie Wunder vollbringen, als bräuchte sei nur ihre Hand auf die Stirn des alten Mannes zu legen, und schon wäre er wieder gesund.
    Wie ein schlafwandelnder Geist erwachte Heiko wieder zu Leben. Ohne ein Wort zu sagen, schloss er das Fenster und ging mit seinen tropfend nassen Haaren aus dem Zimmer.
    »Vielleicht sollten wir dich mit ihm allein lassen?«, fragte Elli.
    »Nein! Bitte nicht!«, entgegnete Sandra. »Allein schaff ich das nicht. Bitte, ich brauch euch!«
    »Aber wir können nichts tun!«, sagte Lutz.
    »Bleibt hier, wenigstens ein paar von euch! Wir dürfen ihn nicht aufgeben!«
    »Keiner wird ihn aufgeben. Nicht hier und nicht heute«, beruhigte Anna sie und nahm gleichzeitig Saalfelds rechte Hand. Auch Elli blieb, sie konnte zwar wenig ausrichten, aber es war die mentale Kraft, welche diesen Raum nicht verlassen durfte.
    Sandra hatte noch einmal Saalfelds Temperatur gemessen. »Neununddreißig.« Etwas erleichtert atmete sie auf. »Besser, aber noch immer zu hoch.«
    Wieder röchelte Saalfeld. »Tin…« Er holte Luft, schien sich wieder etwas zu fangen. Es war ein ständiges Auf und Ab. »Tina!«
    Elli und Sandra sahen sich verwundert an. »Wollen Sie Tina sehen?«, fragte Elli.
    »Ja. Ja, bitte!«
    Tina, die immer noch auf dem Boden hockte, erhob sich langsam und trat zu Saalfeld. Keiner verstand, was vor sich ging.
    Saalfeld musterte Tina, lange. Dann sagte er mit leiser Stimme: »Kann ich bitte mit Tina allein sein?«
    »Entschuldige bitte, aber wie soll ich das verstehen? Das Geld ist weg?« Lutz war völlig aus dem Konzept. »Ich meine, es kann

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