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Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Titel: Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Friedmann
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Unimog!«, schimpfte Carlo.
    Heiko verstand kein Wort. »Ich koche nur wieder mit dir, wenn du Deutsch lernst!« Sein Bein zitterte jetzt so sehr, dass man es am Gaspedal merkte.
    »Was sagst?« Auch Carlo konnte seine Angst nicht mehr verbergen. Sein Mund stand weit offen, und er klammerte sich mit beiden Händen an die kleine graue Plastikschlaufe, die zuvor noch unbeachtet über der Tür gebaumelt hatte.
    »Der Beckenbauer hat es ja schließlich auch geschafft!«, rief Heiko. Um sie herum war tosender Lärm. »Was?«
    »Hochdeutsch zu lernen.«
    »Soll ich lieber fahren?«, fragte Carlo.
    »Ich hab alles im Griff!«, versuchte Heiko ihn zu beruhigen.
    Genau in diesem Moment brach der VW-Bus ein, fast einen Meter tief, und kippte nach vorne. Von einer Sekunde auf die andere fand die braune Brühe ihren Weg in die Fahrerkabine und stand den beiden schnell bis zu den Knien. Der Motor röchelte ein letztes Mal, dann gab er auf. Doch der Wagen stand nicht still, aber er trieb in die falsche Richtung – mit dem Wasser hin zum Abhang.
    »Raus! Wir müssen raus! Schnell!«, rief Carlo.
    Heiko riss die Tür auf und stand auf der Fußleiste.
    Die andere Straßenseite war noch mindestens fünf Meter entfernt. Zu weit, um zu springen. Aber das Wasser war zu tief, um einfach nur durchzuwaten. Auch Schwimmen war keine Option, denn ständig trieben Steine, große Äste, sogar ganze Stämme an ihnen vorbei. Sie hatten keine Zeit, zu überlegen, denn der Wagen driftete immer mehr ab. »Aufs Dach!«, schrie Heiko.
    »Und dann?«
    »Springen! Mit Anlauf.«
    Heiko war verrückt, dachte sich Carlo. Aber sie hatten keine andere Chance. Heiko schaffte es schnell auf das Autodach, aber Carlo keuchte und fand einfach nicht den nötigen Schwung, um auf das Dach zu kommen. Gleichzeitig driftete der Wagen bedrohlich weiter in Richtung Abhang.
    »Carlo! Hier!«, schrie Heiko und reichte Carlo die Hand.
    Mit Heikos Hilfe schaffte es Carlo schließlich auf das Dach. Erschöpft und mit todernster Miene sah Carlo Heiko an.
    »Wer zuerst?«, fragte der, genauso abgekämpft.
    Carlo hob die Hand. »Okay.« Dann nahm er, ohne groß zu zögern, Anlauf und sprang.
    Damit hatte Heiko nicht gerechnet. Carlo hatte einfach die Augen zugemacht und war losgedampft. Aber sein Sprung reichte nicht aus. Wie ein Sack Kartoffeln platschte Carlo ins Wasser, immer noch gut drei Meter vom Ufer entfernt. Und das Wasser war tatsächlich tief. Es ging Carlo fast bis zur Brust und gab sich alle Mühe, ihn mitzureißen. Doch mit seinem massigen Körper war er im Vorteil, er stemmte sich dem Wasserdruck entgegen und kämpfte sich Schritt für Schritt zum Ufer.
    Plötzlich wurde Heiko bewusst, dass er viel zu lange Carlo zugesehen hatte, anstatt endlich selbst zu springen. Der Wagen hatte zusätzlich an Fahrt gewonnen. Heiko ging ein paar Schritte zurück und nahm dann Anlauf. Heiko hatte Leichtathletik schon immer gehasst. Seine Beine waren zu schwer für einen Läufer, seine Arme zu kurz für einen guten Werfer und er zu faul für alles andere. Jetzt, genau in diesen Sekunden, bereute er zum ersten Mal seine Verweigerungshaltung. Hätte er wenigstens im Weitsprung mehr Einsatz gezeigt, dann hätte er sicher einen guten Sprung hinlegen können. Aber so verfehlte Heiko nicht nur den Absprung, sondern rutschte aus und trat ins Leere. Aus seinem rettenden Sprung wurde ein ungeschicktes Stolpern, und Heiko platschte mit rudernden Armen bäuchlings in die braune, kalte Brühe. Mit den Füßen den Grund suchend, schnappte er nach Luft. Kurz fand er Halt an einem Baum, der sich verfangen hatte, dann aber trieb ein anderer großer Ast direkt auf seinen Kopf zu. Reflexartig tauchte Heiko unter. Dabei fand er den Boden und hangelte sich quasi tauchend an allem, was er zu greifen bekam, in Richtung des rettenden Ufers.
    Dort kroch Carlo erleichtert an Land, bis er bemerkte, dass Heiko verschwunden war. Schließlich sah er ihn, wie der panisch nach Luft schnappte. Carlo stampfte wieder ins Wasser, obwohl er sah, dass ein großer Stamm direkt auf sie beide zutrieb.
    »Heeeeiiiko!«, brüllte Carlo und reichte ihm seine Hand.
    Noch trennten sie gut zwei Meter. Mit aller Kraft kämpften sie sich beide aufeinander zu. Doch der Stamm kam immer näher. Als Heiko den Koloss auf sich zudonnern sah, packte ihn Todesangst, Adrenalin schoss durch seinen ganzen Körper, und er machte einen rettenden Satz nach vorne. Er landete halb in Carlos Armen. Um ein Haar hätte der Baum seinen Rücken

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