Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Titel: Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Friedmann
Vom Netzwerk:
dass diesem Carlo der Kragen platzt. Der kam sich wohl besonders schlau vor mit seinem Kaffee?
    Heiko sah Anna am Fenster im ersten Stock stehen. Die arrogante Schnepfe! Nur weil manche Frauen einen Anzug trugen, dachten sie schon, sie hätten einen Schwanz in der Hose. Das war genau so eine. Doch er erinnerte sich wieder an seine neue Strategie: totale Freundlichkeit. Das war unschlagbar. Also lächelte er freundlicher als der beste Wetterfrosch Richtung Fenster. Er winkte sogar überschwenglich nett, doch Anna war bereits verschwunden.
    »Was machst du denn hier drinnen?« Tina nahm ihre Riesenbrille ab, endlich hatte sie Lutz entdeckt. Im hintersten, dunklen Eck des Wohnzimmers auf der Couch hatte er sich verschanzt.
    »Ich glaube, ich hab nen Sonnenbrand«, beschwerte er sich.
    »Oh ja, bestimmt. Und woher bitte?«
    »Jeder Sonnenbrand verdoppelt, ich wiederhole, verdoppelt die Gefahr von Hautkrebs!«
    Tina schüttelte den Kopf. Also manchmal war Lutz echt nicht zu ertragen. Das bisschen Sonne und er verkroch sich wie ein ängstlicher Vampir. »Hast du vielleicht Angst, dass du zu Staub zerfällst?«
    »Staub?«
    »Mein Lieber, es ist nach sechs, und der Herr Sonnenflüchtling trägt ein langärmliges Hemd plus Hut. Ick frag mir, wie und wo willst du dir verbrennen? Von der Deckenlampe?«
    »Ich bin nun mal ein heller, kaukasischer Typ!«
    »Papperlapapp! Kaukasus am Hintern, du Spinner!«
    »Hautkrebs ist heimtückisch und lebensgefährlich!«
    Sie ging gar nicht erst darauf ein. Stattdessen deutete sie nach oben. »Ich hab ein schönes Zimmer für uns gefunden.«
    »Ja wie jetzt? Ich meine, und die anderen?«
    »Keine Ahnung, mal gucken. Ich bleib auf jeden Fall hier. Oder hast du noch Geld für ein Hotel?«
    Lutz klappte sein Laptop zu. Da hatte Tina leider recht, was anderes konnten sie sich gar nicht leisten. Leicht missmutig erhob er sich, beinahe hätte ihn ein Sonnenstrahl durch die viel zu offene Terrassentür erwischt. Mit etwas Glück würden die anderen morgen schon die Fliege machen, und sie hatten ihre Ruhe.
    »Ich hol dann mal die Taschen«, sagte er.
    »Sei ja vorsichtig, da draußen lauert die Sonne!«
    Auf dem Weg zum VW-Bus dämmerte Lutz plötzlich, warum sie nicht allein waren. Man hatte von seinen Recherchen Wind bekommen. Man wusste von dem Material, den vielen Beweisen, die er gesammelt hatte, und man wollte es haben. Ihn zu stoppen, das war das einzige Ziel dieser Veranstaltung hier. Das Theater diente nur dem Zweck, sich sein Vertrauen zu erschleichen. Man brauchte die Passwörter zu seinen zwei Computern. Sie spekulierten darauf, dass er sich in einem schwachen Moment einem unbeteiligten Dritten anvertraute oder gar von einer der Frauen verführen ließ. Deshalb waren sie auch alle so unterschiedliche Typen. Na klar!
    In Berlin, da konnte ihm so schnell keiner was vormachen. Aber hier musste er sich erst noch zurechtfinden. Hier, mitten in der Heimat der Mafiosi und Freimaurer, war er ein leichtes Opfer.
    Sollte er sich Tina anvertrauen? Sofort verwarf er den Gedanken. Jedes Mal, wenn er das nur ansatzweise getan hatte, war sie in schallendes Gelächter ausgebrochen.
    Lutz beschloss vielmehr, sich nichts anmerken zu lassen. Sollten sie ruhig denken, wer auch immer sie waren, dass er dabei war, ihnen ahnungslos in die Falle zu tappen. Es gab schließlich keinen größeren Vorteil, als unterschätzt zu werden.
    Der VW-Bus stand jetzt mitten in der Sonne, und darin war es glühend heiß. Mit Mühe hob er ihr weniges Gepäck aus dem Wagen, darauf bedacht, sich weder Finger noch Stirn zu verbrennen. Viel hatten Tina und er nicht mitgenommen. Alles, was sie brauchten, passte locker in die zwei nappabraunen Ledertaschen, die sie sich vor vielen Jahren bei einem Trip nach Marokko gekauft hatten. Die Dinger waren schon ziemlich abgegriffen, aber hielten immer noch bestens. Manch einer würde sogar sagen, sie hatten Charakter. Ihm war das egal.
    Zu allem Übel tauchte dieser Ossi mit seinen weißen Italo-Slippern vor ihm auf und tat so, als wolle er auch sein Gepäck holen. Aber garantiert wollte er ihn aushorchen.
    »Na, auch zum Kofferschleppen verdonnert worden?«, versuchte Heiko zu scherzen, denn überwältigende Nettigkeit war ja die neue Devise.
    Lutz sagte nichts, stattdessen musterte er Heiko, der plötzlich so übertrieben freundlich war.
    »So weit geht deren schöne Emanzipation dann doch wieder nich, was?«, setzte Heiko gleich noch eins drauf.
    »Is purer Zufall«, spielte Lutz den

Weitere Kostenlose Bücher