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Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition)

Titel: Flaschendrehen furioso: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Friedmann
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man fast schon Vegetarier werden wollte. Und natürlich gaben sich unzählige, herrlich duftende Kräuter ein Stelldichein. Ein Meer von Basilikum, riesige Rosmarinbüsche, Thymian in Hülle und Fülle und dazu Oregano, Koriander und Minze. Über jedes der Kräuter strich Carlo mit den Fingern oder zerrieb es in den Händen, um wie ein Trüffelschwein daran zu schnüffeln. Er konnte seine Nase gar nicht tief genug in die abgerupften, frischen kleinen Blätter und Stengel tauchen. Manchmal war es dann doch von Vorteil, einen großen Zinken zu haben.
    Was für ein Fest! Carlo kam sich vor wie an seinem Lieblingsstand auf dem Münchner Viktualienmarkt. Wenn ihm jetzt noch einer ein frisch gekühltes Glas Weißwein gereicht hätte, vielleicht einen sanften Lugana, ha, ja dann …
    Laute, schimpfende Stimmen drangen plötzlich zu ihm vor. Carlo drehte sich um, sah aber niemanden. Wo kam das Gepolter her? Konnte man ihn denn nicht einmal in Ruhe lustwandeln lassen durch seinen Kräutergarten mit diesem unglaublichen Atomgemüse! War das denn zu viel verlangt?
    Ein Mann und eine Frau schienen sich zu streiten, wobei sie kaum zu Wort kam.
    Während er näher zur Hauswand ging, von der ausgeblichener, ockerfarbener Putz in einer dicken Schicht abblätterte, erkannte Carlo schnell die Stimme von Heiko. Eines der großzügigen, ehemals wohl elfenbeinweiß gerahmten Holzfenster an der Rückseite des ersten Stocks war weit geöffnet. Offensichtlich hatten Sandra und Heiko dort ihr Zimmer bezogen.
    »Ich will hier aber in Ruhe vögeln! Am besten Tag und Nacht!«, schimpfte Heiko vor sich hin. »Da brauch ich keine Zuhörer und Spanner!« Gerade so, als hätte er Carlo entdeckt.
    Aber der stand mehr ratlos als neugierig, von einem schrumpeligen Kirschbaum verdeckt, an der warmen Hauswand.
    »Die haben bestimmt Besseres zu tun, als uns dabei zuzusehen!«, sagte Sandra. Sie schien sich zu amüsieren.
    »Ach ja, und was?«
    Was für eine blöde Frage, dachte Carlo.
    »Na, zum Beispiel selber vögeln!«
    »Ganz genau! Bei dem Dicken und der verhungerten Anwältin läuft doch eh schon lange nix mehr!«
    Hatte Carlo da eben richtig gehört? Sprach dieser Affe etwa von ihm und Anna?
    »Woher willst du das wissen?« Sandra sprach genau das aus, was Carlo sich dachte.
    »Weil ich von CSI Miami bin.«
    Kam der Kerl sich etwa lustig vor?
    »Ich find die beiden ganz nett.«
    »Nett? Willst du mich verarschen?«
    »Ja, nett!«
    »Pah! Nett?«
    Carlo hörte eine Tür knallen. Heiko schien nicht in Hochstimmung zu sein. Carlo wollte sich endlich davonstehlen, als er bemerkte, dass sich Sandra jetzt direkt über ihm aus dem Fenster lehnte. Jetzt unter dem Baum hervorzutreten und so zu tun, als hätte er nichts gehört, war ihm verdammt unangenehm. Er beschloss abzuwarten. Vielleicht würde Sandra das Fenster gleich wieder schließen. Aber was, wenn sie das nicht tat? Dann wäre es noch peinlicher, als es jetzt schon war. Und was, wenn einer der anderen sah, wie er sich dämlich unter Sandras Fenster versteckte?
    Na merci! Er wollte nur nach was Essbarem sehen, und jetzt stand er hier rum wie ein Volldepp. Langsam ging ihm die Sache mit den ungebetenen Mitbewohnern ziemlich gegen den Strich.
    »Hallo!«
    Carlo zuckte zusammen.
    »Hey Bine! … Ne, ich bin schon in Italien!«, sagte Sandra.
    Offensichtlich telefonierte sie. Carlo wagte nicht, nach oben zu blicken.
    »Der Empfang ist hier übel. Was? Jaaa? Cool! … Das Haus? Der Wahnsinn! Das is ne richtige Villa. Ja! Aber Heiko hat da irgendwas falsch gemacht.« Sandra machte immer wieder kurze Pausen.
    »Weil hier auch noch andere Leute sind. … Na, zwei Pärchen, Spießer aus München, aber vielleicht ganz nett und … irgendwie so …, so Hippies aus Berlin. Was? Ne, glaub eher Westen. Kreuzberg und so … und noch ne seltsame, eher feine Dame. Die kann ich nich einschätzen. Was? Ach, nö, ich find das schon wieder ganz lustig. Aber Heiko hat Angst, dass man ihn beim Ficken hört. Als wenn das so spannend wär. Hahaha! Ja genau, Walross!«
    Sie fing an, Heikos Explosionen der Leidenschaft nachzumachen. Es hörte sich fürchterlich an. Fast hätte Carlo laut losgelacht.
    »Natürlich hab ich meinen Vibrator dabei. Auf den is wenigstens Verlass.«
    Endlich schloss Sandra das Fenster, und Carlo konnte das unsichere Versteck verlassen. Ha! Walross! Was für ein Bild! Geschah dem Großmaul ganz recht. Und »Verlass« war auf Heiko ja wohl auch nicht.
    Der Pate nahm eine saftige Tomate und

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